Ansichts-Sache

oder

Wie ich die Dinge so sehe ...

 

 

Hier stehen "Verschwindende Texte",

die aus Platzgründen immer nur vorübergehend sichtbar sind.

 

Für Interessierte, die meine Beiträge gern nochmals lesen möchten, erscheinen - sobald und falls ich dazu komme! - weitere Taschenbuch-Ausgaben unter dem Tiel "Verschwundene Texte" 

Nachtrag: Es laufen einfach zu viele Texte auf! Ich schaffe es vermutlich  also nicht.

Es sei denn, der Himmel schickt mir eine mitdenkende menschliche Korrekturhilfe! -  Himmel! Du bist dran!

 

Der Urheberrechtsschutz / Copyright  (c)  gilt für alle Texte meiner Homepage

Vorübergehend

leider außer Gefecht!

 

 

 

24. - 28. 9. 2023

 

Manchmal ist es gut, viel Text zu lesen,

um sich dann seine ganz eigenen Gedanken

zu einem komplexen Thema zu machen.

Denn vieles beruht auch darauf,

wieviel Information (über was auch immer)

zur Beurteilung zur Verfügung steht.

 

 

Manchmal braucht es nur wenige Worte,

kurze Texte,

um ein inneres Bild entstehen zu lassen,

damit man selbst eine Haltung

zum Gesagten entwickelt

und sich dessen bewusst wird.

 

 

 

Nun soll Kürze den Vorrang haben.

Was immer jemand für sich selbst

auch daraus macht

- oder auch nicht.

24.09.2023

 

Moralische Positionierung:

Migration

Verlassen wir uns auf unser Empfinden, ist das Problem alt. Zu alt. Was tun mit dem schier endlosen Strom der Flüchtlinge? Wie hält man es moralisch aus, wenn man selbst in einem reichen Land wohnt, dass die Armen ausschließt ? Ist man Egoist, Egomane, unmenschlich, asozial? Ist es verwerflich Sorge davor zu haben, dass das lebenslang Ersparte im Alter nun doch nicht mehr reicht, weil alles teurer und teurer wird, die Weltwirtschaft abkackt, die Inflation Halligalli spielt und die Sozialsysteme mehr und mehr ausbluten?

 

Vermutlich geht es vielen Menschen so, dass sie sich im Dilemma befinden. Helfen wollen - aber es nicht ausreichend können. Die klare Einsicht der Endlichkeit einer Hilfe eines Sozialstaates, der bisher sehr großzügig war und es nun aber nicht mehr kann. Manch einer kommt sich schon wie ein Dieb im eigenen Land vor. Andere wiederum sind klar positioniert und fordern: Dies und das steht uns uns. Wir haben dafür gearbeitet, Steuern bezahlt, selbst auf vieles verzichtet. Stimmt ja auch! Auch dagegen ist weder rechtlich noch moralisch ein Einwand zu erheben, weil kein Mensch auf christliche Nächstenliebe des unentwegten Teilens bis zum letzten Krümel Brot moralisch festgeschrieben werden kann und darf.

 

Das Problem: Es geht hier nicht um eine Übergangszeit von 1-2 Jahrzehnten, sondern es geht um einen vermutlich dauerhaften Umbruch, weil sich nicht nur die unkontrollierbaren Ströme weiter nach Europa, vor allem nach Deutschland wälzen, sondern auch weil sich die Weltwirtschaft und damit die heimische Wirtschaft eklatant gerade verändert. Bedeutet: Immer weniger Arbeitsplätze - und die möglichst hochqualifiziert.

 

Wer kommt ist oft Analphabet. Da braucht es viele, entsetzlich viele Jahre, bis bei jedem einzelnen ein Qualitätsstandard erreicht wäre, der eine Eingliederung als gelungen bezeichnen könnte - sprich: ein selbstfinanziertes Leben, eine anständige Wohnung, ausreichende Sprachkenntnisse, um sich zurecht zu finden. Es geht um Millionen... die nicht in Brot und Arbeit kommen, keine Wohnungen finden, Lebensmittel, Ärzte, ... alles  existenzille brauchen und sich dabei vermutlich lebenslang als Menschen dritter Klasse fühlen werden, weil sie es in gewisser Weise ja auch real sind. Dazu kommt das wachsende das Heer jener, die auch schon bei uns abgehängt sind oder wurden - oder sich in ihrer Not selbst abhängten. Jeder Mensch trägt ein anderes Schicksal. Die Masse der gescheiterten Schicksale jedoch ist hochbrisanter Zündstoff, der sich irgendwann entladen wird. Ein natürlicher Prozess, den man auch soziologisch nicht wegreden kann.

 

All das uns mehr ist nun schon endlose Jahre nicht nur bekannt, sondern pflanzt sich ungebremst weiter fort. Unsere Regierungen: Versager an und in der Sache. Ihr Gutmeinen war Blindheit vor der Realität. Ein Migrationsforscher warnte kürzlich öffentlich im Fernsehen vor den Honigtöpfen, die wir den Bienen aufstellten und sie weiter und weiter anlocken. Ein bitterbös richtiges und falsches Bild zugleich. Denn die Honigtöpfe müssen zwangsläufig mehr und mehr in unwürdige Lager umgewandelt werden. Tunnel, Bahnhöfe, alles ist nun angedacht, weil der Wohnraum nicht finanzierbar und vorhanden ist. Rückführungen in den allermeisten Fällen nicht möglich, Hunderttausende, die illegal hier sind, irgendwie auch überleben müssen - wie anders als durch Kriminalität, da sie ja nicht einmal arbeiten dürften, wenn sie es denn könnten.

 

Verelendung, Kriminalität und all das nehmen Fahrt auf. Das  ist kein böses Orakel, sondern erlebbare Wirklichkeit. Die Kommunen überfordert, ein Schlendern durch viele Städte zeigt oft ein Übermaß von drastischer politischer Überforderung. Nein, sie haben es nicht im Griff.

 

Doch wer hat es denn im Griff? Etwa die AFD, die "aufräumen" und kurzen Prozess mit der Migrationsflut machen will? Darauf setzen nun mehr und mehr. Verkennen dabei die europapolitische Wirklichkeit, verkennen dabei vermutlich auch die gewaltige Masse, die sich von rigiden Maßnahmen trotzdem nicht abhalten lässt. Aber das würde sich erst alles zeigen, wenn man in der Verantwortung steht und durch Recht und Gesetz gebunden ist.

 

Und was ist mit den Lagern in Nord-Afrika? Doe großflächig mit Milliardenaufwand entstehen sollen? Und was mit den Hilfen zur Selbsthilfe direkt vor Ort, zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaften, damit die Leute bleiben? .... Immer nur wurde über all das geredet, geredet, geredet. Seit über 2 Jahrzehnten. Hier und da ein klitzekleines Projektchen. Schön. Nachahmenswert - aber nicht durchgreifend, nicht zukunftsträchtig, nachhaltig usw.  Wenn einer da schon etwas geleistet hat, dann sind es wohl die Chinesen mit ihrer Infrastruktur. Ja, ausgerechnet unser ärgster Wirtschafts"feind" war eine gute Spur klüger als wir ehemals überaus arroganten Europäer. Dass ihnen nun mehr vertraut wird, wen wundert es?

 

Für uns heisst es vor allem: Zeitpunkte verpasst. Immer und immer wieder neu.  Diplomatisches Geschwätz ohne Gehalt. Jede Menge davon. Konkrete Hilfen - Ja, auch, aber meist falsch. An falscher Stelle, zum falschen (meist zu späten) Zeitpunkt, an die falschen Personen, so es zwischen den Clanfürsten versickert. Das ist heute in vielen Staaten immer noch so... Milliarden werden buchstäblich in den Sand gesetzt... und da reiben sich einige die Hände!

 

... und wir lernen und lernen es nicht. Irgendwann ist immer alles zu spät.

Und deshalb werden sie weiter kommen. Mehr und mehr und lange -- und wir zahlen in Zukunft wohl alle eine bittere Zeche aus den Fehlern der Vergangenheit.

 

Wie und was wäre die Rettung? - Ich sehe keine, an deren Umsetzung ich zugleich auch glauben kann. Dennoch gäbe es sie. Aber wohl nur in einer Menschheit, die sich einig wäre, wie das Ganze in ziemlich kurzer Zeit global noch umzusteuern wäre. Doch das bleibt Theorie. Weil der Mensch lieber untergeht, als auf seine Pfründe zu verzichten, die er sich einerseits verdient hat und die andererseits fatalerweise auf der Unmenschlichkeit der Fehler der Vergangenheit aufbaut. Einer, die wir nicht so genau und gern anschauen mögen...

 

Seien wir nüchtern - machen wir uns nichts dabei vor.

 

--- und die eigene moralische Positionierung in der Frage: Weiter aufnehmen? Endlich abschotten? -- Es muss sie jeder selbst finden.  So oder so wird es viele Opfer geben. Doch wer will schon selbst das Opfer sein....?

 

 

 

23.9.2023

 

Und weiter, weiter…

 

…mit Fährtensuchern und

 

Spurenlesern

 

 

 

Die Alten und Jungen haben wir kurz betrachtet. Jetzt die üblichen Verdächtigen. Die Hauptübeltäter. Die Erwachsenen. Die letztlich hier alles gegen die Wand fahren. Also wir.  Die so zwischen 20 bis 70. Ab 71 bist du zwar immer noch erwachsen, aber wackelst  langsam Richtung Abstellgleis. Ob es dir passt oder nicht. Kannst dich also, wenn du magst, schon einmal auf den Weg zur kindischen Alten aufmachen.  

 

Doch bedeutet nicht, mit dieser Spezialgruppe kritisch sein: Einen Sack voll neuer Feinde? Schuldsein ist ja immer blöd.

Nützt aber nichts. Von dieser Gruppe wird der meiste Mist verbockt, der unsere Lebensbedingungen mehr und mehr ins Abseits führt. Weltweit. Und wo liegt der Abgrund? Vermutlich im Kern der Absurdität schlechthin. Kaum einer von ihnen ist mehr so weise wie es ein Kleinkind ist. Und die Altersweisheit haben sie ebenfalls noch nicht mit Löffeln gegessen. Die hockt noch in der Ecke ihres Werdens und wartet auf den Erlösungskuss zum Erblühen. Umsonst. Wie fast alle Warterei.

 

Trotzdem gibt es sie auch hier. Diese leisen Weisen. Die sich im Mittelalter des Lebens verstecken. Die so tun, als wären sie Durchschnitt, normal. Sind sie aber nicht. Sie sind Heilige, die nicht erkannt werden wollen. Sie sind Influenzer. Natürlich andere als die Idioten im Netz mit ihren irren Videos. Madame frisiert Pudel, pedikürt ihre Zehen und macht dabei ein laszives Schmollmündchen. Ist die Welt noch zu retten? Natürlich nicht. Lohnt sich ja auch nicht, wenn man diese Sperenzchen für die ganze Wahrheit hielte. Ja, man kann durchaus dümmer sterben, als man geboren wurde. Man muss sich nur das richtige Zeitfenster aussuchen. Derzeit ist es sehr günstig zu retardieren.

 

Aber es gibt ja auch andere. Menschen. Die nicht nur allein Influenzer sind, sondern Mamas, Papas, Chefs, Metallarbeiter oder Putzfrau. Alles nur Schlechtreden ist fantasielos. Nicht nur nach den leisen Weisen ist also Ausschau zu halten, die uns hier und da etwas Flüstern, sondern jenen, die dafür auch ein Ohr haben. Dieses Ohr ist mit dem Herzen verbunden. Und mit dem Bauch. Und mit dem Hirn. Das geht durch und durch. Und wenn sie einmal etwas richtig verstanden haben, dann setzen sie es um. Und sagen nicht: Schön, ich habe es verstanden. Jetzt will ich das nächste Geheimnis verstehen… Sonst langweile ich mich am Leben.

 

Nein, sie ziehen ernsthaft Konsequenzen aus dem, was sie verstanden haben. Heißt: Erkennen, umsetzen, leben, verändern. Zum Besseren. Das ist natürlich eine Minderheit. Aber es sind die einzig Interessanten unserer Spezies, unserer Übeltätergruppe, die noch nicht durch und durch verdorben ist. Die da, wo das Hirn in seiner Ganzheit mit Herz und Bauch noch funktioniert. Die da, die immer wieder neu Koalitionen von Vernunft und Erkenntnis schmiedet. Das ist gut. Die da...

 

Denn hier tut sich was. Zart, leise, fast unbemerkt. Etwas Hoffnungsvolles. Hier werden dann auch neue Erfindungen gemacht, neue Impulse gesetzt, die diese dröge Evolution endlich mal ein klitzeklein bisschen puschen (könnten).

 

Wo findet man die. Überall. Aber die Frage ist falsch gestellt. Denn da sie überall sind, muss man fragen: Wer findet sie? Und was finden sie? Und was machen sie draus? … Na ja, die Spurenleser, die Fährtensucher, die die Lust auf das wirklich Neue haben, dass ein Besseres verspricht. Nicht abgedroschenes Politstroh. Kein Wirtschaftsgewäsch. Lebendiges, das uns als Lebewesen achtet und ehrt. Und das wir selbst auch zurückgeben, mit Hochachtung vor allem, das es verdient hat. Denn das tut das Neue an sich keineswegs immer: Automatisch das Bessere sein!  Auch Murks hat die Möglichkeit, sich ein neues Hemdchen überzustülpen und so zu tun, als sei es die personifizierte Sinnhaftigkeit. Pustekuchen.

 

Fährtensucher, Spurenleser wissen ja, wonach sie schauen müssen. Nämlich nicht auf den übelriechenden Wegen des Wohlstandsmülls, der nur die eine irre Variante kennt: Wachstum, Wachstum, Wachstum – bis dieses Geschwür in seiner begrenzten Endlichkeit natürlich platzt. Dann braucht man Betaisidona. Also dieses Jodzeugs, um zu verhindern, dass dieses geplatzte Geschwür… ach, wisst ihr doch selbst. Brauche ich nicht auszuführen. Hilft dann aber trotzdem nicht.  .... Weil, zu spät.

 

Also nochmals. Noch kein Fazit über all das. Sondern nur das: Diese Erwachsenen zwischen Baby und Greis sind das Hauptproblem. Sie lenken Geldströme, Bildungseinrichtungen und Börsen. Sie erlassen unsinnige Gesetze, verhindern vernünftige und lassen die wunderbare Erde zu einem elenden Müllhaufen verlottern. Und dafür haben wir sie dann gewählt. Oder auch nicht. Aber sie haben es verbrochen. Verbrechen es weiter, auf allen Ebenen. Sie haben ihrem dummen Volk nicht frühzeitig genug auf die Finger gehauen. Haben stattdessen immer weiter falsche Anreize gesetzt. Machen sie immer noch, diese Dösbaddel.

 

Was also machen wir mit denen? Nichts. Wir müssen ihren Mist so lange ertragen, bis sie es selbst auch nicht mehr ertragen. Und bis dahin braucht es noch etwas Zeit … und etwas mehr Müll, und mehr, viel mehr Regen, mehr Hitze, Tornados, mehr Beben… vor allem aber und noch ganz viel mehr Verstand.

 

 

22.9.2023

 

Und weiter… (im Anschluss an den Gedankenbandwurm vom  17.9.)

 

Als würden sie in die Hölle entlassen

 

Am 17.9. schrieb ich unter anderem über die Alten, heute über die Jungen. Wenn die Kinder auf die Erde kommen, wissen sie alles. Jedoch hat der Herrgott es verfügt, dass sie es uns nicht sagen können. Sie brabbeln längere Zeit Spucke vor sich hin. Irgendwann lallen sie und formen Laute. Gagga zum Beispiel. Das ist ein Papa und ein Bagger und eine Mama. Alles gagga. Und das winzig kleine Zeigefingerchen zeigt dabei auch richtig auf Bagger, Mama und Papa und nicht auf den Bär.

 

Die Kinder wissen noch alles. Aber sie nehmen es gelassen. Tun so, als wüssten sie nichts. Als ob es nur um Brei geht. Oder um eine besch…ne Windel. Oder Muttermilch oder so.  Kinder kommen aus Sphären, die uns Erwachsenen nicht mehr zugänglich sind. Nach dem Tod vielleicht erst wieder. Auch für die vorübergehend desorientierten Atheisten heißt es vermutlich dann: Nix nur Staub, ... wie erhofft. Sondern weiter mit der Maloche.

 

Dann wissen wir es auch endlich wieder, warum wir es schon mal wussten, vergaßen und dann wieder neu finden sollten: Den individuellen Grund, warum wir eigentlich  leben! –

 

Warum wir ständig kämpfen müssen, geärgert und herausgefordert werden. Wer Glück hat, wird auch geliebt, geachtet oder hat Erfolg. Keiner wägt ab, wie vielen Mitmenschen es so dabei ergeht, wie sie sich dabei fühlen, langweilen oder quälen. Stattdessen wird das Liebesleben der Sardellen (ernsthaft!) im Meer untersucht und die Auswirkung ihres unvermeidlich spektakulär quirligen Sexualaktes auf die Meeresströmung mittels teurer Expertisen untersucht. Man will ja nicht dumm sterben!

 

Na toll. Auf so einem Planeten leben wir! Ist doch kein Wunder, dass die zunächst noch wissenden Kinder dann in eine Amnesie mit drei oder vier Jahren verfallen wollen und so tun, als wären sie normale Menschen, so wie ihre Eltern und die anderen komischen Erwachsenen – und nicht mehr die Allwissenden, die Brücken zwischen Himmel und Erde schlagen könnten.

 

Tragisch ist ja nicht, dass sie ihr Wissen vergessen, sondern tragisch ist vielmehr, dass viele (die meisten?) es bis zum Tod auch nicht mehr wiederfinden. Futsch. All diese schöne Erkenntnis, was es mit dem Leben so auf sich hat. Wegradiert, ausgeputzt, mit schmutzigem nassen Lebenslappen auf der persönlichen Schultafel des Lernens.  Und dabei wusste man es mal so genau…Wusste einmal, was man hier wollte, wozu das ganze Desaster dient, dem oft auch eine unendliche Süße innewohnen kann.

 

Und nun? Wie immer. Ab hinein in die Normalität, wenn du kein Kind mehr sein darfst. Rein in die Profanität der Polarität. Dort kann man sich umtun oder sich was antun. Wie man halt so drauf ist. Man kann Geld als Influenzer scheffeln oder auch Sozialhilfe. Übrigens auch als Influenzer. Das Leben ist oft bizarr mit seinen Möglichkeiten. Man kann Kinder zeugen und die gleiche Sache endlos wiederholen. Kann im Knast landen oder im Vatikan. Obschon die Frage ist, ob so mancher Vatikaner sich auf andere Weise früher oder später vielleicht auch in eine Art Knast fühlen mag. Gedankenknast.

 

Ach. Gedankenknast. Bei mir dürfen Gedanken  das Fliegen lernen. Ich lasse sie frei. Bei Wind und Wetter. Und ich beobachte, dass es da auch Drückeberger in mir gibt. Die wollen gar nicht raus. Die Krallen sich in meinen Synapsen fest, als würden sie in die Hölle entlassen. Dabei dürfen sie doch einfach nur frei sein. Wollen sie aber nicht. Sie wissen nämlich, was es mit der Freiheit auf sich hat. Sie sind raffinierte Gedanken. Nicht mehr so sonderlich abenteuerlustig, aber berechnend. Dennoch so'n bisschen scheu, weil sie wissen: Freiheit und Verantwortung sind untrennbar miteinander verbunden. Ähm… Unbequem.

 

Und jetzt? Jetzt habe ich da jede Menge Stubenhocker. Ich werde ihnen noch schwer zureden müssen, sich endlich einmal von mir abzunabeln. Diese kleinen Feiglinge, die mehr wissen als die Ausbüxer in mir… Aber davon ein andermal mehr. Also von den Stubenhockern und Ausbüxern… und den Zögerlichen, die aus mir rausgehen, aber immer nur um meinen eigenen Kopf schwirren. Sicherheitshalber. Denn stoßen sie mit den Gedanken der anderen Ausbüxern zusammen, gibt's crash...

 

Fortsetzung ist unvermeidlich!

 

21.09.2023

 

Keine grinst.

Keine streckt die Zunge raus!

 

 

 

Vor ein paar Stunden. Anlassbedingt. Ich saß mal wieder beim Arzt. Warum? Steht unten. Siehe die letzten beiden Beiträge.

 

Musste warten. Normal. Hatte meine dystopische Sibylle-Berg-Bibel vergessen. Also Griff nach einer Zeitschrift. Brigitte. Oh weh. Auch Dystopie. Aber Gegenwart. Also schlimmer. Weil jetzt. Real. Die anderen Blätter: auch nicht besser. Lese das Editorial. Die Chefredakteurin persönlich. Oh weh, oh weh!  Bei dem Monatsgehalt schreibt die so'n Zeug? Dass die sich nicht schämt. Uns Leserinnen so zu unterfordern.

 

Für welche Sorte schreibt das Weibchen? Für Weibchen halt. Antworte ich mir. Für Ihresgleichen. Antworte ich mir weiter. Deshalb ist sie goldrichtig auf dem Sessel. Den Ball schön flachhalten bleiben beim Schreiben. Kein Synäpschen überfordern. Das gelingt. Vermutlich Woche für Woche.

 

 Ich blätterte. Models, überall Models. Aber dafür ist ja so eine Zeitschrift auch da. Sie macht also alles richtig für ihr Publikum. Und dass ich mich da jetzt mal fies mit meiner eigenen Sichtweise reinquetsche: Mein Problem.  Ich könnte ja auch in der Apothekerzeitschrift rumblättern. Liegt ja auch da herum.

 

Ich blättere bis Seite 27. Weitere 69 Seiten erspare ich mir. Ich bin optisch im Hamsterrad. Renne mit den Augen fassungslos über die Seiten. Models über Models. Die Sache fängt mich an zu interessieren. Es soll sich noch zur Faszination steigern. Mein Gott! Seite 27 erst. – Das hört ja gar nicht mehr auf.

 

Jetzt will ich es aber genauer wissen. Ich beginne ernsthaft zu zählen. Von Seite 27 zurück bis Seite 1. 46 Models. Dazwischen auch mal was Text. Langweilig. Wie das Editorial. Also passend. Wieder alles richtig gemacht. Bravo. 46 Models gezählt. Mag sein, dass die eine oder andere doppelt drin ist. Fällt eh nicht auf. Denn: Alle sehen gleich aus. Alle sind dünn, was in der Branche als schlank bezeichnet wird. Keine lächelt. Keine lacht. Keine grinst. Keine guckt fröhlich. Keine macht Faxen, keine streckt die Zunge raus.

 

Mädels, was ist mit euch los? Seid ihr krank? Traurig? Frustriert? Seid ihr unterbezahlt, depressiv oder launisch? Obschon ihr alle völlig andere Haarfarben habt, seht ihr gleich aus. Wie macht ihr das? Oder macht man(n) euch? Auch hat die eine oder andere einen biestig reinblickenden Botoxschmollmund, während eine andere verkniffen blickt und dennoch seid ihr wie aus einem Guss. Oder soll das lasziv aussehen und ich bemerk das nicht? Egal, was ihr anhabt oder nix anhabt. Maxi oder nackt. Immergleich. Ihr seid Klons. Und überhaupt guckt ihr alle dermaßen motzig aus den Fummeln, dass man echt besorgt fragen muss: Wie geht es bei euch zu?

 

Schlägt man euch, bevor ihr auf den Laufsteg müsst? Es gibt ja subtile Methoden, die keine blauen Flecken hinterlassen. Steht ihr unter Drogen, warum niemand von euch fröhlich lacht? Obschon! Da gibt es doch Lachzeugs mit eingebautem Laberflash, das albern macht.  Oder steht im Vertrag: Lächeln verboten, sonst Rausschmiss?

 

Habt ihr etwas zu sagen? Ihr wirkt wie stumme Fische. Hat man euch die Lippen mit Klimakleber angeklebt? Ist das euer Protest, den bisher nur jeder falsch verstand? Seid ihr am Ende Rebellinnen? Etwa Amazonen und kämpft für legebatteriefreie Zonen auf dem Saturn?

 

Tragt ihr Magenbänder, müsst ihr euch ständig irgendwo operieren lassen? Nehmt ihr Abführmittel? Seid ihr mit Anfang 30 Schrott in der Branche? Habt ihr Sorge, dass sich bis dahin noch nicht der richtige Kerl fürs Leben gefunden hat? Das mit den Kerlen ist ja echt ein Problem. Aber immerhin habt ihr da zunächst die besseren Chancen, als die Normalofrauen eurer Restspezies.

 

Jede von euch ein Einzelwesen. So rein atomar gesehen. Das nehme ich euch ab. Aber sagt dennoch: Wie macht man das, dass man bei aller Individualität so erschreckend gleich aussieht mit den anderen, den roten, blonden, blauen, brünetten. Mit den schlitzäugigen, schmolllippigen, magersüchtigen, arrogant oder ganz traurig wirkenden Model-Häschen, die doch nichts wollen, als nur auf ehrliche Weise ihr Geld verdienen. Eine Glatzköpfige habe ich vergeblich gesucht. 

 

Oder beschimpft man euch vorher? Von irgendwoher muss es doch kommen, dass ihr alle miteinander diesen unendlich depressiven Zug im Gesicht habt. Oder kann man den reinschminken?

 

Ich bin sicher, jede von euch sieht völlig normal aus und hat auch völlig normale Gefühle, wenn man euch in einer völlig normalen Umwelt unter völlig normalen Umständen antrifft. Zum Beispiel im Jogginganzug in der Küche beim Kartoffelschälen. Oder beim Abfallruntertragen im Treppenhaus. Oder im Nachthemd abgeschminkt im Lift. Ihr seid gewiss ganz normale Frauen. Mit Freude und Glück, Liebeskummer und neuen guten Vorsätzen, Lust an Klatsch, Kind, Kunst und Kohle - weil ihr doch auch Träume habt. Vom Leben und so.

 

Befragt eure Arbeitgeber doch endlich einmal danach, warum ihr immer so traurig reinschauen müsst, obschon ihr völlig normal seid…

 

Vielleicht hebt es eure Lust an der Arbeit, wenn ihr auch mal Faxen machen dürft, die mit ins Bild kommen?...

19.-20.9.2023

 

Es klingelt.

 

Guten Tag, Gestatten, Herr Krise

 

Ich: Ich bin bedient. Nein, danke.

 

Krise: O, o… so läuft der Hase nicht. Es ist ja nicht so, als ob Sie die Wahl hätten.

 

Ich: Hab ich nicht?

 

Krise: Nein. Ihre Wahlfreiheit besteht lediglich in der Wahl der Mittel. Aber nicht darin, ob ich als leibhaftiger Vertreter Ihrer Krisen generell zu verhindern bin. Darf ich bitte Platz nehmen? Dann plaudert es sich doch leichter.

 

Ich: Nein.

 

Krise: Na gut, dann schauen Sie bitte im Stehen in meinen Katalog. Nur habe ich das Gefühl, dass Sie derzeit kaum stehen können? Sie sehen noch ziemlich mitgenommen aus. Sie schwanken ja jetzt schon. Die Schmerzen scheinen noch heftig zu sein.

 

Ich: Ja. Heftig. Bin ich auch. Mitgenommen. Habe die Schnauze voll von Krisen.

 

Krise: Aber, aber! Frau Schyboll. Bleiben wir doch gesittet. Ich bin ja nur da, um Sie auf kreative Möglichkeiten aufmerksam zu machen. Denn es fällt auf, dass Sie lebenslang sehr fantasielos wählen, was persönliche Krisen angeht.

 

Ich: Tu ich das?

 

Krise: Na sehen Sie doch selbst. Schauen Sie sich an. Ein Häufchen Elend. Ihre Rückseite rot, braun schwarz, grün, blau. Das muss man erst einmal schaffen. Das bekommt man nicht von einem leichten Fall. Dazu erstaunlich großflächig. Und ständig müssen sie damit noch weiter  zum Arzt. Nicht einmal klar ist, was nun mit ihrer Wirbelsäule los ist, nachdem Sie einen so heftigen Abflug auf der Steintreppe gemacht haben. Tz, tz, tz.... Das muss ja ganz schön in ihrem Körper gerumpelt haben. Habe ich recht?

 

Ich: Ja.

 

Krise: Dann lassen Sie uns doch mal schauen. Wir haben auch immer wieder Sonderangebote für Menschen wie Sie, die offenbar fest daran glauben, dass man mit Krisen irgendwie schneller weiterkommt. Es ist zwar nicht so ganz falsch, aber stimmt auch nur bedingt. Denn wenn man sich ständig Krankheits-, Unfall- und sonstige Körperkrisen mit überaus heftigem Schmerz zulegt, ist es mit Ihrem gewünschten breiten Lernspektrum auch nicht so besonders weit her. Oder hatten sie ursprünglich eine Art Folter-Erfahrungs-Inkarnation gewählt und haben sich kurzfristig fürs immer wieder neue Überleben entschlossen und das Ganze leicht abgedämpft? Und Fantasie fehlt Ihnen doch im Allgemeinen nicht. Habe ich recht?

 

Ich: Das lieben sie wohl. Dieses: Habe ich recht?, Habe ich recht?... Sie wollen doch immer nur recht haben!  - Habe ich recht?

 

Krise: Pardon. Ich war unaufmerksam in meiner Wortwahl. Das sollte mir eigentlich nicht passieren. Aber Ihr doch recht berechenbares Verhalten in Sachen Krise reizt mich unbewusst dazu. Aber nun schauen Sie doch mal. Hier haben wir eine wunderschöne Liste, aus der Sie Ihre nächste höchstpersönliche Krise wählen und gestalten können, damit ein wenig mehr Vielfalt in Ihr Erfahrungsspektrum kommt. Ich lese mal vor: Partnerschaftskrise, Finanzielle Sorgen, Streit mit gleich mehreren Nachbarn, Steuerhinterziehung, Beleidigungen (aktiv beleidigen oder beleidigt werden), Autoklau, Faschistischer Über…

 

Ich: Stopp, Stopp, Stopp! Sie sind wohl verrückt?

 

Krise: Ja, das haben wir auch im Angebot. Aber Sie lassen mich ja nicht ausreden. Verrücktwerden, Pflegefall in der Psychoklapse,  Flugzeugabsturz und schwerverletzt überleben, Rückzug des Papstes in die Politik (Finanzsektor), Entführung, Belagerung Ihres…

 

Ich. Schluss jetzt. Das ist ja abartig, was Sie da vorschlagen.

 

Krise: Nein, das ist normal. Das wählen Ihre Mitmenschen Tag für Tag. Andere wählen auch Erdbeben, Überschwemmung, Obdachlosigkeit oder Meuchelmord. Aber Sie, Sie wählen ständig irgendwelche Krankheiten und Unfälle…Wollen Sie tatsächlich dabei bleiben?

 

Ich: Ja. Nein.

- Ach, hauen Sie doch ab. Lassen Sie mich in Ruhe. Ich muss sehen, dass ich endlich wieder auf die Beine komme und vor allem auch darauf stehen bleiben kann…

 

18.9.2023

 

O du dickes Ei!

Heute etwas von der Wochenend-Tatsachen-Front

 

Meine Gedanken sind mal nur bei mir selbst. Und meinem dicken Hämatom. Eierig wie ein Ei. Dick wie ein Gänse-Ei. Ich bin die Treppen runtergestürzt. Böse aufgeschlagen. Steintreppen. Halbe Etage. Ungebremst. Schmerzgebrüll. Aber das war besser als Stille. Denn dann wäre ich wohl ohnmächtig gewesen. So aber war wenigstens das Empfinden für Schmerz da.

 

Es war sehr heftig. Chinesischer Schiefer ist verdammt hart. Da können Laster drüber fahren, ohne den Belag zu zerstören. Minutenlang war keine Bewegung möglich. Etwas gebrochen? Unklar, weil ja, ich wiederhole mich, keine Bewegung möglich. Der Körper traumatisiert. Mein Gehirn zwar nicht, aber das sind so fließende Grenzen.

 

Nun hatte ich ja erst kürzlich meine schwere Rückenoperation. Die 8 Verschraubungen sind ja noch nicht eingewachsen. Und was mit den Platten an der Wirbelsäule ist? Keine Ahnung. Ist das nun alles irgendwie kaputt? Meine überaus bange und einzige Frage in diesem Moment. Es brauchte Zeit, bis ich mich langsam wieder bewegen konnte. Und dann noch mitten im Schmerz die erste Erleichterung. Nichts gebrochen! Nur schwere Prellungen,was auch immer. Konnte dann sogar irgendwann wieder aufstehen. Krumm zwar, aber das war erst einmal beruhigend.

 

Heerscharen von Schutzengeln müssen um mich gewesen sein, dass es nur Hand, Bein und Seitenlage betraf. Und ich nicht klatsch platsch auf meiner Wirbelsäule gelandet bin. Da haben mich vermutlich die Erzengel während des Abflugs nach unten noch schnell auf die Seite gedreht.

 

Wie das passieren konnte? Eine Mikrosekundengeschichte. Das Typische schlechthin. Haushaltsunfall. Hatte geputzt. Treppenhaus pitschnass, mein Bewusstsein dabei auf "Gefahr" eingestellt. Dachte noch: Geh langsam! Geh vorsichtig! Also ging ich sehr langsam und vorsichtig. Doch wenn etwas passieren soll (also schicksalhaft und so!) dann passiert es halt. Trotz Gefahrenbewusstsein. Zack! Voll aufgeknallt und von Steinstufe zu Steinstufe aufgeschlagen. Kein Abbremsen möglich. Später dann: Na ja, die Hausschuhe waren im Sohlenprofil leicht rutschig. Offenbar einen Tacken zu rutschig. Gleichzeitig so festsitzend am Fuß, so bequem, dass man so etwas normal nicht direkt in den Müll schmeißt. Jetzt aber. Ohne zögern: Müll.

 

Der Nachmittag, der Abend: Schmerz. Noch ganz gut aushaltbar. Große Erleichterung, großer Dank. Dankbarkeit kann ich gut. Die Adresse ist zwar immer etwas unklar, wohin genau es damit geht. Aber es geht. Immer. Denn irgendwer hat es im Pech doch noch gut mit mir gemeint.

 

Dann die Nacht. Drei Uhr. Der Schmerz wird unerträglich. Das Hämatom "plötzlich" ein Riesending. Ein Gänseei? Ein Dino-Ei. Dann ein Krampf im Bett. Das auch noch. Keine Bewegung möglich. Ein Glück nur, dass ich nicht alleine leben muss. Wäre ich Single, dann wäre die nächste Frage gewesen: Wie komme ich nun in den Keller und besorge mir Kühlungseis? Die Antwort wäre gewesen. Gar nicht. Nichts ging mehr. Zum Glück habe ich einen Ehemann. Einen zweiten Schutzengel. Ab in den Keller!

 

Die ersten Stunden brachte die Kühlung schmerztechnisch scheinbar gar nichts. Um vier Uhr nachts hielt ich es ohne Tabletten nicht mehr aus. Da ich ja häufiger Schmerzpatient bin habe ich Vorräte. Zum Glück! Die möchte ich niemals mehr missen müssen!! Es war schlimm genug für die medizinisch erlaubte Höchstdosis für solche Fälle. Die Fälle sind verschieden. So wie die Unfallereignisse des Lebens an sich. Ich kenne mich ja aus. Auch hier: Wirkung spät, gegen 6 Uhr morgens. Bis dahin Kühlung der enormen Hitze. Wie heiß man ohne Fieber werden kann, wenn die Schmerzen nur heftig genug sind! Unglaublich. Mir wurde fast schlecht davon. Also auch Wasser her. Tat mir gut, aber zwang mich zur Toilette. Mehrfach. Mehrfach ein neues Schmerzdesaster, weil ja nur minimale Bewegungen möglich warfen. Aber gegen 6 Uhr morgens bin ich dann doch vor Erschöpfung eingeschlafen. Immerhin zwei Stunden.

 

Danach wurde es erträglicher. Alles ist noch dick, geschwollen, aber ich kann mich wieder krumm ein wenig bewegen.  Drehen im Bett geht noch nicht. Aber das kommt wieder. Ich kenn das ja.

 

Schmerzen kommen und gehen. Und das Gehen schmeißt dann immer auch mit Endorphinen nur so um sich. Das finde ich freundlich. Das hat der liebe Gott gut gemacht. Wenigstens eine Belohnung danach.

 

Muss man nur oft genug erlebt haben, am besten gleich vielfältig von Kopf bis Fuß, dann hat man auch ein feines Empfinden dafür entwickelt. Mir sind da im Laufe des Lebens richtige Antennen gewachsen, was das Glück nach dem Schmerz angeht, wenn er dann irgendwann geht. - Adieu! Bleib fort von mir...

 

Es wird noch eine Weile weh tun. Aber das ist alles nicht schlimm. Wäre da bloß nicht diese Verunsicherung… die Unsicherheit, wann es mich wo wieder einmal niederschlägt. Es ist alles so unkalkulierbar. Das ganze Leben. Selbst ein einziger harmloser Treppengang. Aber das ist das Risiko, wenn man zur Welt kommt.

 

Sollte man sich vorher gut überlegen.

 

***

 

Nachtrag nach Arztbesuch:

 

Na ja, hab die Sache wohl doch etwas unterschätzt... brauche mehrere Verlaufskontrollen in der nächsten Zeit beim Arzt . Ist alles doch  heftiger als erwartet und geröngt werden muss auch... Manchmal sieht es anders aus als es sich anfühlt.

Tja, Fake-Welt eben! Man kann sich auf nichts verlassen. Nicht einmal auf Verletzungen.

 

 

17.9.2023

 

 

Und weiter…

 

 

Also das mit dem Gedankenbandwurm… und den Ideen-Flüchtlingen in meinem Kopf.

Das  lass ich jetzt noch ein wenig zu. Bis es mir zu bunt wird.

 

Keine Sorge, das wird es irgendwann.  Jetzt aber so. Mehr frei assoziierend. Fließen lassen, unzensiert. Wie es halt so rauskommt. Kein festes Thema. Die Gedanken stehen echt Schlange im Kopf. Manche drängeln. -  Pack! Benehmt euch gefälligst!

 

Blöd nur. Da sind immer noch keine witzigen dabei. Warum machen die sich so rar. Gefällt es ihnen nicht bei mir? Oder denken sie, die ist doch eh immer ganz anders drauf. Für Witze taugt die gar nicht. Was sollen wir bei der? Wenn sie einen erzählen würde, fielen die Zuhörer eh ins Schlaf-Koma.

 

Na ja, ich nehm's mal so hin.  Die Zeit ist einfach nicht danach. Worüber sollen sich auch die 7,568 Milliarden meiner Leser kaputtlachen? Über Kims Waffenlieferungen an Putin? Über die begründete Wut der Tierschutzvereine, die nach Corona vor dem Aus stehen? Oder über die Meere mit 30 Grad plus? Da zeigt mir doch jeder einen Fimmel, wenn ich mit blöden Witzen käme. Komm ich ja auch nicht. Nicht mal die unnützen Gedanken in meinem Kopf machen diesen Zirkus mit.

 

Stattdessen drängelt sich Banales nach vorne. Also das von jener Art, das uns früher oder später doch alle erwischt. Alter zum Beispiel. Altwerden in einer Zeit, die noch von ganz anderen Dingen gekennzeichnet sein wird, als das, was sich da gerade anschleicht. Okay, ein paar Roboter in Altenheimen oder privaten Haushalten wird man nun mehr und mehr zu sehen bekommen… aber der Rest des aufs finale Ende warten wird vermutlich auch nicht lustiger sein. Selbst dann nicht, wenn der dummdreist lächelnde Roboter den Umarmungsinput in seiner Software hat und seine derzeit noch wenig fleischigen Arme aus Metall um den mehr fleischigen Nacken der Alten legt. Schmusi, Schmusi, guter Opa. Warte, warte noch ein Weilchen. Dann aber…

 

Nee, banal ist das nicht. Auch wenn es millionenfach tägliche Realität ist. Genau so! Wer zeitlich näher am Alter dran ist, wird sich schon ein paar Gedanken mehr machen, als jene, die derzeit immer noch vom letztmöglichen Traumurlaub auf den sinkenden Malediven träumen. Demnächst dann nur noch  mit Unterwasserhotels und Taucheranzug.

 

Also meine Gedanken. Eigentlich müsste da mehr Disziplin rein. Aber warum eigentlich? Für wen die Disziplin? Ich brauch sie nicht. Ich habe ja nur den Käfig im Kopf geöffnet. Weiß der Teufel, welcher Gedanke zuerst da war. Wabern durch den Hippocampus, nah beim Archikortex. Ecken gegenseitig an, beschimpfen sich. Schluss. Ruhe im Kopf. 

 

Hier! Schreit schon wieder der Altersgedanke. Der war eben doch schon mal da. Hatte sich zurückgezogen. Jetzt aber wieder neu. Quengeliges Etwas.  Bin ja selbst nicht mehr so taufrisch. Aber auch noch nicht so richtig alt. Aber wann ist man eigentlich richtig alt? Wenn man ein Hörgerät braucht? Da lache ich mich aber gleich kaputt. Das habe ich seit vielen Jahrhunderten. Ok. Übertrieben. Aber seit vielen Jahren. Also das kann es nicht sein. Oder wenn man gefüttert werden muss? Wenn man sich die Schuhe nicht mehr zubinden kann. Aber dafür gibt’s ja Pantoffel, Schluffen, Sneakers oder Ballettschühchen. Alle ohne Schnürsenkel. Ich weiß nicht, wann man richtig alt ist. Und der blöde Spruch, man ist so alt wie man sich fühlt, ist auch nur Murks, wenn ich hier ernsthaft nachfrage. Und keiner gibt mir eine Antwort.

 

Dann denke ich jetzt einmal anders darüber nach. Krass. Unschön. Denn das kann jedem von uns passieren. Ich gönn es keinem. Mir selbst auch nicht. Also stellen wir uns vor: Man ist alt. Klar im Kopf, aber körperlich Hilfsbedürftig. Bekommt Hilfe bei der Morgentoilette, Wäsche, Zähneputzen, Anziehen, Frühstück. Bums. Aus mit dem ersten Abenteuer des Tages.

 

Dann wartet man vom Frühstück auf das Mittagessen. Täglich neu hoffen, dass es genießbar ist. Von Lecker träumt schon lange niemand mehr. Essen da. Bums. Aus. Ab ins Bett. HalberTag geschafft. Wow. War das spannend.  

 

Mittagsruhe. Kein Schlaf. Aber liegen müssen.  Steht so im Plan. Wieder Aufstehen. Mittag vorbei. Sonst kannst du abends nicht schlafen. Aber das kannst du eh nicht. Konntest du ja auch heute Mittag nicht. Zur Belohnung ein Kaffeeteilchen. Eine Tasse Muckefuck. Cappuccino kostet extra. Wenn mal Besuch kommt, dann gönnen wir uns den. Kommt aber selten. Eigentlich fast nie. Abendessen. Waschen, Gedöns, Tablettenzeugs, Spritzen. Licht aus. Bums aus.

 

Was für eine überaus spannende Lebensphase. Millionen erleben sie. Vollbewusst im Kopf. Am und mit dem Körper. Tag für Tag. Monat für Monat, Jahr für Jahr. Immer weiter.  Können sogar darüber nachdenken.  -  Na, ist das lustig? Jeden Tag das Immergleiche immer neu. Verboten ist die Frage ohne Fragezeichen: Was soll das Ganze! Man muss doch dankbar sein. Immerhin Vollverpflegung. Hat in Äthiopien auch nicht jeder.  Und, Überraschung!, Weihnachten schmeckt es mal besser.

 

Wen es so erwischt, der hat ein wahrlich sinnerfülltes Lebensalter. Ich kenne so einige, die sterben wollen. Können es aber nicht. Umbringen will man sich auch nicht. Ist umständlich. Könnte schiefgehen. Kann ich verstehen, würde mir auch so gehen. Dennoch ein immer wiederkehrender Gedanke, der seine Tagesschleifen im Kopf dreht. Was also hat man zu lernen, wenn man auf diese Weise alt wird: Hilflos, aber klar im Geist?

 

Hat die Politik eigentlich darauf eine Antwort, oder die Wissenschaft oder die Religion? - Nee. Ich aber. Ich weiß, warum es in diesen tatsächlich vielen Fällen drum geht:   … lächeln lernen: Über das was man Lebensalter nennt. Über das, wie die Welt heute so gestrickt ist. Und welche Luftmasche man selbst darin spielt.  Über das, was wir nun Jahrzehnte lang gelebt und versäumt haben. Über das,  was die Absurdität im Kontext des Lebens eigentlich von uns will… lächeln lernen. Einfach mal locker sein.

 

Nachsatz:

Wer sind die Leute, die das so erleben? Das sind die werdenden Gurus der nächsten Reinkarnation. Das sind die zukünftigen Weisen, die jeden Blödsinn schon hinter sich haben, wenn sie sich erneut auf der Erde blicken lassen… um uns zu belehren in Sachen: Gelassenheit.

 

Das sind die, die dann immerzu lächeln, wenn unser Planet des Unsinns sich anschickt, endlich mal ernsthaft den Sinn des Ganzen zu hinterfragen.- Sie wissen es. Die weisen Buddhas der ganzen Welt, die nach dem Tod auch das Altersheim noch überlebt haben und mit Rückkehr drohen...

 

 

16.9.2023

 

Spüre etwas,

 

was mich bange

 

werden lässt...

 

 

Also gestern. Ich wollte was Lustiges schreiben. So richtig voll witzig. Wo jeder unbedingt drüber lachen muss. Das klappte nicht. Das frustrierte mich. Und nun saß ich da. Nicht etwa, dass mir nichts einfiele. Das kommt ja nicht vor. Aber mir fällt nicht immer das ein, worauf ich gerade mal Lust habe. Sondern manchmal fallen mir Sachen ein, die ich ganz unbedingt nicht schreiben will. Dann hab ich ein Problem. Mit mir selbst. Nicht schön.

 

Also gestern. Da war so eine Situation. Ich wollte unbedingt etwas auf meiner Homepage posten. Warum eigentlich unbedingt? Die Frage ist noch immer offen. Vielleicht eine Art Zwanghaftigkeit… ach quatsch. So ist es ja auch nicht. Jedenfalls klappte das mit dem Lustigsein nicht. Blöd auch.

 

Also nahm ich in meiner mittleren Verzweiflung einen "alten Text". Genaugenommen uralt. Mindestens schon ein paar Jahre. Und dachte. "Wahrheit" geht immer. Ein Text über Wahrheit ist doch voll exotisch in Zeiten von Dauer-Fake. Da kann man doch mal was über die Wahrheit schreiben. Davon haben wir doch beileibe nicht genug. Kann doch mal jeder drüber nachdenken. All die Milliarden, die bei mir mitlesen.

 

Also, dann nahm ich diesen alten Text. Ausnahmsweise. Kürzte ihn heftig,fummelte leicht was rum, stellte ihn ein. Heute Morgen dann: Mist! Das bin doch nicht ich! Das war ich einmal. Vor ein paar Jahren. Da hab ich so geschrieben. Nicht, dass ich es heute anders sehe. Aber mich langweilen nun einmal meine alten Texte. Grundsätzlich und fast immer. Egal, welche Qualität sie bergen. Das ist echt komisch. Selbst dann, wenn ich sie heute fast genauso schreiben würde. Ich mag meine alten Texte nicht lesen. Nie. Bin immer heiß auf ein Neues. Auch so eine Marotte von mir.

 

Warum eigentlich nicht der alte Text, wenn ich doch in zentralen Punkten meine Meinung noch gar nicht geändert habe. Und sich auch keine andere Sichtweise über die Wahrheit leise in mir einschlich? So etwas wie Wahrheit ist doch eh universell. Und dabei so groß, dass man immer nur Facetten davon erhascht. Also reg dich doch nicht schon wieder über dich selbst auf! Hast wohl sonst keine Probleme! Musst dafür höchst persönlich dafür herhalten, damit dich jemand was ärgert. Also übernimmst du auch noch diesen Job. Selbstärgern. Nimm doch stattdessen den König von Marokko. Der nicht genug Hilfskräfte nach dem heftigen Beben ins Land lässt. Über den könntest du dich doch viel mehr aufregen. Aber über den willste ja nicht schreiben. Ist dir nicht lustig genug. Muss ja unbedingt lustig sein.

 

So also. Selbstbeschimpfung. Kann ich gut. Bin mir aber anschließend auch nicht böse. Vertrag das schon gut, das mit der Selbstkritik. Stimmt ja auch alles.  Und jetzt? Jetzt wird’s mir fast mulmig. Denn ich spüre etwas, was mich bange werden lässt. Nein, nicht Klimawandel, Dürrre, Hitze, Brände, Absaufen, Beben. Sondern der Gedankenbandwurm.

 

Denn ich fühle gerade unmissverständlich: So könnte ich nun Jahre weiterschreiben. Frei assoziieren. Was gerade in meinem Kopf ist. Oder vielmehr, was sich darin gefangen fühlt und endlich mal an die frische Luft will… oh, mannomann, das wird eine lange Serie… oh, gottogottogott… Da kann man doch nur die Krise bekommen.

 

Wird keiner lesen wollen. Obschon. Weiß ich doch gar nicht. Lesen doch fast 8 Milliarden jeden Tag mit. Werbefrei übrigens. Egal. Ich schau mal, wie ich morgen drauf bin… entweder weiter damit, Jahre, bis zum Tod vielleicht.  Und dann hab ich ja keinen Strom mehr zum tippen… Doch ich fürchte, aus dem Kopf will dann immer noch vieles raus und nervt mich wegen zu langer Gefangenschaft

 

15.9.2023

 

  Nichts als die

 

  reine Wahrheit

 

 

 

Die Wahrheit ist den meisten Menschen sehr wichtig. Denn letztlich beruht unser menschliches Zusammenleben vor allem auf einem System des Vertrauens.

 

Misstrauen wir den anderen Mitmenschen, so haben wir kaum noch die Chance, miteinander klar- und weiterzukommen. Auf nichts könnte man sich mehr verlassen, überall wäre nur noch das Schlechte, Böse, Falsche, Zerstörerische oder Üble zu argwöhnen und zu erleben. Die Wahrheit ist ein Grundpfeiler unserer menschlichen Spezies, die wir auch für unsere geistige Evolution unverzichtbar ist. Soweit die Theorie.

 

In der Praxis des Lebens wird dennoch so viel geflunkert, betrogen, gelogen, dass sich oft die Balken biegen. Noch häufiger als die glatte Lüge ist jedoch die Halbwahrheit. Sie ist oft noch ärger, weil sie schwerer entdeckt werden kann. Oftmals bleibt unentdeckt. Denn die Halbwahrheit ist noch keine richtige Lüge, sondern scheinbar nur ein Trick, ein Versteckspiel, um eben der ganzen Wahrheit nicht wirklich auf die Schliche zu kommen.

 

Viele Menschen blenden beispielsweise gleich eine ganze Reihe von Tatsachen aus einem Geschehen aus oder vergessen sie zu erwähnen, weil sie diese für sich selbst als unwichtig erachten, während sie für andere Menschen aber zentral wichtige Parameter für eine Bewertung einer Sache oder eines Ereignisses sind, die nun fehlen. Daraus entstehen automatisch Verzerrungen der Wirklichkeit. Für andere Menschen ist das wahre Geschehen dann schon nicht mehr nachvollziehbar. Eine zuverlässige und fundierte Urteilsfindung, wie sie zu beurteilen wäre, ist dann schwierig oder unmöglich.

 

Viele Menschen sind allerdings auch nicht immer scharf auf eine umfängliche Wahrheit. Ihnen geht es vielmehr um Spannung, Unterhaltung, Lust am Gerede oder am Tratsch. In solchen Fällen reicht es aus, wenn sie mit wenigen Fakten über eine Sache oder ein Ereignis informiert werden. Der Spielraum der Interpretation kann sogar höchste Lust bedeuten, weil er nun die eigene Phantasie mit ins Boot nimmt und Fakten und vieles andere mehr über Bord wirft.  Daraus ergeben sich oft Schnellurteile, deren mangelnde Substanz in der Regel nicht einmal wahrgenommen wird.

 

Interessant ist das Spiel, wo sich eine Teilwahrheit zu einer neuen scheinbaren Wahrheit umformt, während es die eigentliche Wahrheit komplett zerstörten kann. Die Wahrheit selbst bleibt auf der Strecke.

 

Schlägt ein Mensch einem anderen die Wahrheit mit guten Argumenten oder gar mit Beweisen  um die Ohren,  dann gehen diese Ohren schnell zu. Denn die Wahrheit kann sehr verletzend sein. Sie kann zu Scham führen oder auch zu Gesichtsverlust für den, der sich irrte, log oder die Halbwahrheit verbreitete. Fühlen sie sich dabei auch noch wie ein geprügelter Hund, weil die Ansprache vielleicht noch unter Zeugen stattfand oder in grober Weise, dann ist es mit einer Erkenntnisbereitschaft durch eine neue innere Offenheit oder einem freiwilligen Lernen-wollen schlechter bestellt, als wenn man diesen Vorgang mit Mitgefühl und Takt vermittelt.

 

Es gibt diesen anderen Weg für uns alle, von der Unwahrhaftigkeit in die Wahrheit zu kommen. Hier sind Verständnis und Milde die Zauberworte. Aber auch eine  Sensibilität für die Situation des anderen, der im Unrecht war, spielt eine Rolle. Jeder, der selbst schon einmal im Unrecht war und sich daran noch gut erinnert, wird dann auch verstehen, wie wichtig nun ein mitfühlendes Vorgehen ist. Hier ist der Mantel, der dem anderen hingehalten werden soll. Hier wird man warm umfangen und darf sich emotional trotz des begangenen Fehlers sicher fühlen, haben Einsicht und Änderung große Chance.

 

14.9.2023

 

Zwischen Nebelwänden und Offenbarung:

Von der Akustik jenseits des Hörens

 

 

Ich höre schlecht. Na ja, das geht Millionen von Menschen so und wäre allein für sich genommen nicht einmal erwähnenswert. Ich höre also schlecht, aber ich bekomme mehr mit, als den meisten lieb ist.  - Da passt doch was nicht!

 

Eine medizinische Ursache wurde nie gefunden. Dabei gibt es immer eine Ursache in einer Welt von Ursache und Wirkung. Selbst dann, wenn eine Wirkung eine neue Ursache bedient. Man nennt es dann: akausal. Sprich: Ich denke also nicht nur an die Normalvariante von Abläufen, sondern sicherheitshalber auch an deren exotisches Gegenteil.

 

Mag sie sich also vor mir verstecken oder auch nur vorübergehend unauffindbar sein, die Ursache meiner Schwerhörigkeit. Mag sie auch weiterhin akustische Nebelwände zwischen mir und den Mitmenschen wabern lassen. Sie wird dennoch von einem Phänomen flankiert, dass ich selbst höchst interessant finde: Ich höre Flöhe husten. Genauer: Seelen aufstöhnen, geistiges Stirnrunzeln, psychologische Koma-Anfälle und solche fragilen Erscheinungen… All das spricht nämlich laut und deutlich zu mir.  

 

Ich beobachte die Sache schon länger. Bekomme also, wie schon gesagt, mehr mit, als mir manchmal lieb ist. Viel mehr übrigens auch, als manchmal den anderen lieb sein kann.  Denn mein taubes Gehör sendet Signale ans Hirn, das feinste Schwingungen umsetzen kann.

 

Ich bekomme fast alles mit, was eben nicht die Akustik als Basis der Information braucht, sondern die verschiedenen Bedürfnislagen, Stimmungen oder psychischen Befindlichkeiten.

 

Ich bekomme mit, wenn Leute Ausreden parat haben. Manchmal kommen sie wie aus der Pistole geschossen, selbstbewusst, stark. Aber ich höre es dennoch: Fake! Ein anderes Mal mit einer Zögerlichkeit, die schon "Autsch!" schreit. Ich entlarve sie blitzschnell. Aber ich sage es jedoch nur selten. Denn ich neige zum Fremdschämen. Dann werde ich am Ende noch rot, wenn sie mich erwischen, dass ich sie voll erwischt habe.

 

Oder die Sache mit den Komplimenten. Ich weiß genau, was echt oder übertrieben ist und zu welchem Zweck was gesagt oder auch unterdrückt wird. Ich höre die Qualität des Hüstelns. Ich höre genau, wenn man mich reinlegen will. Ich spreche gar nicht vom klassischen Betrug, sondern von jenen menschelnden Eigenschaften, die in unserer Spezies so reich angelegt ist: Flunkern, was das Zeugs hält.

 

Ich höre Absichten. Taten. Dinge sprechen zu mir. Zum Beispiel: Man schenkt mir etwas. Für diese oder jene Gelegenheit. Und ich höre sofort: Alter Mist, den weg damit. Gute Gelegenheit. Geburtstag. Hab eh noch kein Geschenk. Ist sogar noch verpackt. -  Das geht jetzt an mich.  – Höre: Wieder Geld gespart. Lag halt daheim so rum. Weg mit dem Zeug.

 

Dabei wissen sie genau, dass dieser Mist nicht zu mir passt. Sie schenken ihn trotzdem. Sie schämen sich nicht. Und dann sitz ich schon wieder da mit der Frage: Soll ich es sagen? Soll ich es mutig zurückgeben? Schon wieder einmal? Und was ist mit dem Fremdschämen, das mir so eigen ist und mich selbst belastet? Soll ich da schon wieder für herhalten? Dann doch lieber ein ehrliches Nichts!... als diese Worte, flankiert vom Unpassenden, weil es gerade mal wieder so passte. Manchmal will man gar nicht hören, was man sieht oder anfasst. Und dennoch tönt es. Hat seinen Eigenklang, der in mir nachhallt. Nicht immer schön, wenn man auf diese Weise eben auch Wahrheit erlauschen kann.

 

(Einwurf: Einem gebrauchten Gaul, schaut man nicht ins Maul. So ein bescheuerter Allerweltspruch. Eine Art Fluch, der den Fake-Schenkern Tür und Tor für ihren Müll öffnet. Wer ihn erfunden hat, gehört erschossen. Auch wenn ich den Knall dann nicht höre.)

 

Ah, also das Problem mit dem Gehör und die Last der Feinhörigkeit, die auch Feinfühligkeit betrifft. Wenn etwas feiner wird, wird’s auch komplizierter. Manchmal auch lastender, andererseits auch ehrlicher. Man weiß schneller, mit wem man woran ist. Man kann sich Täuschungen und damit dann auch Enttäuschungen ersparen, sieht schneller klar, blickt durch, auch wenn man nichts hört. Ernüchterung ist angesagt, wenn man auf diese Weise hört.

 

Die ernste Seite der Sache. Also fürs Wesentliche brauche ich mein Gehör zum Glück eher seltener. Klar, es ist schon gut, gut zu hören, falls mal wieder Durchsagen kommen, wie: Der Krieg ist ausgebrochen. Begeben sie sich zum nächsten Bunker. -  Bei uns ist aber kein Bunker. Also brauch ich das auch nicht zu verstehen.

Oder  mal umgekehrt: wenn es klingelt, und ich höre das ausnahmsweise dann doch mal. Rase die Treppen rauf oder runter. Breche mir fast das Genick, weil ich ja niemanden warten lassen will. Und da stehen dann die Zeugen Jehovas. Fast für Gott gestorben, denke ich dann. Und das nur, weil ich das Klingeln gehört habe. Hören kann also auch zu schweren Unfällen führen. Man sollte es nicht überbewerten.

 

Manchmal klingelt es in meinem Ohr, obschon niemand geklingelt hat. Dann werde ich besonders aufmerksam. Was ist das? Fremde Stimmen tun sich mir nicht kund. Gesichte habe ich ebenfalls keine. Ziehe nur hin und wieder ein dummes. Aber wenn es klingelt, obschon es nicht klingelte, klingelt da so ein Aufmerksamkeitsaufpasser in mir. Allerdings ist er mit seiner Botschaft nicht immer zu entziffern.

 

Ich höre sehr vieles von und zwischen den Menschen. Und den Zeilen sowieso. Und ich höre die Lücken. Das Stocken. Nicht nur des Atems. Auch der Halbwahrheit. Das sind Mikrosekunden. Ein Wimpernschlag. Pfusch. Gelogen. Denke ich dann. Doch das ist es nicht immer. Manchmal ist es auch nur ein Zweifel, eine Unkorrektheit oder ein Nichtweiterwissen. So aberwitzig leise, dass ich es laut höre.

 

Mit Kopfhörer kann ich Musik gut hören. Auch Fernsehen geht, sofern sie nicht nuscheln. In den Filmen jedoch, die mich hin und wieder interessieren, wird fast immer genuschelt. Zapp. Weg. Aus. Lesen. Ist eh viel schöner. Das Schönste daran ist die Ruhe. Niemand quatscht mir rein. Ich mach mir eh auf alles einen Reim. Auch auf das, was die Autoren alles so vergessen. Ich ergänze ständig die Bücher, die ich lese. Das macht sie oft doppelt so dick. Das lohnt sich dann richtig.

 

Und was ist mit den wichtigen Gesprächen im Leben? Wie bei Jesus. Wenn zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, dann bin ich mitten unter euch. Mit der Einschränkung: Einer davon sollte sprechen und die anderen sollten ihn ausreden lassen. Dann kann ich nicht nur gut zuhören, sondern kann sogar antworten. Immer in der Hoffnung: Das, was ich jetzt sage, wissen sie hoffentlich noch nicht! – Immerhin will ich keine Langweilerin sein. Davon gib es eh schon mehr als zu viele.

 

Warum höre ich schlecht? Psycho-logisch könnte ich mir vorstellen: Es existiert einfach zu viel an Müll-Gequatsche in der Welt. Niente, sprach mein Hirn und wies mein Ohr an zu selektieren! Und das tat es dann und befand: Zu viel an langweiligen Banalitäten, die mich doch nur schläfrig machen. Was mir jedoch klarer scheint, allerdings so ganz ohne wissenschaftlichen Beweis, ist: Ich höre, seitdem ich immer schlechter höre, eben nicht nur die Flöhe husten, sondern selbst fragilere Gebilde, feinätherische: Seelen, Geist, der sich durch Taten ausspricht, durch die Wirklichkeit des Menschen an sich.

 

Und dabei wird mehr offenbart, als die Akustik alleine hergibt.

 

 

13.9.2023

 

 

Da sitze ich.

 

Hände im Schoß.

 

Erwartungslos.

 

Eine Stimme spricht. Wohliges Timbre. Ruhig. Warm.

 

Naa du!

 

Ich reagiere nicht.

 

Naaaaaa du!

 

Wie blöd ist denn das! Denke ich. Soll ich auf diese Anmache antworten? Nein.

 

Ich sitze weiter. Mundwinkel nach unten. Fürs Oben gibt es gerade keinen Grund.

 

Wie geht es dir denn so?

 

Himmelherrgottnochmal. Wie bescheuert ist denn eine solche Ansprache. Geht es nicht noch einen Tacken dümmer?

 

Jetzt lächelt die Stimme.

 

Komisch. Sie hat ja kein Gesicht. Keinen Träger. Aber das sie lächelt sehe ich doch. Oder ist es vielleicht ein Grinsen? Grinst mich diese etwa Stimme an?

 

Grins nicht so blöd.

 

Jetzt habe ich doch was gesagt. Wurde aber auch Zeit.

 

Hmm, sagt Grinsi.

 

Männlich. Vermute ich.  Endlich etwas bescheidener im Auftritt. Denke ich. Wenigstens nur ein "Hm". Das bedeutet, dass sie über sich nachdenkt. Vielleicht ja über den Blödsinn ihres Anmachversuchs.

 

Falsch! (gedacht!)

 

Willst du nicht auch etwas Zärtlichkeit?

 

Was bitteschön?

 

Na ja, Berührung.

 

Hä? Was geht denn jetzt ab?

 

Ich möchte schon gern von dir berührt werden.

 

Gleich platzt mir der Kragen. Aber geht ja nicht. Bin ja noch im Nacht-Shirt. Das hat keinen Kragen.

 

Ach komm!... Wirbt sie.  (fast zärtlich)

 

Was soll das. Es ist vier Uhr früh. Um diese Zeit werde ich öfter schon einmal wach. Dann bin ich ausgeschlafen, weil ich ja früh schlafen gehe. Also alles okay. Dann arbeite ich bis fünf oder sechs. Und dann lege ich mich ein gemütliches Stündchen oder zwei wieder hin.

 

Ich weiß das! - Flüstert Grinsi.

 

Mein Gott, werde ich hier etwa kontrolliert. Wer bist du überhaupt?

 

Na, jetzt ist aber Schluss. Mault Grinsi.

 

Grinsi wird leicht ungehalten. --- Immerhin bin ich der Teil deines Lebens, den du doch am liebsten berührst. Ich will doch gar nichts Besonderes. Ich will doch nur, dass du wie immer bist. Feinfühlig und temperamentvoll. Und so engagiert. Das einzig Besondere ist, dass ich heute einmal zu dir spreche. Denn das tu ich sonst nicht. Sonst klacke ich.

 

Sonst klackst du? Frage ich. Blöd.

 

Blöd, weil: Mir wird gerade klar, mit wem ich da spreche.

 

Darauf hätte ich auch früher kommen können. Kam ich aber nicht.

 

Also los! Du bekommst deine Einheit.

Vielleicht aber auch eine Tracht Prügel.  Denn das kann ich auch! Mich so zum Narren zu halten!

 

Nun lächelt sie wieder.

 

Die Tastatur.

 

Nicht männlich, nicht weiblich, aber sehr willig.

 

12.9.2023

Wagen.Knecht

 

Wird der Name Programm?

 

Ich mag sie. Diese Kärrnerin, Knechtin des wuchtigen Wagens, den sie aus dem Dreck ziehen will. Ich werde sie wählen, falls sie antritt.

 

Ob es richtig sein wird, wird sich erst später herausstellen, wie bei allen Wahlen. Wie bei allen Parteien, die versprechen, orakeln, etwas wollen… und so oft nicht können… weil: wir wissen doch, wie es so läuft!

 

Und die politische Schnittmenge? Da ist noch Luft nach oben. Aber das ist es ja immer. Entscheidend ist mehr, dass die Schnittmengen mit den anderen wesentlich geringer sein. Natürlich finde ich bei jeder Partei etwas, wo ich auch zustimmen kann. Mehr aber noch, wo mich der Graus erwischt. Deshalb das neue Experiment.

 

Warum ich sie mag? Ihre Art zu denken, Zusammenhänge und Ereignisse zu betrachten und auch zu analysieren ist der meinen zumindest sehr ähnlich. Ähnlicher als mit jener der anderen Parteien. Die aus meinem alten Leben, wo noch andere Bedingungen unter den Menschen herrschten.

 

Ich empfinde sie authentisch, aufrecht, glaubwürdig. Gewieft und kompetent. Klar in den Aussagen, schnörkellos und, trotz aller Schönheit: uneitel. Ihr Auftritt: edel. Wie viele Macken und Schwächen sie trotz dieser Sichtweise dennoch so hat? Ich weiß es nicht. Aber zumindest sind diese für mich nicht so offensichtlich und prioritär, wie es bei Politikern anderer Coleur der Fall ist.

 

Sie kennt das Geschäft, ist nicht blauäugig, auch wenn ihr das so manche gern unterstellen. Dahinter steckt dann meist wieder Kalkül. So ist das nunmal in der Politik. Jede Chance will genutzt werden. Auch und vor allem: die unschönen.  Wahlkampfgequatsche. Martialisch wie eh und je. Auch Edelsteine können Kratzer bekommen, können in den Matsch fallen, können Einschlüsse haben, die man lieber nicht sähe… All das ist mir bewusst. Deshalb ja auch kein blinder Hype um sie, kein Tanz ums goldene Kalb, sondern ein neuer Versuch, eine neue Chance.

 

Die Welt ist eine grundlegend andere geworden. Veränderungen an sich sind eine feste Konstante, die es braucht, wo Leben gedeihen will. Doch die globalen Umwälzungen in der derzeitigen Dimension von Eskalationen sprengen das, was die Menschen vorher kannten. Nicht nur bei uns, sondern überall. Und fast überall dramatisch und negativ. Leider. Insofern: Neue Chancen sind zu nutzen!

 

 Man darf gespannt sein:

  • Auf ihre Mannschaft, die in ihrem Fall extrem willens- und gefühls-stark sein muss. Stark im Hinblick auf höchste Arbeitsbelastung in sehr kurzer Zeit. Mental stark in Bezug auf die zu erwartenden Angriffe. Denn da zieht ein Orkan von gleich mehreren Seiten auf.
  • Ihr Programm – wir werden es lesen und hören und sind immer gut beraten, auch zwischen den Zeilen zu lesen und unseren kritischen Verstand niemals auszuschalten
  • Ihre Durchhaltekraft … Hier kann man nur hoffen. Mit den richtigen Leuten an ihrer Seite könnte was gelingen.

 

Denn natürlich wird der Versuch, sie bereits vor der "Installation"  zu demontieren, von vielen Seiten gestartet werden. Denn was stark ist, ist ja immer auch gefährlich. Und Gefahren, die einem gut passen, die müssen beschworen werden. Auch dann, wenn es keine sind. Aber mit Verängstigung kann man so manches zitterndes Zweifel-Stimmchen vor der Wahl vielleicht wieder auf den "rechten" Weg bekommen, auch wenn der links oder in der Mitte abbiegt.

 

Demontage also, bevor man mit dem Montieren überhaupt erst richtig beginnt? Die Hetze ist schon überall unterwegs. Dabei ist es für die Presse in jedem Fall ein gefundenes Fressen, weil diese (mutmaßliche, eventuelle) Parteigründung Schlagzeilen über Schlagzeilen verspricht. Davon lebt die Presse. Und von Emotionen. Auch die müssen her. Notfalls wird mal wieder was erfunden. Hoch hochgejazzt… Es gibt genug Methoden, um den Leser bei Laune zu halten.

 

Wird sie eine faire Chance bekommen? Vor allem von der Presse, die die öffentliche Meinung maßgeblich beeinflusst? Dass eine Reihe von Menschen sie wählen werden, ist derzeit (noch) ziemlich gewiss, wenn man den Umfragen glauben kann.

 

Ungewiss ist, was sie daraus machen kann, wie viel tatsächlichen Spielraum sie hat, mit wem sie sich unter Umständen zusammentun muss oder wird. Alles noch Unbekannte. Risiken über Risiken.  Erfolg ist niemals garantiert. Und duftet es zeitweise danach, dann gibt es viele Möglichkeiten, schnell einen Stinkhaufen draus zu machen, wenn man es nur will.

 

All das weiß sie. Sie weiß um die öffentlichen Kreuzigungen, die auch ihr unter Umständen bevorstehen. Sie weiß um Lügen, Halbwahrheiten, Gerüchte, die reich gestreut werden können, damit doch bitte dies und jenes im kollektiven Gedächtnis hängenbleibt.

 

Ist sie politisch oder wirtschaftlich für bestimmte Gruppen gefährlich oder unbequem, dann hat man ebenfalls probate Möglichkeiten…  Dass sie es wagt: ist mutig. Oder sollte ich schreiben: tollkühn?

 

Obschon ich allen Parteien kritisch gegenüberstehe bekommt sie diesmal meine Stimme – falls mich Programm und Mannschaft ebenfalls im erträglichen Maß überzeugen. Ohne Top-Leute ist sie verloren. Top-Leute, die  es auch aushalten, dass sie vermutlich auf längere Zeit Dreh- und Angelpunkt sein wird und im grellen Scheinwerferlicht von Gut und Böse immerzu stehen wird. Auch wenn sie das nicht anstrebt, nicht will. Das jedoch  ist dann zu ertragen, weil es diesmal eben auch um Charisma geht, das nicht eins zu eins auf andere Topleute übertragbar ist.

 

Ob ich es später einmal bereue oder mich erst recht daran erfreue? Es liegt in der Ungewissheit der Zukunft.

 

11.9.23

 

Von der

 

Leidenschaft – und

 

den gestauten

 

Kräften

 

 

Leidenschaft –  welch eine heiße Kiste unserer Spezies! Zwischen Tod und Glücksekstase kann so ziemlich alles stattfinden, was uns möglich ist. Brauchen wir diese Eigenschaft? Warum nur haben wir sie entwickelt?

 

Ich vermute einmal, Leidenschaft ist notwendig, weil wir diese heiße Kraft zum Gebären eines Neuen brauchen. Eines neuen Erlebens von was auch immer, das wir in die Welt stellen oder uns gegenseitig schenken. Ebenso wichtig ist die Kühle der Vernunft, die uns bei elementar wichtigen Entscheidungen dazu verhilft, eine Ordnungskraft im Gedanken- und Gefühlsleben aufrechtzuerhalten und uns nicht der Leidenschaft alleine hinzugeben. Es braucht beides im richtigen Maß, an richtiger Stelle, zur richtigen Zeit, in der richtigen Kombination.

 

In der Leidenschaft, das wissen und erleben wir auch, steckt die Bereitschaft zum Leiden. Meist (oder zum Glück?) überblickt das der Leidenschaftliche aber nicht immer, weil er sonst im Vorfeld seines Erlebens ausgebremst würde. Wer will schon freiwillig leiden? Manchmal jedoch kann es lebensrettend sein, in anderen Fällen vielleicht auch tödlich. Es kommt auf die Situation an.

 

Eine Erfahrungswelt, die  allein aus kühler Vernunft gestrickt wäre, käme ebenfalls nicht weit, weil ihr das notwendige Herzblut des Lebens fehlte, um dauerhaft überlebensfähig zu sein.

 

Es braucht also die ungebrochene Naturkraft der Leidenschaft selbst dann, wenn sie zeitweise noch blind sich selbst gegenüber ist, aber Worte findet, die Menschen berühren und bestenfalls die Stimme der Vernunft begleitend flankiert.

 

Menschen wollen nicht nur, sondern müssen sogar berührt werden. Seelisch, körperlich, geistig. Doch wer kennt diese Berührung auf allen Ebenen und bekommt sie ausreichend – oder verschenkt sie an Mitmenschen generös? Jeder stelle sich die Frage selbst. Auch wäre zu fragen, ob man nicht mehr als peinlich berührt wäre, würde man die eigene Berührungs-Bedürftigkeit offen vor sich selbst zugeben?

 

Da schreit u.a. der Intellekt laut auf, der sich von all dem unabhängig sehen möchte. Er möchte seine Souveränität behalten. Aber er ist eben auch nur ein Teil des menschlichen Wesens und nicht das Ganze.

 

Jede Form von Leidenschaft kann missbraucht werden. Aber ebenso kann sie zum Wohle aller eine ungeheure Kraft entfalten und tatsächlich jenes Neue gebären, das wir in einer Welt am Abgrund kollektiv mehr als dringend brauchen.

 

Leidenschaftlich wäre darum zu ringen, ja zu kämpfen, dass wir gemeinsam die selbstgeschaffenen Probleme verringen, minimieren auf ein Niveau, das uns alle besser überleben lässt. Auf allen Kontinenten, in allen Kulturen.

 

Ich glaube an die Kraft einer wachsenden, starken Veränderung, die die Symbiose von Nüchternheit und Leidenschaftlichkeit braucht. Und überall dort, wo ein Idealismus nicht auch wirklichkeitsgemäß ist, ist der Abgrund der richtige Ort für ihn.

 

Wir müssen einen Blick auf die gestauten Kräfte entwickeln, die sich so oft im Wahn Bahn brechen, sich in Drogen (auch und vor allem in der Droge "Konsum") verlieren, weil die innere schmerzende und dennoch unerkannte Leere ständige Betäubung erfordert.

 

Ich habe keine letzten Antworten, sondern Fragen, leidenschaftliche Fragen, die nach praktikablen, lebbaren Antworten drängen. Es ist höchste Zeit, unsere Kräfte angesichts der Menschheitsprobleme aus ihrem Stau zu befreien.

 

 

 

10.9.2023

 

So ganz bei mir und doch… so fern

 

Ob es jeder kennt? Frage ich mich. Es werden viele sein. Viele, die in den Spiegel schauen und fragen: Und das bin ich?... Wie fremd. Welche Kluft zu meinem inneren Bild von mir.

 

Auch mir ergeht es oft so. Dabei bin ich mir nah, vertraut. Ich mag mich mit all meinen Fehlern, Schwächen und Unzulänglichkeiten, derer es mehr als ausreichend gibt. Aber die guten Seiten dürfen mit in die Waagschale geworfen werden. Dann ist es summa summarum schon halbwegs okay. Jedenfalls nicht schlimmer als bei den durchschnittlichen Mitmenschen. Und den Heiligenstatus des Vatikans strebe ich ja nun nicht an.

 

Aber warum ist das so? Woher kommt diese Kluft zwischen innen und außen? Immer wieder neu, in jedem Jahrzehnt. Müsste man sich mit über 70 nicht doch schon längt an sich selbst gewöhnt haben? Was gibt es denn da noch für Überraschungen?


Das Altern? Ach, was. Peanuts. Wenige Falten. Okay. Na ja, ein paar Gebrechen durchaus. Die müssten nicht sein. Sind aber. Dank mir selbst. Abgehakt. All das ist es nicht. Es sind nicht die Äußerlichkeiten des Äußeren, die diese Fragestellung immer wieder neu über alle Jahrzehnte aufleben lassen: Und das bin ich? Das soll ich sein?

 

Ja. Und nein. Natürlich bin ich das. Und gleichzeitig will sich dennoch die Identifikation mit dieser gespiegelten Wirklichkeit nicht so recht einstellen. Was ist das nur?

 

Ich grüble. Komme auf eine Teilantwort. Ah! Es ist eben nur ein Anteil, der da sichtbar ist. Es ist nicht meine Ganzheit. Es ist sicher auch ein zu subjektiv gefangener Blick. Vielleicht ein Augenfrost, der mein Sehorgan befallen hat. Auch im Sommer. Oder ein Nebel, eine Art Bewusstseinsschleier, ähnlich den feuchten Nebeln im Herbst? Es liegt wohl an meiner Sichtweise von mir selbst. Sie offenbart sich nicht so im Außen, wie sie sich mir im Innern ständig zeigt.

 

Wo ist der Unterschied? Er liegt in der inneren Vielgestaltigkeit, die im Außen nur eindimensional erscheint. Das reicht doch nicht. Da stehen sich zwei Dinge gegenüber. Halbheit und Ganzheit. Wobei die Ganzheit noch ein Fragezeichen braucht. Denn wie weit muss man kommen, um sich voll umfänglich zu kennen, erkennen. Wann hat man den allerletzten Winkel des eigenen Seins ausgelotet. Welches erweiterte Bewusstsein, welches Feingefühl ist dafür notwendig. Habe ich es schon? In welchem Maß?

 

Authentizität, Ehrlichkeit zu und über sich selbst, Nüchternheit, Klarheit, Uneitelkeit sind erste Stichworte, die die Basis für ein solches Unternehmen (oder ist es ein Unterfangen?) stellen. Darum bin ich bemüht. Aber die Kluft verschwindet noch nicht.

 

Gesteigerte Frage: Muss ich etwa "verschwinden", um mich besser zu erkennen? Also körperlich nicht mehr sein, aufgelöst, zersetzt, um noch klarer zu sehen, die Kluft zu eliminieren, die Polarität zwischen Körper und Geist aufheben? Ist es das?

 

Ist es in einer Welt der Erscheinungen, die unsere derzeitige Heimatstation ist, unumgänglich, dass sich die äußere Erscheinung von der inneren Wirklichkeit krass abheben muss? Merken das die Menschen, die in den Spiegel schauen und sich… wundern?

 

Oder könnte es sein, dass die äußere Erscheinung der inneren noch zeitlich hinterherhinkt? Das wäre ein Erklärungsansatz. Denn so manches geschieht ja mit äußerlicher Verzögerung, wenn Materie sich umformt. Das hieße dann: Der Rest der Welt und auch ich sehe letztlich meine Vergangenheit in der Gegenwart, während meine tatsächliche Gegenwart im Innern noch in der äußeren Zukunft geduldig auf ihr Erscheinen wartet.

 

Also habe ich Geduld. Löse das Rätsel der Fremdheit innerhalb der großen Vertrautheit noch nicht auf. Habe jedoch nun eine Hoffnung, die die Zeiten der Gegensätze überbrückt.

 

9. / 10. 9. 2023

 

Das böse

N-WORT ist…:

(vorübergehend) der Sieger!

 

 

Ach ja, wir wissen ja alle, wie das mit den Siegern ist. Stress, purer Stress. Kaum ist man Sieger, ist man schon wieder entthront. Und will man dann wieder neu Sieger werden, schnappen einem die anderen den Sieg vor der Nase fort. Dabei ist es sooo schön, endlich einmal Sieger zu sein, denkt sich das N. Aber wie lange?

 

Wann hat man als Buchstabe, gar als nebenrangiger, so mitten im Alphabet, schon einmal die Chance auf ein Siegertreppchen zu steigen? Fast nie. Jetzt aber. Denn jetzt gibt es die Hitliste der bösen Wörter. Und weil jedes Wort auf dieser bösen Liste gar sehr garstig ist, nehmen wir nur den Anfangsbuchstaben vom jeweiligen Begriff, damit wir uns nicht daran vergiften. Ja. Denn es ist giftig, ätzend, zersetzend. Es gehört eingesperrt. Und wer es in den Mund nimmt, dem fallen die Zähne aus. Sofort. Und er stinkt aus dem Rachen… bahh, pfui…Sofort nach dem Verlassen des Siegertreppchens gehört es weggesperrt auf immer.

 

Ich bin also das N-Wort. Meine Schreiberin wusste ernsthaft längere Zeit nicht, was das heißt. Sie rätselte rum. Etwa Napalmbombe? Ach, zu heiß. Daran verbrennt man sich nicht nur den Mund. Böse schon, aber uralt. Vietnamkrieg. Du Dummerchen. Etwa Naphtalin? Eh, Mäuschen, das ist doch nur Teeröl. Steckt in deinem Parkettboden drin. Ist nicht böse genug. Und auf den Straßen hält es sich versteckt, wo wir mit unseren schicken E-Autos rumkurven. Jetzt darfst du aber nur noch einmal raten.

 

Etwa…. Etwa… Nazi am Ende? Jetzt wird das Dummerchen schon rot. Es ahnt: Ein richtig böses Wort. Also heutzutage. Nicht gestern und vorgestern. Dabei war es aber doch wohl  der Mensch in Person, der böse war? Oder?  --  Oder verwechsele ich gerade etwas? Heutzutage sind Wörter böse, bitterböse. So böse, dass man bestraft werden kann, wenn man es benutzt. Man muss so tun, als hätte es nicht existiert. Reset.

 

 

Dummerchen! Gib es auf. Du räts es ja doch nie! Du bist so was von naiv. Das N-Wort kommt doch von einem anderen Kontinent. Da wo es heiß ist, viele Wüsten gibt und der mächtige Okavango im Nichts endet.

 

 

Dummerchen patscht sich auf die Stirn. Ah, daher! Klar! Das geht auch nicht. Der Sieg ist verdient. So was gehört sich nicht, so ein böses Wort. Aber ich wollte mich eigentlich gar nicht mit dem Sieger aufhalten, sondern mit den erstmal Besiegten. Mit den Diskriminierten im Alphabet, die doch auch etwas Böses zu bieten haben. Mit einer Minderheit, die die Mehrheit ist.

 

25 Minderheiten-Buchstaben hinter dem Sieger N, die nun voll beleidigt sind, weil auch sie Träger des Bösen sein können, aber nicht aufs Siegertreppchen dürfen. Da muss ich aber jetzt erstmal  recherchieren, was unter dieser Mischpoke da los ist.

 

Hier! Hier! Ich. Ich, ruft jemand zaghaft von Reihe 17. Das I. Oder auch Ihhh… wie es gerne genannt wird. Es mag die phonetische Verlängerung, weil es ja selbst eine Bohnenstange ist. Wieso Reihe 17? Du gehörst doch auf 9. Was hast du dahinten zu suchen?

 

Das I weint. Ich bin so nackt. Alle missachten mich. Ich bin nur ein Strich, ohne Haken, Beulen, Rundungen, wie eine Bohnenstange. Wie Twiggy.  - Psst. I. Das darfst du nicht sagen. Twiggy, ein Strich. Das diskriminiert nachträglich. Hier geschieht übrigens alles nachtäglich in Bezug auf Diskriminierung, sonst keine Siegerchance! Frag die Hexen. Allerdings die Raubritter frag bitte nicht.

 

Aber wozu willst du denn gewinnen, du kleines zartes I? - Ich bin ein böses Wort. Ich bezeichne rote Menschen, die niemals rot waren. Die Leben in Indien, was jetzt Amerika heißt. Die angeblich früher mit Pfeil und Bogen schossen, was sie auch tatsächlich taten, denn sie hatten noch keine Napalmbomben erfunden, wie die Weißen, die man aber weiß nennen darf, ohne dass man dafür bestraft wird. Dafür trugen unsere Leute manchmal Federn auf dem Kopf. Die wichtigen natürlich nur. Die, die wir Häuptling nannten.

 

Die Schreiberin stockt. So ist das also. Und deshalb bist du ein böses Wort. Ein I-Wort. Ja. Bin ich. Und deshalb will ich Sieger sein. Und komm bloß nicht auf die Idee, deiner kleinen Speckbacke zu Karneval etwa einen Federkranz auf sein Haupt zu stülpen, warnt das I zum Abschied.

 

Das arme I, denkt die Schreiberin. Aber sie muss ja weiter recherchieren. Wer ist denn sonst noch Anwärter aufs Podest der Hitliste böser Wörter?

 

Ah, da melden sich ja noch ein paar. Wow. Das werden ja immer mehr? Wo kommt ihr alle her? Und ihr seid alles böse Wörter? Im Ernst. So böse, dass ihr eine echte Chance auf Siegen auf dieser Liste habt? Alle Buchstaben schreien wild durcheinander und erdreisten sich, verbotene Worte schamlos in den Raum zu werfen:

 

Mohren, Südländer, Flüchtlinge, Schwarze, Hexen, Schlitzaugen, Gelbe, Zwerge, Asylanten, Eskimos, Zigeuner, Weib, Fräulein, Invalide, Behinderte, Nafr, Homosexuell, Limos, Fidschis, Itaker, Tinker…

Schluss! Seid still. Das ist ja nicht zum Aushalten. Ihr bösen Wörter! (Es gibt noch viel, viel mehr von uns, flüstert es aus dem Off).

 

KI schreit jemand aus der Zukunft. G5 hallt es hinterher. – Jetzt ist aber Feierabend mit euch vorlauten Wichsern. (Wi...? Ts ts  ts… Frau Rechercheurin!) Ihr gehört in die Kategorie: doppelt schlimm. Habt fiese Koalitionen untereinander gesponnen. Manche von euch sogar mit Zahlen. Schluss jetzt damit.

 

Hier! Hier! Wir wollen aber auch mitmachen. Da melden sich noch ein paar weitere aus dem Off. Uff!

 

 Die also auch noch. Aber ihr steht noch auf keiner verbotenen Liste. Da müsst ihr erst einmal drauf. Wenn ihr es bis zur Berliner Polizei schafft, könnt ihr euch einreihen. Vorher is nich drin… Also beeilt euch, da stehen noch viele Schlange.

 

Das Alphabet ist groß und mächtig. Mächtig  größer als 26 armselige Einzelbuchstaben. Denn viele von euch geben sich doch für viel Böses zugleich her. Schaut euch das F mal an: Flüchtlinge, Fidschis, Fräulein… So was sagt man nicht. So was denkt man nicht. Was denkt man sich nur dabei, wenn man so etwas fühlt. Also hört auf, Fräulein zu fühlen, wenn ihr ein 14jähriges Fräulein seht, dass noch längere Zeit keine Frau ist, aber auch kein Kind mehr. Pfui!

 

Wen sehe ich denn da noch? Ah… das meldet sich gerade das R.  Russen. Russen? Ihr seid noch nicht dran. Erst muss der mit dem P weg sein. Dann aber. Dann dürft ihr auf die Liste. Aber die Russen haben eine andere Liste und Reihenfolge, nur mal angemerkt. Die wollen, dass die mit dem B draufkommt und ihren Jet immer absichtlich verpasst. Junge, Junge, was für ein Zirkus!  (Oder ist Zirkus auch schon böse, weil da mal früher ein Zigeuner mitgemacht hat, der nun heute nicht mehr so heißt?)

 

 Jetzt hebt A die Finger und ruft vorlaut: Autobahn! Wieso du? Dich brauchen wir doch. Ja, aber, stottert die Autobahn, ihr wisst doch schon, von wem ich seinerzeit bautechnisch recht nett gefördert wurde. Der Straßenbelag wird vor Scham ganz rot. Ab marsch nach hinten. Darüber müssen wir tagen.

 

D schießt nach vorn. Schreit. Dumme!  - Dumme? Aber davon gibt es doch sehr viele in der Welt. Sie ist doch voll davon. Warum also willst du siegen. Weil es böse ist. Kein Mensch ist dumm. Dumm ist diskriminierend. Selbst für Idioten.

 

Das I schreit auf. Klau mir nicht meine Identität. Idioten sind schlimmer als Dumme. Das gehört in meinen Bereich. Misch dich nicht in meine Angelegenheiten rein.

 

F – ruft das F. F wie Falschspieler!... Warum denn wieder dieses Wort? Weil alle Menschen doch einen guten Kern haben. Und wenn man falschspielt, darf man doch nicht Falschspieler sagen. Weil Falschspieler doch auch ein gutes Herz haben und Gottes Kinder sind. Man kann ihnen doch verzeihen. Doch wenn man sie zuerst beleidigt, dann spielen sie am Ende immerzu falsch. Wollen wir das? Also ich will auch auf die Liste. Ich, das F.

 

Mein Gott, F. Du bist doch schon längst drauf! Hast du eben gepennt. Ich sachte es doch. Fidschis, Fräuleins, halt also deine Goschen. Lass mal das X ran.

 

Xanthippe, nuschelt das X vor sich hin. Immer werden die Frauen so genannt, wenn sich die blöden Kerle über sie ärgern. Dabei ist Xanthippe doch ständig von Sokrates gereizt worden. Der üble Bursche. Stellt ihr ständig blöde Fragen, bringt sie damit zur Weißglut, und wenn sie dann zu Recht und überfällig endlich einmal explodiert, dann heißt es: du zänkisches Weib, du Xanthippe.

 

Die Schreiberin hat Mitleid. Sie kennt das. Komm nach vorn, sagt sie. Du gehörst tatsächlich auf diese Liste, du armes volldiskriminiertes Weibchen. Du liebes kleines Xlein.

Weibchen? Was sagst du denn da? Bist du denn von allen Göttern verlassen oder von allen guten Geistern?

 

Das G springt raus. Götter! Das ist Blasphemie. Es gibt nur einen. Und der heißt A… --  upps. Darf ich das sagen oder beleidige ich dann die Indianer? Also die, die ich nicht so nennen darf. Die mit dem I.

 

Du meinst die Inder, sagt die Schreiberei geduldig. Indianer hatten den Manitu. Die Inder Vishnu, Shiva, Brahma, Rama, Krishna, Sarasvati, Lakshmi… ist ja schon gut, hör auf. Und zudem gibt es auch böse Geister, nicht nur gute. Die stehen auch in Konkurrenz, weil keiner weiß, um wen es sich nun handelt

 

Das O hat sich noch gar nicht gemeldet. Was ist denn mit dem O los? Es liegt in der Ecke. Erledigt. Depressiv. Heult. Ogott, ogott, ogott stöhnt es rum. Ihr seid alle bekloppt.

 

Nun erhebt sich ein starker Chor der 25 tapferen, die auch endlich einmal Sieger werden wollen.

 

Wir sind nicht bekloppt! Du bist bekloppt. Du allein. Wir sind alle böse. Und wir kennen noch viele, die noch viel böser sind als wir. Aber das verraten wir dir jetzt nicht, weil du ja eh bekloppt bist, du blödes O.

8.9.2023

 

Und dann rollen dicke Enttäuschungstränen…

Gedanken zum bedingungslosen Grundeinkommen

 

Der Begriff ist schon Fake. Egal, ob man es befürwortet oder ablehnt. Denn bedingungslos ist schon mal gar nichts beim heißdiskutierten neuen Gesellschaftsmodell. Damit beginnt ein großer Irrtum, weil jede Änderung von was auch immer  an sogar viele weitere Bedingungen geknüpft ist, die wiederum jeden neuen Status quo verändern werden und müssen.

 

Klar, es hört sich attraktiv an: Jeder bekommt zum derzeit bestehenden Einkommen/Rente  nochmals 1200 Euro  monatlich obendrauf. – Egal, ob er arbeitet oder nicht, Millionär, obdachlos… alle sind "gleich berechtigt", was dieses Zusatzeinkommen angeht. Das wird wohl unter "bedingungslos" im Wesentlichen verstanden.  Für die Kinder gibt es nochmals 600 extra pro Knirps. Da lacht das Herz! Vor allem die Herzen der (selten gewordenen) Großfamilien. Und nach den vielen heute vorliegenden Berechnungen bekommen tatsächlich dann zirka 83 Prozent der Menschen mehr Geld als vorher. Hört sich gut an. Menschlich, sozial, versorgt. Die Gutverdienenden müssen halt weniger verdienen, das ist nun einmal so. Sollen sie halt nicht so lange studieren und noch ihre langatmigen Doktorarbeiten schreiben! Denn irgendwer muss es ja auch bezahlen. Nix kommt von nix...

 

Aber so einfach ist es eben nicht. Auch dann nicht, wenn es unter den JETZIGEN Bedingungen sogar finanzierbar ist, wie kluge Leute schon ausrechneten. Doch wären da nicht die vielen Abers und Unbekannten in der Rechnung!  Weil: Die "JETZIGEN Bedingungen" sind schon mal der erste Schwarm der eingeschleusten Killerbienen, die uns das Fürchten lehren könnten. Denn: Jetzige Bedingungen werden ruckizucki Geschichte sein, wenn das Modell erst einmal eingeführt ist.

 

Geldgeschenke machen so manchen Menschen besoffen. Hirn setzt aus. Freude kommt hoch und dann kommt die Ernüchterung, wenn der Verstand ruft: He, ich will auch mitspielen. Lasst uns also nur einmal nur ein paar Eckpunkte bedenken – ganz ohne Anspruch auf Vollständigkeit

1. Inflation! – Wie, die Leute haben nun mehr Geld in der Tasche, geben nun mehr aus, können es aus vollen Taschen leisten? 84 Millionen mit viel mehr Zaster als vorher?  – Her damit! Preise rauf. Alles wird teurer. Und das sehr schnell. Und das sehr viel, am besten überall und mehrfach. Das Grundeinkommen, das liebe schöne neue, das uns so am Herzen liegt: sinkt sofort (kann aber nicht erhöht werden, weil dann alles schnell wieder kippt). So ein Betrug! So eine Abzocke, murmeln die ersten vor sich hin!

 

2. Wow! Mehr Geld: Nun kann ich mir endlich mehr Freizeit leisten. Mehr Urlaub, mehr Sabbatical usw… Sprich: Wer nun weniger arbeitet, verdient dann auch weniger in der Endsumme, mal abgesehen vom schönen neuen Bonus. Wenn weniger gearbeitet wird, fließt weniger ins System, womit das Ganze aber dauerhaft finanziert werden muss. Man mag es sich privat im Einzelfall durchaus auch leisten können, aber dem System bekommts nicht gut, wenns viele machen:  dann fehlen Sozialbeiträge, Steueraufkommen usw. usw. Da kippt die schöne Rechnung. Und gar viele Menschen haben selbstverständlich Lust darauf, endlich mal nicht die Maloche Tag für Tag ein Leben lang, endlich mal ein bisschen mehr chillen als vorher. Ist ja auch viel gesünder! Und schon wackelt wieder alles, was so schön gedacht ist.

 

 

3. Apropos Soziales: Hier muss massenhaft gestrichen werden, liebe Leute. Bafög weg, Kindergeld weg, Heizkosten, Miete- und erstaunliche weitere Zuschüsse für xxxl-schöne Dinge vom alten Staat: futsch. Dafür ihr lieben Leute, habt ihr ja jetzt euer BGE… (nur dass das mit dem bedingungslos ein kleines politisches Witzlein ist!)  Dafür bekommt ihr aber überall mehr Selbstbeteiligung, mehr Kosten, höhere Beiträge überall…  Ihr dürft nun viel, viel mehr selbst bezahlen als vorher, und auch viele Subventionen an Künstler, Soziales, Tiere oder Wissenschaft: sorry, kein Geld dafür da. Dafür ist aber unsere Bevölkerung viel reicher als vorher... Tja, ganz abgesehen davon, dass die Preise galoppieren werden, aber das hatten wir schon oben. Aber du, liebes Volk,  wolltest es ja so! Bitteschön: Wunsch erfüllt. Je nach individuellem Fall steht man nur noch staunend vor dem bereits halbleeren Konto weggefallener Zuschüsse… und kann Maulaffen feilhalten.

 

5. Einkommensteuer: rauf auf 50 Prozent. Dann noch die Sozialabgaben. Das schöne neue Geld, es schrumpft und schrumpft und schrumpft…

 

…. Und überhaupt kommt dann so vieles Weitere an neuen Kosten plus Wegfall alter Privilegien noch dazu, dass die Augenwischerei ob all der vielen Enttäuschungstränen gar nicht mehr aufhören mag. Man bewaffne sich mit genügend Papiertaschentücher zum Schneutzen, die übrigens auch schon wieder teurer geworden sind.

 

Man kann alles rechnen und berechnen. Man kann beliebig viele, wenige, komplizierte oder einfache Parameter ansetzen. Man kann sich tot und dusselig rechnen. Nur eines kann man nicht: das menschliche Verhalten in der Masse berechnen. Der Mensch bleibt die unzuverlässigste aller Konstanten...

 

 

Doch, ich fände es schön, wenn das mit dem BGE klappen würde. Ich könnte das Geld auch gut brauchen. Aber das, was ich alles so schön finde, kippt oft dann, wenn Massen-Verhalten im Spiel ist. Wenn all diese verständlichen, dennoch unbezahlbaren Zusatzwünsche (mehr Geld, weniger Arbeit, billige Preise, viele Subventionen und Zuschüsse und und und), viele auch als Egoismen zu bezeichnen, einfach  unkalkulierbar und dauerhaft für alle finanzierbar werden. Man schaue sich doch nur mal den Bundeshaushalt an, was er an Soziales und Verteidigung aufwendet... und man rechne, was reinkommt, wenn 1200 (600 bei Kindern) mal 84 Millionen monatlich rausgehauen werden.

 

Wer jetzt rechnen kann, ist im Vorteil, weil er schneller durchblickt.

Wer weiter träumt, den wollen wir jetzt auch nicht weiter stören....

 

 

Es würde bei der Umsetzung Gewinner und Verlierer geben. Aber die Gefahr, dass die Mehrheit letztlich dann doch wieder zu den Verlierern gehört – auf welche Art auch immer – ist derzeit ziemlich groß.

 

Meine Frage ist deshalb auch weniger, ob wir das Ganze finanzieren können (kann sein!), sondern mehr, ob wir dem auch "moralisch" (Disziplin, Überblick, Ethik, psychologisch usw.) tatsächlich derzeit schon gewachsen sind, das wir einen solchen gutmeinenden Schritt tatsächlich auch verantworten können. Schaffen wir es gesamtgesellschaftlich, diese Finanzierung nach nachhaltig zuverlässig erarbeiten? Ohne dabei bankrott zu gehen! - Und meine Vermutung lautet derzeit: Nein!

7.9.2023

 

THE LINE

oder Eine neue Geschichte des gesteigerten menschlichen Wahnsinns...

 

 

Bitte nach den  blau eingefärbten Sätzen: Augen schließen. Innehalten. Inneres Bild entwickeln. So detailliert, wir es dem Hirn möglich ist. Die Fantasie herausfordern  und dann wieder weiterlesen.

 

Man stelle sich vor: Die Wüste. Zwei Häuser. In diesen beiden Häusern (ja, es sind nur zwei), sollen 9 Millionen Menschen wohnen. Die beiden Häuser stehen sich gegenüber. Damit 9 Millionen Menschen dort auch Platz haben, dürften sie nicht klein sein. Dazu kommen natürlich auch die Platzbedarfe für Verkehr, Haustiere, in der Wüste vermutlich auch Kamele mit Ställen, Nahrungsmittelproduktion, Garagen für megagroße E-Autos und alles, was so 9 Millionen Menschen Tag für Tag essen, trinken, ausscheiden, brauchen.

 

So. Reicht erstmal. Bitte also Augen feste zu und sich genau diese beiden Häuser vorstellen. Wie groß müssen die sein? Ziemlich, weils ja nur zwei Häuser sind. Das Ganze ist schon in der Mache. Das wird schon heftig gebaggert, was das Zeug hält. Das ist nicht nur der geistige Furz eines Scheichs. Sondern ein gedanklicher Auswuchs unseres werten MBS. Wer politisch aufmerksam ist, weiß um ihn. Kronprinz Mohammed bin Salman von Saudi Arabien.

 

Mag sein, dass der eine oder andere Leser hier dieses Vorhaben schon kennt. Ich kannte es noch nicht. Dafür jetzt mein größtes Erstaunen über dies Tatsache, weil es sich dabei ja nicht etwa um Fantasie handelt, sondern um eine in Arbeit bereits befindliche Wirklichkeit. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

 

Damit das Ganze klappt, sind die beiden HÄuser 170 km lang (bitte neu die Augen schließen und sich 170 km für EIN Haus vorstellen... das zweite steht ihm direkt gegenüber. The Line halt). Und damit dann auch wirklich 9 Millionen vortreffliche Behausungen haben, mit allem Luxus versteht sich (aber wer weiß, vielleicht gibt es auch noch ein paar bescheidene "Sklaven"-Unterkünfte?) werden die beiden Häuser 500 Meter hoch sein. Bitte liebe Augen, lasst euch nochmals darauf ein und schaut euch imaginär diese Dimensionen ziemlich genau an und lest nicht nur die Worte. Sonst betrügt ihr euch sofort um ein bizarres Erlebnis.

 

Das alles in der Wüste. Da gibt es bekanntlich kein Wasser (was nicht ganz stimmt, weil es sogar eine Wüste gibt, unter der sich das größte Süßwasserreervoir der Welt befinden soll - aber das ist woanders, in Afrika und nicht in Saudi Arabien). 9 Millionen Menschen haben jede Menge Durst. Sie brauchen auch Duschen, Bäder, Toilettenspülungen. Also wird das Meer angezapft. Da gibt es doch Wasser genug. Außerdem droht eh die Meeresspiegelerhöhung mit Ungemach, also her mit dem Wasser und in die Entsalzungsanlage. Wohin nur mit dem Salz? In die Wüste. Da ist doch Platz genug für die schädliche Salzlake. Unterbuddeln. Fertig.

 

Geht dieser Irrsinn denn uns in Deutschland irgendwas an?

 

Letztlich ja, weil es ein Kennzeichen einer immer irrer werdenden Menschheit zeigt, die solche Ideen - übrigens durchaus mit Argumenten für Nicht-zu-Ende-Denkende gewürzt - umsetzt. Warum nur muss ich immer dabei an die biblische Geschichte des Turmbaus zu Babel denken? Ist ja kein Turm, wenn auch 500 m hoch... aber die 170 km Länge mal zwei zeigen dann schon: The Line...

 

Für mich existiert kein strafender Gott. Aber ich glaube ernsthaft an die Sache der Folgerichtigkeit, die mir auch eine Art göttlichen Ursprung suggeriert... Folgen zeitigen weitere Folgen. usw... den Rest überantworte ich Ihrer Fantasie.

 

06.09.2023

 

 

Zum heutigen Geburtstag

schenke ich mir einen Tag: schreib-frei

05.09.2023

 

Jeder

will

das

Gleiche?

 

Jetzt aber! Volle Empörung. Wir sind doch Individualisten! Also wollen wir immer was anderes und genau nicht das Gleiche. Beleidige uns nicht! Schreib keinen Müll.

 

Hmm… dennoch lehrt mich die Lebenserfahrung, dass im Grunde (und das "im Grunde" ist wichtig) fast alle Menschen in einer Sache möglichst das Gleiche wollen: Bestätigung. Ihrer Haltung, ihrer Denke, ihrer Sichtweisen, Meinungen, Vorhaben, Pläne und Ausführungen, sofern letzte nicht voll und offensichtlich in die Hose gehen. Letzlich doch ihrer selbst!

 

Iwoo… poltert der nächste Individualist. Ich will Widerspruch. Ich lerne am Widerspruch. Ich messe mich gern mit anderen. Dazu brauch ich Gegenargumente… Kluge Leute, die es besser wissen als ich.

 

... Na gut. Ich lenke ein. Natürlich gibt es sie. Also die, die nicht immer nur die Bestätigung ihrer selbst bei anderen suchen, sondern lieber die Wahrheit oder die Wirklichkeit.  Und sei es eine erweiterte.  Letztlich zähle ich mich ja auch dazu. Dennoch sind solche Zeitgenossen offenbar nur in einer Minderheit zu finden. So versteckt, dass man kaum orten kann, wo sie im Leben rumwuseln. Und selbst diese Gruppe kann sich noch einmal gehörig spalten. In Schlaue und Dumme. Die Schlauen mögen tatsächlich tapfer auf der Fährte des Weiterlernenwollens sein. Die anderen, die vorlauten Maulaffen mit ihrer unterirdisch dummen Besserwisserei wollen aber das, was auch die anderen, die Leisen, die Normalen, fast immer wollen: Bitte bestätige mich!

 

Dann fühlen sie sich wohl. Haben eine Seelengefährtin, einen wahren, verständnisvollen Freund getroffen. Fühlen sich aufgehoben, gamz angenommen. Fühlen sich nah. Da denkt dochh endlich mal einer wie ich selbst! Das fühlen sie. Und sicherheitshalber basteln sie aus diesem wohligen Gefühl auch noch einen Gedanken.  Doppelt hält besser.

 

Unter Umständen haben sie auch Recht damit. Falls der Zuspruch-Schenker nicht gerade seine Höflichkeits-Raspelei vom Stapel lässt, damit er schneller Ruhe vor dieser Bestätigungssucht hat. Denn beginnt man erst einmal mit dem Widerspruch im Gespräch, kann es für beide Seiten anstrengend werden. Die Suche nach Argumenten sollte dann schon ein Volltreffer sein und sitzen. Passiert das, ist dafür dann oft die Stimmung im Eimer. So etwas halten manche nur schwer aus. Andere gar nicht.

 

Er versteht mich nicht. Sie labert dummes Zeug. Keiner kann sich dem anderen verständlich machen. Dabei ist es doch alles so einfach. Man müsste nur richtig zuhören können.

 

Aber wie geht das? Mit den Ohren natürlich auch. Ein bisschen jedenfalls. Noch mehr aber mit Herz und Verstand, mit Gefühl und Intuition. Denn nicht das ausgesprochene Wort oder der Satz sind entscheidend, sondern allein das GEMEINTE. Dazu muss man den Zugang bekommen. Es ist manchmal wie ein Labyrinth, ein Irrgarten durch die maximal mögliche Zahl der Interpretationsirrwege, derer es viele gibt.

 

Das Gemeinte kann sich vom Gesagten durchaus unterscheiden. Dann kann es zwischen manchen Menschen kompliziert werden. Auch kleinlich und kleinkariert, wenn erst einmal der Rosinenpicker im Hirn die Dominanz erhält. Er findet auch noch den kleinsten nur halbkorrekt verwendeten Begriff und verwendet ihn als: Waffe. Und schon ist jedem Verständnis mangels echtem Verstehenwollen der Boden entzogen.

 

Treffen sich zwei. Oder drei. Oder noch mehr. Sprechen miteinander, tauschen sich aus, bringen Meinungen und Sichtweisen vor. Dahinter der Wunsch: Stimmt mir doch zu! Wenigstens ein paar von euch. Ich habe doch Recht. Ich habe das doch alles gut durchdacht. Nicht selten wird der Wunsch zur Sehnsucht.

 

Der Höhepunkt! Er schleicht sich ran, wenn die mentale Übergriffigkeit beginnt. Dazu verwendet man Eingangssätze wie: Du bist doch auch der Meinung, dass… Siehst du die Sache nicht ganz genauso wie ich… (und wehe, da kommt ein Nööö!)… Du glaubst doch auch, dass… Du hast doch erst kürzlich auch gesagt, dass.. Wir sind doch einer Meinung, bei…  Du wärst entzückt, berührt, geplättet, erstaunt über....

 

Der Höhepunkt der Entmündigung. Wer jetzt Nein oder Jein sagt, ist ein Feind. Das Hirn schaltet bei manchen auf Mordattacke im Affekt.  Natürlich nicht offiziell. Man will sich schließlich nicht blamieren. Man ist ja wer. Aber bestätigt wurde man unter Umständen nicht. Und das tut weh. Sehr weh.

 

Also mit solchen Leuten macht es ja überhaupt keinen Spaß zu reden. Mit denen kann man gar nicht reden. Die verstehen ja eh nix. Und haben auch keine Ahnung.

 

Das werde ich mir merken!

04.092023

 

... und das noch...

 

 

Eigentlich wollte ich zu Aiwanger so einiges schreiben. Habe ich auch getan. Es geriet aber zu lang und wurde immer  länger. Der Teufel steckt ja im Detail. Und wenn das Detail in meinem Kopf erstmal seinen Knüppel auspackt, ist was gegessen… Dann habe ich es wieder gelöscht. Denn kurz, knapp und zugleich differenziert zu schreiben ist nicht so meine Begabung. Damit provoziere ich nur noch mehr Fragen, als je vorher aufgetaucht wären. Möge jeder selbst seine Haltung dazu einnehmen. Zumindest hat man es nicht mit einer Eindeutigkeit in der Sache zu tun und darf sich an der Vieldeutigkeit der Möglichkeiten mental abrackern. Man kanns auch sein lassen... Immerhin ist nichts so alt wie die Schlagzeile von gestern.

 

Eigentlich wollte ich auch über meine drei Enkelkinder schreiben. Allesamt noch Fuzzis, noch nicht der Sprache kundig. Aber was heißt das schon! Die Augen lasern schon jetzt meine Wesenstiefe. Tiefseeaugen, die ihr Teleskop ins großmütterliche Universum schicken. Weltzugewandt, neugierig und so voller Charme, dass Schmelzofenhitze nach mir hascht. Ich muss aufpassen, dass ich mir einen gesunden Egoismus behalte, bevor diese Kerlchen mich überwältigen. Ihnen zuliebe, das Aufpassen.

 

Das soll mal eine verdammt gute Story zwischen uns werden. Ich zum Beispiel denke noch immer an meinen Opa. Er ist nun über 60 Jahre tot. Quatsch. Er ist immer noch lebendig. Leichen zählen nicht, wenn man die Menschen erstmal richtig geliebt hat. Er bleibt  lebendig.

 

Wer weiß wie kurz oder lang die Geschichte nun zwischen den Enkelkindern und uns werden kann. Das Zeitgeschenk wird genutzt werden. - Her mit den guten Impulsen für die offenen Hirne. Her mit den Kräften der Fantasie, die früh Spannung ins Leben bringen. Und all diese betörenden kleinen Raffinessen. Über sie will ich schreiben. Mehr, genauer, detailverliebt. Etwas später. Das ist mal eine größere Sache wert. Außerdem fehlen noch ein paar Aufregungen und innerfamiliäre Eskalationen, um die Sache so richtig schön rund zu machen… Denn wer stark werden will, muss auch früh kämpfen üben. Und das übt man am besten dort, wo man von Herzen geliebt wird. 

 

Wir basteln uns ein ganz spannendes Miteinander von Erlebnissen und Impulsen. Mal schauen, wie impulsiv sich alles entwickelt.

 

Liebe durchwebt das alles.

 

Hab mir heute 26 Bücher bestellt. Vonnegut, Droste, Fried, Berg, Murakami und so. Außenseiter, Bestseller. Die es wert sind.

 

Mein Urlaub in den Bergen ist ja leider geplatzt. Jetzt hab ich Berge von Gedanken vor mir. Und ich werde mit meinen eigenen Gedankenbergen zurückantworten. Sollen die Alpen doch mal kurz erzittern, wenn die geistigen Kontinentalplatten rumoren.

 

Die Autoren dürfen sich freuen. Es wird eine spannende Interaktion zwischen uns. Auf jede ihrer lohnenden Gedanken, kommt einer von mir zurück. Ein paar der Autoren  sind ja schon tot. Vielleicht haben die dann mehr Zeit, mir beim Antworten aufs Lesen ihrer Bücher zuzuhören.

Jungs, ihr seid eingeladen.  

 

Und dann gibt es noch immer die Brände in Griechenland, das tödliche Geballere in der Ukraine, die endlosen Putschisten in Afrika, das Regenmonster in Spanien, das Backesfest im Heimatdorf, der Papst in der Mongolei…

und vielleicht auch mal bald wieder ein Spiegelei…

 

Das habe ich schon monatelang nicht mehr gegessen.

Alles in allem heute nur nachrangige Meldungen zum Lesen…  und schnell wieder vergessen.

 

1.-3.9.2023 - Wochenend-Beitrag

 

Gedanken

 

über das letzte

 

Geheimnis

 

 – XI.- XIV.

 

 

Die letzten vier Kapitel werde ich gekürzt zusammenfassen. Denn ich merke: über das Unendliche zu schreiben verträgt letztlich keine Endlichkeit, der doch alles unterliegt.

 

Dennoch ist es aus vielen Gründen wichtig, sich all dem zu nähern, weil wir Menschen zwar nicht als körperliche Wesen, jedoch mit Seele und Geist eben auch dem Unendlichen zuzuordnen sind. Und wer das versteht, bejaht, begreift, fragt nicht mehr danach: Was soll das Ganze!... sondern will sich annähern.

 

Warum also ein Versuch einer Annäherung an dieses Unendliche vom Standpunkt der Endlichkeit her?

 

Kurzum: Es macht den Sinn, dass wir uns weniger grämen, weniger irren, weniger leiden, weniger be-leidigen, weniger missverstehen, seltener falsch handeln als bisher, keine falschen Erwartungen hegen und überhaupt die Sache mit den Erwartungen in jene Nüchternheit hineinbringen, wo sie ihren Platz haben sollte: In den klaren Verstand, der zu heißen Gefühlen dennoch fröhlich in der Lage ist, weil sie unbedingt eine Zeitlang dazugehören.

 

Die Liebe also. Die Liebe, die allerorten mit einem schillernden Überzug aus Irrtümern durch die Herzen, Hirne und Bäuche schwirrt… und weiß Gott noch ganz anderen körperlichen Regionen. Die Liebe, die uns blind macht, uns verhunzt, verzaubert, vermurkst, verführt, verletzt, verschmäht, verlässt… und immer wieder neu anklopft, weil sie verstanden und gelebt werden will. Und immer wieder lässt man sich drauf ein… überaus lange zu falschen Bedingungen, die wir mit unseren begrenzten Köpfen uns selbst falsch ausdenken oder von wem auch immer übernehmen.

 

Freiheit und Liebe. Freiheit in der Liebe. Freiheit als Voraussetzung für Liebe. All das sind Stufenentwicklungen, die ein jeder Mensch in anderer Weise schon braucht, schafft oder noch nicht leben kann bzw. aushält. Kaum etwas ist schwieriger als Freiheit. Aber das ist ein anderes Thema, das mit der Liebe Alles zu tun hat, wenn man den Dreh dafür raus hat.  

 

In einem (fast schon lächerlich kurzen) Menschenleben von ca. 80 Jahren ist das alles natürlich nicht zu leisten und zu meistern. Wie soll das gehen!? In Sachen Erfahrungen, Erkenntnis, Durchleben und Meistern steht der Faktor Zeit im Zentrum aller menschlichen Möglichkeiten. Denn ein gewisses Maß Zeit zum Lernen und Erleben brauchen wir alle. Zugleich gilt: Was wir begriffen haben, haben wir noch lange nicht ins Leben integriert. Jeder kennt es doch: Diese unselige Kluft zwischen Wissen und Tun. Immer wieder neu scheitern wir mit den besten, gesündesten, sinnvollsten Vorsätzen, weil wir schwach sind, verführbar, egoistisch oder bedürftig. Und nicht etwa, weil wir das Richtige noch nicht wissen.

 

Deshalb die vielen Runden, die zu drehen sind. Die vielen Wiederholungen, die eben nicht nur kleine Kinder brauchen, sondern auch die Erwachsenen bis zum Tod und darüber hinaus. Denn der Tod gilt nur (bedingt) für das Fleisch, das wiederum zu Erde verwandelt wird und dort frischer Boden für neues Leben wird. Aber das Unsterbliche, Geist und Seele, haben weiter zu rackern. Nichts da mit himmlischen Sphärenklängen in göttlicher Harmonie mit blondgelockten Engeln, die Harfe spielen . (Gut, wer will das schon!)

 

Wir haben zu lernen. Wollen es auch. Auch dann, wenn wir es nicht immer so genau wissen, ob und dass wir es wollen. Also das mit der Liebe und der Freiheit und der Freiheit in der Liebe und überhaupt…

 

Liebe hat kein Verfallsdatum. Aber sie hat für Menschen einen (scheinbaren) Startpunkt, den wir am individuellen selbstreflektierenden Bewusstsein festmachen. Aber auch das ist schon ein Kompromiss. Belassen wir es dabei, seien wir nicht allzu kleinlich in diesen letzten Dingen. Um die Liebe zu lernen, tatsächlich liebe-fähig zu werden, ist das Böse, der Fehler, der Irrtum, das Missverstehen, auch der Egoismus, die Gier, die Macht usw. als Geschenk an die Seite gestellt. Ja, ein Geschenk, weil ohne diese Zutaten kein Fortschritt je erkennbar würde. Das gehört nun einmal mit zur Polarität und ihren Gesetzen – wo die wahre Liebe, in ihrer größtmöglichen Qualität, natürlich darübersteht.

 

Und weil all das eben auch mit Kummer, Schmerz, Enttäuschung, Elend, Leiden, ja Mord und Selbstmord im ganz normalen Leben eines Durchschnittsmenschen einhergehen kann, deshalb ist es so wichtig, dass wir uns diese Unterschiede vom Begriff der LIEBE klarmachen. Deshalb lohnt es sich, weil all das Ungemach tatsächlich reduziert und minimiert werden kann, wenn wir jeweils verstehen, was gemeint ist, wenn dieses Wort unser Denken und Fühlen erobert.

 

Wer das begreift, ist im Vorteil!

 

Es ist an der Zeit, an unseren Irrtümern über die Liebe zu erwachen!

 

Uns selbst zuliebe… und auch allen andern!

 

Rezepte sind untauglich, weil für jeden Menschen ein anderes bekömmlich oder auch ungenießbar ist. Der emotionale und mentale Magen braucht seinen eigenen Diätplan. Und der richtet sich vor allem noch nach dem Grad der Wachheit/Verschlafenheit und der Bedürftigkeit/Unfreiheit. Auch nach dem Wissen/Unwissen über all das und die Fähigkeit zu ehrlicher Reflexion, die sich selbst nichts mehr über sich vormacht.

 

Dann kann man mit dem lieben beginnen. Am sinnvollsten bei sich selbst.

 

Das ist für viele Menschen ungeheuer schwierig, weil wir ja nicht von der egoistischen Liebe sprechen, sondern von der wahren, die sich selbst würdevoll achtet, wie auch den anderen… die sich frei begegnet und sich all der Last enthoben fühlt, die Erziehung, Prägung, Gesellschaft, Religion oder Tradition unter Umständen in negativer Weise durch fatale Glaubenssätze angerichtet haben. Allein schon dieser Reinigungsschritt ist für jeden eine höchst meisterliche Leistung (die man in der Regel auch nur in kleinen Schritten angehen kann).

 

Liebt man sich selbst aufrichtig, authentisch, un-egoistisch, dann wird es immer leichter fallen, mehr und mehr Menschen zu lieben… Es ist ja ein Prozess, der notwendiger Weise stattfindet und Zeit und Erfahrung braucht. Ab einer gewissen Liebes-Qualität wird man spüren, dass ein Ausschlusskriterium zugleich auch das K.O.-Kriterium für Liebe ist, weil Gut und Böse, Sympathie oder Antipathie eine völlig andere Bedeutung bekommen. Man steigt mehr und mehr aus den Bedingungen der Polarität aus --- lebt aber als Mensch immer noch in diesem System. Diese Spannung ist für viele Menschen unvorstellbar. Doch auch das unterliegt der Zeit und wird sich für alle früher oder später ändern, weil es sonst keinen Fortschritt gäbe.

 

Wie klein(lich) die Fortschritte in der Menschheit in Sachen Liebe sind, zeigen aktuell die Kriege, die Scheidungen, die Verhungerten, Verelendeten, die Not, der nackte Terror allerorten. Wir stehen immer noch ziemlich nah am Anfang, auch wenn wir keine Hexen mehr verbrennen, die aber anderenorts noch verbrannt werden… oder gesteinigt, erhängt oder weggesperrt.

 

Die Leidenschaft in all ihren bizarren Formen ist kennenzulernen. In allen Facetten von Glück und Unglück. Sie kann ein Steigbügelhalter sein, der zur Klarheit führt. Stellt sich die Klarheit ein, braucht es die Leidenschaft immer weniger, irgendwann bedarf es ihr nicht mehr. Es ist kein Verlust. Es lockt der Gewinn einer inneren Ruhe, einer tiefen Zufriedenheit, die nichts mehr braucht und nichts mehr will… weil sie liebt.

 

Ein Nachsatz:

Ist der Anspruch an uns Menschen nicht zu hoch? Sind wir dem gewachsen? Ja. Sind wir. Doch jeder zu seiner eigenen Zeit, mit seinen Möglichkeiten, Talenten und Erkenntnissen, die er schon darüber hat und nutzen kann. All das braucht Zeit. Stress ist kontraproduktiv und führt ganz sicher nicht zur Liebe-Fähigkeit. Ehrgeiz in diesen Dingen geradezu albern, weil… Jeder weiß oder fühlt es. Die Liebe ist kein seltsames Spiel, sondern ein Spiel voller Ernst, ein ernsthaftes Spiel inmitten von seltsamen Erscheinungsformen. Wer spielen kann, ernsthaft spielen kann, ist im Vorteil.

 

Es braucht das Sehnen nach mehr Qualität, eines das echt und authentisch ist, dann stellt sich nach und nach jene Lebenshaltung ein, die leichtere Schritte in diesen Dingen macht… irgendwann einmal so leicht, als flöge man ins Zentrum der Liebe hinein…

Wer liebt, urteilt nicht mehr.

Wer liebt, hat sich befreit... ist frei… auf immer.

 

 

01.09.2023

 

Eigentlich sollte jetzt hier stehen: Bin wech!

 

Steht aber nicht.

 

Denn uneigentlich bin ich akut erkrankt und nicht in den Bergen!

Blöd. Mal wieder. Aber das war nicht verhinderbar. Nix lebensbedrohliches. Aber auch nix reisefähiges, was da mal wieder Zirkus macht! Da rödelt irgendeine unbekannte Affinität zwischen mir und dem puren Genuss, der sich krank-werden nennt. Jetzt könnte man ja mal wieder spekulieren. Christa und ihr Unterbewusstsein. Hach! Gönnt sich wohl nix!

 

Eigentlich hätte ich mir den Urlaub verdient. Find ich jedenfalls.

Blöd. Is nich... Aber nicht wirklich tragisch.


Was ist schon tragisch, in diesen Zeiten?

Vieles. Allzu vieles. Das aber nicht, mit dem Urlaub. Nur halt schade. Schade. Schade.

 

Na ja, werde weiter schreiben. Vielleicht etwas reduzierter?

Mal schauen...

31.8.2023

 

 

Intermezzo

 

Überdruss!!!

 

 

 

 

Ich habe noch vier weitere Kapitel  zum Thema meiner kleinen Serie geschrieben. Aber ich mag gerade nimmer. Die Liebe kommt mir zum Hals heraus.

 

Ja, verrückt. Das Wertvollste, das Wichtigstes, das Ungeheuerlichste überhaupt: Es nervt mich. Ich habe mich wohl ein wenig zu intensiv damit auseinandergesetzt. Dabei wurde mir klar: Das schafft eh kein Mensch! Also in der Realität, im Alltag, im Normalsein und so.

 

Ich glaube an das, was ich schreibe. Aber ich schreibe ja nicht, dass das, was ich schreibe, auch bald geschafft werden kann. Denn daran glaube ich ernsthaft: (erstmal) nicht.

 

Also, warum schreibe ich dann. Weil es mich dazu drängte. Weil ich Bock darauf hatte, mal wieder intensiv intensiv sein wollte, was mir bis zum Überdruss, dann auch gelang.

 

Und nun: Die Lust ist weg. Jedenfalls jetzt und heute. Die Luft ist raus. Aber nicht die Gedanken dazu, nicht die Ideen, denn ich könnte auch noch weitere 20 oder 30 Artikel dazu schreiben. Es ist halt das größte Thema überhaupt. Deshalb unendlich. Und mein Geschreibe darüber Sandkörnchen im Rad der menschlichen Geschichte. Zu wenig, als das sie wenigstens einmal knirschen könnten.

 

Also das Größte, das wir auf lange Zeit nicht vernünftig schaffen werden, das habe ich anfänglich beschrieben und wird fast nirgends richtig trainiert. Nur immer ein bisschen… und dann: Adieu!

 

All die Mühe damit! Perlen vor die Säue? Mätthäus 7,6. (Evtl. das zweitmeist zitierteste Bibelzitat, frage ich mich gerade!) 

 

Was hindert uns: Alles. Jede Ausrede, die wir erfinden. Wir wollen uns nicht ständig anstrengen müssen. Ist Liebe anstrengend. Eigentlich ja nicht, sagt man. Sie ist. Punkt. Ende.  (oder nicht!)

 

Blödsinn. Natürlich ist sie irre anstrengend, wenn man so lieben will, wie ich es andeute, dass es irgendwann tatsächlich mal möglich sein könnte.

 

Frei und verantwortungsvoll zugleich zum Beispiel. Eigentlich ein Lacher. Denn wenn ich Verantwortung übernehme, bin ich ja nimmer frei. Andererseits, wenn ich sie freiwillig übernehme, habe ich mich frei für Verantwortung entschieden und bins dann irgendwie doch.

 

Stopp, stopp, stopp. So läuft der Hase nicht. Denn wer sagt mir denn, ob mein Verantwortungsbewusstsein nicht eine frühkindliche Konditionierung ist. Eine Art moralischer Zwang, der Eltern, des Herrn Pfarrers, der Gesellschaft oder von Herrn Kant (wer ihn denn gelesen hat). Vielleicht hat man ja den kategorischen Imperativ in Babybrei verarbeitet, damit wir besser zu regieren sind? Insofern ist erstmal gar nicht die Freiheit zu hinterfragen, sondern zuvor jegliche bewusste, unbewusste, antrainierte, eingetrichterte, übernommene, geglaubte, zwangsinhalierte Konditionierung – letztlich von allem. Und die Sache der Moral. Nicht die der Sexualmoral, sondern der umfassenden meine ich. Der ganz, ganz großen, die nicht moralinsauer daherkommt, dennoch so unverzichtbar für Liebende ist.

 

So würde die Liebe-Unfähigkeits-Frage schnell doch auch unter anderem eine Freiheitsfrage und eine Konditions- wie auch Konditionierungsfrage und die Frage, inwieweit wir eigentlich eben doch halbbewusste Marionetten sind, selbst im Ja und Nein sagen, was ja der Höhepunkt der Freiheit zu sein scheint. Aber jedes Ja und jedes Nein zu was auch immer – gut oder böse, irrsinnig oder sinnvoll – kann ja schon ein Auswuchs einer Persönlichkeit sein, die selbst ein Machwerk von Millionen Zutaten ist… über wie viele Leben und Tode auch immer.

 

Ich werde vom Unveröffentlichten dennoch etwas veröffentlichen. Die nächsten Tage, denke ich mal. Wenigstens das Fazit. Vielleicht häkele ich die drei oder vier Restbeiträge noch zusammen, kürze, strecke … und strecke mich dann mal kurz aus.

 

So. Jetzt bin ich meinen Überdruss mal eben los geworden.

Musste sein. Der Liebe wegen. Und weil sie so wichtig ist. Und so unmöglich.

 

Eventuell folgt auch hier noch eine Fortsetzung... mit neuem Schwerpunkt !?!?...

 

30.8.2023

 

Gedanken

 

über das letzte

 

Geheimnis – X.

 

 

Liebe endet nie. Sie ist radikal. Und werden wir es nicht auch, werden wir nie wirklich lieben können. Radikal bedeutet: An die Wurzel gehen, an den Urgrund allen Geschehens.  Dort wo sie scheinbar endet, war es niemals Liebe.

 

Doch die Sache ist noch viel komplizierter. Wahre Liebe kann andere Mitmenschen nicht ausschließen. Wenn man im letzten Stadium (des Menschen Möglichen) liebt, liebt man alle Menschen. Aber da sind wir noch nicht.

 

Vorher steht noch an, die Liebe zum Partner zu lernen, der Familie, der Freunde oder sozialen Umgebung. Und wie schwer das alles ist, zeigt der Lebensalltag allerorten.

 

Dennoch: Liebe ist niemals auf eine Zweisamkeit eingegrenzt. Sie kann gleichwohl in einem Menschenleben auf diese Weise erfüllt gelebt werden und zum starken Sprungbrett für später andere Formen der Liebe werden. Doch jedem steht es frei, seine frei-lassende Liebe so zu gestalten, wie er es schon kann und mag.

 

Polyamory oder Polyamorie, kommt sicher jetzt vielen Menschen in den Sinn. Jene "freie Liebe" mit häufig(er) wechselnden Sexualpartnern, denen man durchaus allen liebevoll zugeneigt sein kann. Respektvoll, würdevoll, mit gegenseitiger Wertschätzung und Verehrung. Mit und jenseits von Verliebtheit. Mit oder ohne Verantwortung in der Realität des Alltags. Die körperliche Liebe wird frei ausgelebt, wie die Beteiligten es einverständlich möchten.

 

Doch wo bleibt die Seele dabei? Das Gefühl? Ist die Eifersucht tatsächlich in diesem Modell schon überwunden? Auch die Besitzansprüche, Erwartungen, Hoffnungen, Zweisamkeits-Sehnsucht. Oft nicht! Denn beliebiger Sex ist nicht liebender Sex. Sex muss auch nicht im Einklang mit Liebe stehen, ist aber nun dennoch oft der Fall, zumal es in aller Regel als beglückender erlebt wird.

 

All das aber kann  - wie in klassischen Beziehungen - letztlich für ein Individuum doch noch ganz schön hart werden, weil das Gewohnte verlassen wird.


Der Unterschied besteht in der Absprache, die die Regel ist: Jeder ist frei, zu tun oder  zu lassen, zu kommen oder zu gehen... keiner hat Anspruch an den anderen, jeder verantwortet sein Tun und Lassen selbst und muss mit allen Konsequenzen daraus dann auch klarkommen. Das gilt dann für alle Bereiche von Körper, Seele und Geist.

 

Ist das nun tatsächlich eine "freie" Form von Liebe oder eine sexuelle Beliebigkeit, die nach Belieben nimmt oder gibt... allerdings nichts zu fordern hat?

 

Die Antwort ist so kompliziert, wie der Mensch es selbst ist: Es kommt tatsächlich aufs Individuum an. Denn in dieser Form der Liebe kann man durchaus ernsthaft lieben, auch umfassend lieben - wenn man es denn schon kann. Man kann sich aber auch ganz schön etwas vormachen, kann so tun als ob und die sexuelle Freizügigkeit letztlich präferieren, um die es so manchem geht.

 

Andererseits hat dieses Modell dort, wo es volle Verantwortung auch schon trägt  und tragen kann, freiere Chancen für eine Liebe-Entwicklung als in manch einer Paarbeziehung, die schon von den Bändern der Neurosen umschlungen ist.

 

Abzulehnen ist davon jedoch alles Tun, für das nicht volle Verantwortung auch übernommen wird. Und damit sind dann in der Tat viele völlig überfordert. Man denke an die Zeugung eines oder mehrerer Kinder. Wer trägt die gemeinsame Last der Erziehung bis zum Erwachsenenalter? In einer ernstzunehmenden Gemeinschaft der freien Liebe, würden und müssten es alle tragen, aber ganz gewiss und besonders die biologischen Eltern - auch dann, wenn sie kein festes Paar sind und Kinder mit anderen Partnern haben. Es kann also ganz schön kompliziert werden!

 

Verliebt man sich im Lebensmodell der "freien Liebe", kann das persönliche Glück oder Unglück ähnlich hoch sein, wie in der sonstigen Normalität. Andererseits ist eine solche Gemeinschaft oft auch eine Gemeinschaft des Trostes, der in anderer - vielleicht wissender - Weise unter Umständen gezeigt und gelebt werden kann und hilfreich in diesen Lernprozessen der Liebe ist.

 

Die Qualität bei Polyamorie hängt ebenfalls vom Reifegrad derjenigen ab, die sich auf kurz, mittelfristig oder lang einander nah sind. Es können auch Gruppen sich lange Zeit seelisch und körperlich nahe bleiben und eine Vertrautheit miteinander im ständigen Wechsel erfahren, für deren Reichtum sie von anderen beneidet werden. Doch wo mehr Chancen sind, stecken auch mehr Risiken drin. Es braucht möglichst eine sehr gefestigte Persönlichkeit, um in diesem Flammenmeer der Gefühle auch bestehen zu können.

 

Die klassischen Verstrickungen sind erst dann weg, wenn man tatsächlich die Eifersucht und das Besitz-Denken/Fühlen in sich selbst überwunden hat. Das braucht Zeit für Schmerzerfahrung, Schmerzverarbeitung, Läuterung, Heilung. Dann ist alles möglich. Und je gründlicher man solche Erfahrungen macht, umso klarer wird, dass man mit einem einzigen Menschen sehr glücklich sein kann, mit vielen verschiedenen und auch mit sich ganz allein...

 

Polyamory ist, wie auch die Verliebtheit, ein Zwischenschritt zur echten Liebe hin, den man gehen kann, aber nicht gehen muss, wenn man nicht möchte. Man sollte ihn nur gehen, wenn man auch die Nachteile mit in Kauf nimmt, wozu auch gehört: Solche Gruppen sind ebenfalls ein lebendiges Gebilde, wo Versuch und Irrtum, Fehler, Missverständnisse, Glück und Schmerz, aber auch Reife und wahre Liebe sich wechselnd zeigen.
 

 

 

Wo das Alte überwunden ist, ist das Neue noch lange nicht auch schon direkt geschafft. Es werden durch die Erfahrung dieser Lebensart neue Herausforderungen kommen, die mit tiefer Verantwortung zu tun haben und  erst einmal gemeistert werden wollen.

 

In klassischen Paarbeziehungen stehen die Partner oft auch auf einem sehr verschiedenen Level von emotionaler Reife. Das ist in solchen Gruppen nicht anders, jedoch die generelle Offenheit ist größer und viele haben die negativen Seiten einer klass. Paarbeziehung ja vorher auch viele Jahre erlebt... und wollen genau deshalb nun neue Wege gehen.

 

Wichtig ist:

Man mache sich auf einem solchen Weg nicht selbst etwas dabei vor!

Man fordere nicht das Gleiche vom anderen, nur weil man es selbst frei und willig erbringt! Dazu hat man kein Recht. Lauert diese Erwartung jedoch unausgesprochen im gemeinsamen Raum, dann lauert dort auch der Tod der Liebe, die noch keine richtige werden konnte.

 

Fortsetzung folgt ...

29.8.2023

 

 

Gedanken

 

über das letzte

 

Geheimnis  - 

 

IX.


 

 

 

 

 

Ein Zwischenstopp im Thema. "Korrekturen" sind angebracht bzw. ein großes Missverständnis muss verhindert werden. Sprechen wir hier von einer gemeinsam empfundenen, gegenseitig empfangenden Liebe, also einer mehr klassischen Partnerschaft oder Zweisamkeit, dann braucht es das vorher Beschriebene in den meisten Fällen, wenn es gelingen soll. Wo es auch ohne all das funktioniert, sind bereits uralte karmische Verbindungen von sich sehr nahestehenden Menschen erfolgreich am Werk, die schon lange an diesen Dingen (wie bewusst oder unbewusst auch immer!) arbeiten.

 

Doch vergessen wir dabei nicht: Eine echte Liebe ist unabhängig davon, ob sie "zurückgeliebt" wird. Das braucht der wahrhaft Liebende nicht. Es wird ihm dennoch oft zuteil, jedoch nicht als Ziel, sondern als Konsequenz aus seinem Sein. Deshalb braucht es für ihn auch keineswegs das Gemeinsame, keine Partnerschaft, die im Zweifelsfall eine umfassendere Liebe auch gar nicht möglich macht, sofern diese noch den altern Mustern folgt.

 

Insofern ist immer wieder neu bei jedem Gedanken hier immer wiederzu unterscheiden:

- Sprechen wir von Verliebtheitsstadien?

- Von einer Zweisamkeits-Liebe, die wachsen will und kann oder auch scheitert kann?

- Oder sprechen wir von einer umfassenderen Menschenliebe, die tief, frei und unabhängig ist, dazu aber auch verantwortungsvoll im Tun und Lassen?

- Oder sprechen wir von der "letzten" göttlichen All-Liebe, die für uns Menschen im derzeitigen Entwicklungsstadium nicht zu erreichen ist?

 

Wir sprechen hier alles davon an, weil es eben fatalerweise in den Menschen oft eine undifferenzierte Gemengelage des gleichen Begriffes ist. Doch wir müssen dabei im Blick behalten, was jeweils gemeint ist. Vor allem aber sprechen wir darüber, warum es wichtig ist, diese sehr verschiedenen Formen der Liebe, die sich des gleichen Wortes bedienen, zu unterscheiden.

 

Wo diese Unterscheidung bewusst gelingt, wird Kummer, Schmerz und Leiden, die in allen Stadien auftreten können, minimiert. Das ist Grund genug, sich bewusst damit auseinanderzusetzen.

 

Je klarer man sich die Unterscheidung macht, umso mehr Missverständnisse und eben auch Schmerz werden verhindert.  

 

Wie also steht es um die eigene große Liebe, die gemeistert werden will, aber zu scheitern droht? Sollte man sich nicht scheiden lassen, nur weil man sich das Versprechen auf "lebenslang" gab? Für die einen ist es ein heiliges Sakrament, ein Ritus voll von tiefer Bedeutung und Wert – für andere ein Sakrileg, das eventuell zu einem späteren Zeitpunkt als Gefängnis erlitten wird.

 

Zwei Antworten:

1. Trennung oder Scheidung ist in vielen Fällen unumgänglich, weil reale Lebenssituationen für alle Beteiligten so unerträglich oder unmenschlich werden können, dass gar nichts anderes als eine Trennung übrigbleibt. Auch der hilflosen, mitleidenden Kinder wegen, die hoffnungslos in diesem Ehe-Drama der Eltern ohnmächtig verstrickt sind.

 

2. Was ist mit Trennung / Scheidung wenn es zu Problemen kommt und nichts mehr so fröhlich und beglückend wie Anfangs ist?  In vielen Fällen, wo allzu früh eine Trennung geschieht (z.B. Frust, Verlust der Verliebtheit)), kann es auch der "falsche" Weg sein, wenngleich ein erlaubter und möglicher. Denn viele Ehepartner erkennen (noch) nicht, was ihnen an wertvoller Entwicklung auch entgeht, wenn sie vor sich selbst und den Problemen mit dem Partner allzu schnell oder allzu früh davonlaufen.

 

Warum? Das Grundproblem greift: Sie haben falsche Erwartungen und Vorstellungen über die Liebe in Kopf und Herz und haben ihr eigentliche Aufgabe der Meisterung, des aneinander Lernens, noch lange nicht erfüllt. Doch auch das wissen sie meist nicht. Das einzige was sie wissen und erleben: Es ist nicht mehr schön! - Also Schluss damit!

 

Was sie nicht wissen: Darum geht es in der Regel auch nicht, jedoch kann es durchaus wieder schön und beglückend werden, wenn nur halt die anstehenden Krisen gemeistert werden. Das ist von uns allen zu lernen. Denn hier lauert der größte Schatz der Menschheit, der noch immer nicht gehoben ist: Die Liebe in der Zweisamkeit zu lernen (die schwer genug ist), um sich später für noch andere, größere Formen der Liebe zu qualifizieren.  

 

Die Reifung dorthin braucht Krisen, Missverständnisse, Aufklärung, Irrtümer, neue Wege, neues Verzeihen, vielfältiges Erleben und Integrieren des Ganzen. Es geht nicht ohne Schmerz und Verletzung ab. Das muss jedem klar sein, weil der Weg mit Irrtümern und falschen Erwartungshaltungen, gar Forderungen voll gepflastert ist. Doch immer wieder lockt auch die Freude und das Glück, wenn man auf diesem Weg fortschreitet und nicht beim Hergebrachten stehenbleibt. Es braucht immer größere Herzensweisheit und einen gesunden Menschenverstand.

 

In diesem Zusammenhang ist ein kritisches Nachdenken über Polyamory oder die "freie Liebe" in der nächsten Folge angesagt…

 

Fortsetzung folgt...

 

28.8.2023

 

Gedanken

 

über das letzte

 

Geheimnis  -  VIII.

 

 

… Es braucht also mehr, um eine Liebe zu erleben, die mehr ist als nur Verliebtheit, Rausch und erste Ekstase. Es braucht Gemeinsamkeiten, innere, stabile Werte, eine gemeinsame Grund-Gestimmtheit, einen gemeinsamen Grundton, um die Widrigkeiten des Alltags letztlich auf Dauer zu meistern. Es braucht eine Aufgabe, an der beide wachsen und reifen können und wollen. Mit der Freiheit, sie auch verlassen zu dürfen.

 

 

Das Problem: Freiheit und Partnerschaft / klassische Zweierbeziehungen passen oft nicht wirklich zusammen.

 

Liebe braucht den Raum der Unabhängigkeit, der Freiwilligkeit, keine Gängelung, kein Zwang, keine Bettelei. Das Gemeinsame muss nicht immer von Anfang an klar benannt werden können, aber muss Chance auf Entdeckung haben, wachsen dürfen, reifen. Der Faktor Zeit ist wegen der Reifung unverzichtbar. Lernzeit. Zeit der Krisen, Zeit der Meisterung. Zeit des Abstandes evtl. auch des Abschiedes, Zeit des Neufindens, der Orientierung.

 

Auf Dauer bedeutete früher bei der Hochzeit: Lebenslang. Bis dass der Tod euch scheidet.

Den Tod braucht es für die Scheidung heute zum Glück nicht. Es reicht das persönliche Unglücklichsein, manchmal auch lediglich eine Unzufriedenheit, die Leute den Scheidungsanwalt einschalten lässt. Oder es reicht, dass man sich als  lebenslänglich Gefangener in der eigenen Partnerschaft unter Umständen erlebt und sich und sich zunehmend trauriger fühlt. Das muss nicht so sein, kommt dennoch oft vor. Auch leiden Partner nicht immer gleichermaßen stark an den alltäglichen Problemen, die man sich oft kunstvoll selbst erschafft. Oft leidet einer mehr als der andere. Weil er anders liebt und anders fühlt.

 

Meist sind es die Frauen, die unter diesem persönlich empfundenden Unglücklichsein länger und heftiger leiden und dann auch diesen ersten Schritt zum letzten Abschied hin zum Scheidungsanwalt tun. Auch das ist kein Zufall.

 

Frauen lieben anders als Männer. Dazu natürlich individuell einzigartig aufgrund der Persönlichkeit.  Auch wenn man keine Klischees bedient, sind Geschlechterunterschiede im Verhalten zumeist gegeben, gleichwohl können Frauen auch ihren inneren männlichen Anteil dominanter ausleben und Männer ihren weiblichen. Die Ausnahmen bestätigen auch hier nur die Regel.

 

Der Partner kann ab einem gewissen Punkt auch zum großen Störfaktor für die eigene Entwicklung werden. Vor allem dann, wenn der Freiraum beschnitten ist, die Luft zum Atmen fehlt, die eigenen Talente und Begabungen sich nicht entfalten können oder dürfen. Wenn nur ein Partner sich notwendige Freiheiten nimmt und der andere nicht, ist durch die Ungleichgewichtung Disharmonie unvermeidlich.

 

Zunehmend scheint es so zu sein, als bräuchten sowohl Männer wie auch Frauen mehr Freiraum in ihren Partnerschaften denn je zuvor.

 

Entwicklungsmöglichkeiten, die sie früher oder später in einer traditionellen Zweierbeziehung mehr und mehr vermissen. Auch das kann, bei aller Liebe, zur Falle werden. Denn nicht immer sind es die "Fehler" des anderen, die zur Trennung führen, sondern immer öfter auch das Bedürfnis zur Unabhängigkeit in der gesamten Lebensgestaltung. Raus aus dem Gefängnis der Erwartungen. Rein in die Freiheit der… Beliebigkeit?! Oder vielleicht auch in eine neue Form von Gefangenschaft, die man noch gar nicht kennt?

 

Vielleicht hinein in die "freie Liebe"...?

 

 

Fortsetzung folgt…

27.8.2023

 

 

 

Gedanken

 

über das letzte

 

Geheimnis  – VII.

 

 

 

… deshalb lasst uns weiter nachdenken. Das Thema ist gewaltig groß und braucht eine ganze Menschheitsbibliothek, würde man es auch nur halbwegs erfassen wollen. Doch die Größe sollte nicht daran hindern, die ersten kleinen Schritte des Begreifen-Wollens weiter fortzuführen.

 

Was also ist die Liebe? Was gibt sie? Was will sie? Und was ist sie nicht?

 

Leichter ist es darüber zu schreiben, was sie nicht ist bzw. nicht zu ihrem Grundwesen gehört: Berechnung, Bedürfnisbefriedigung, den anderen Partner glücklich machen müssen… Bedingungen über Bedingungen, wie das oder jenes gefälligst zu sein hat, wie man selbst zu sein hat und der Partner erst recht.

 

Also alles das, was sich die meisten Menschen doch mehr oder weniger still und heimlich erhoffen: Selbst geliebt werden! So umfänglich, spürbar, sichtbar, dass es keines weiteren Beweises mehr braucht. Keines? Doch… von Beweisen bleibt man in solchen Stadien der eigenen Bedürftigkeit häufig noch abhängig. Denn die Welt soll ja nun auch sehen, wie glücklich man ist und warum man es ist: Geschenke können helfen. Reichtum sowieso, verwöhnt werden, umsorgt, behangen, geschmückt, geehrt… gern öffentlich, auf Partys, unter Zeugen, damit es auch Spaß macht.

 

Und im Bett muss auch alles klappen. Aber warum sollte es nicht. Die heutigen Möglichkeiten sind subtil und vielfältig. Aber das waren sie schon immer, wenn die Fantasie nicht fehlte und das Blut heiß genug kochte. Eine Frage des Ehrgeizes auch in diesen Dingen. Wozu hat man schließlich seine Fantasiekräfte –

Sonnen im Dauerglück, an dem die anderen teilhaben sollen, auch wenn es bei manchen dann eher zu Neid tendieren mag, wenn man es selbst so nicht erfolgreich auf die Reihe bekommt.

 

Die Leidenschaft ist ein starker Kitt. Doch auch Kitt kann brüchig werden, austrocknen. Bekommt Risse und zerbröselt an der Banalität des Alltags, der nur noch wenig an Abwechslung zu bieten hat. Man könnte es ändern… wenn man denn motiviert genug wäre. Aber das ist man oft nicht. Oder nur einer von beiden ist es, während der andere… gähnt. Nicht schon wieder! Lass die Faxen, lass die Spielchen. Sieh ein, dass es aus ist.

 

Das Feuer zwischen den Liebenden beginnt anders zu brennen. Es wird heftig gezündelt. Die lodernde Flamme sengt.  Öl ins Feuer. Öl der Eifersucht oder der Langeweile aneinander oder des Misstrauens… Öl, überall Öl… Öl brennt gut.

 

All das und viel mehr ist Liebe: nicht.

All das sind Kindereien der Erwachsenen, die weiterhin bedürftig bleiben, aber durchaus eine kleine Weile Spaß machen können, solange man dafür keinen hohen Preis zahlen muss. Den zahlt man jedoch in der Regel dann, wenn man diesen Spaß auf die falsche Weise ernstgenommen hat, davon abhängig wurde und sich irgendwann die Augen wischt: Wie, war das alles? Alles schon wieder vorbei? Und nun?.... Tristesse, Traurigkeit, Depression, Niedergang?

 

Fortsetzung folgt ...

 

26.8.2023

 

 

Gedanken

 

über

 

das letzte Geheimnis  –

 

VI.

 

Wir sind mit dem Thema noch nicht durch. Doch räumen wir zwischendurch schon einmal etwas auf. Chaos genug ist ja schon beschrieben, geschehen und geschieht weiter im Namen der Liebe Stunde für Stunde in jedem Winkel der Erde.

 

Da ist ganz gehörig etwas durcheinandergeraten, mit dem, was da Liebe meint. Worte, Begriffe, Missverständnisse über Missverständnisse. Und all die Interpretationen! Die Tatsache, dass man Verliebtheit mit Liebe noch immer und weiterhin in einen verkleisterten Gefühlstopf schmeißt, wild darin herumrührt und sich dann sicher ist: Ja, das ist wahre Liebe. Das vortrefflichste Lebensmenü, das vorstellbar ist. Sonst könnten wir nicht so außer uns sein. Außer uns vor schierem Entsetzen, dass wir uns eine Stunde, ein Tag, eine Woche nicht sehen können. Wenn das keine Liebe ist, was dann…?

 

Liebe. Welch ein seltsames Wort brodelt da zwischen all den heißen Gefühlen, dem Begehren des Fleisches, dem reizvollen Verlangen, das die letzte Zelle nach Sehnsucht und Befriedigung erfüllt. Zugleich jedoch: Welch eine Groteske, die zum größten Selbstbetrug werden kann. Welch eine Schmach, wenn man solch eine (scheinbare) Lebensliebe fand und dann doch wieder verlor. Welch ein Schmerz, wenn man einsehen musste: es gab sie nicht. Es war eine Chimäre. Ein Trugschluss, eine Einbildung. Ein unbedingtes Wollen. Bestenfalls beiderseits. So wie quengelige Kinder etwas wollen.

 

Kinder fordern, betteln, schreien, toben, wenn sie unbedingt etwas haben oder durchsetzen wollen. Zumindest die temperamentvollen unter ihnen, deren Willenskräfte noch nicht unter der Fuchtel der pädagogischen Etikette gestutzt wurden. Sie schmeißen sich auf den Boden oder mit schmeißen mit Gegenständen, sind wütend, laut, unbeherrscht. Entgrenzt. Erwachsene sind das manchmal auch im Namen der Liebe. Aber das erst später. Wenn sie verlustig zu gehen droht. Auch hier vollzieht sich wieder einmal der Missbrauch eines Begriffs, der ausschließt, was man ihm andichtet.

 

Wer liebt, tobt nicht, schreit nicht, wütet nicht. Solcherart Erwachsene mit ihrer Tobsucht und Unbeherrschtheit mögen zwar in der Minderheit sein, aber es gibt sie. Zuhauf und in allen feinen und groben Nuancen der Möglichkeiten. Manche werden zu Mördern. Andere bevorzugen den Selbstmord, wenn die große Liebe Adieu sagt.

 

Die, die im Namen der Liebe schlagen, toben, außer sich geraten befinden sich im krankhaften Sog von Eifersucht, oder von Macht oder von Verlustangst, die sich durch alle Schichten des Körpers frisst. Die Frauenhäuser der Welt könnten böse Geschichten erzählen. Und sicherlich auch manch ein Mann, der seine große Liebe, seine Angebetete nun als Furie erlebt.

 

Im Liebeswahn. Liebe und Wahn… auch so eine Symbiose, über die man in Bezug auf dramatische Nähe nachdenken sollte. So diametral, so unendlich dicht beieinander.

 

Solche Menschen haben das Reife-Stadium Dreijähriger nie wirklich verlassen, wenn sie sich im Namen der Liebe so benehmen. Egal, wie gebildet sie sind oder auch nicht. Schmerz hin, Enttäuschung her. Verrat, Betrug, Lüge hin oder Aufopferung, Verzicht, Entbehrungen her… all das hat mit Liebe nichts, mit Erpressung aber viel zu tun. Auch mit Macht und Durchsetzung. Und mit Entwürdigung, Freiheitsberaubung… und und und… alles im Namen der Liebe oder das, was man dafür hält.

 

Doch gemach, gemach... wir sind Menschen, keine Götter. Und das menschelnd-menschliche steht uns noch näher. Deshalb...

 

Fortsetzung folgt...
 

25.8.2023

 

Gedanken

 

über das

 

letzte Geheimnis  – V.

 

 

Gehen wir zum Normalfall der Liebe über. Zwei Menschen lieben sich. Es beginnt mit der üblichen Verliebtheit, die dann nach der üblichen Abkühlung (früher oder später)  ihre echte Chance auf jene wahre Liebe bekommt, über die zu reden ist. Ihre Entwicklung steht an.

 

Dafür braucht sie Herausforderungen, die sie meistern lernen kann. Denn die Kraft der Liebe zeigt sich vor allem im Leid, im Ungemach, in der Not. Ist sie stark, hat sie Bestand? Wie lange hält sie welche Belastungen aus? Diese Herausforderungen an die Durchhaltekräfte und Substanz stellen sich früher als man es wahrhaben möchte.

 

Sie beginnen oftmals mit den Wesensunterschieden. Jenen Attributen, die zu Anfangs vielleicht sogar besonders reizvoll waren, weil sie ein Gegengewicht zum eigenen Wesen bilden. Wissen wir doch alle: Zurecht, denn der Gegensatz für uns selbst ist immer auch ein wichtiger Spiegel. Im Guten wie im Schlechten. Am Partner erkennen wir oftmals unseren eigenen Mangel und können ihn ausgleichen lernen. Oder wir erkennen die eigenen Talente und können sie weiter fördern…

 

 "Können", Konjunktiv. Idealfall. Wenn es doch nur so liefe! Aber so läuft es später nicht immer. Manchmal wird das eigene Talent vom anderen geneidet oder beschnitten. Oder ein Mangel wird als Rachefeldzug benutzt, gar ausgenutzt, zum Vorwurf erhoben, statt an der Beseitigung zu arbeiten.

 

Die Verliebtheit versteckt sich mehr und mehr. Kühlt ab. Selbst dann, wenn der Partner nach wie vor attraktiv ist. Das zählt mit der Zeit immer weniger, wie die Wirklichkeit zeigt. Auch Schönheit ist eine Frage der Gewohnheit, die zur Gewöhnlichkeit werden kann, wenn der Frust überhandnimmt und die Verätzungen der Seele tiefe Spuren graben. Eine lebenslange Liebe? Ein Irrtum! Wie konnte man nur glauben, dass..  

 

Wie konnte es passieren? Der Irrtum ist einfacher als gedacht. Man hat sich in die eigene Vorstellung verliebt. Und das hat man nicht einmal bemerkt. Man hat sich vom äußeren Menschen, in den man verliebt war, ein inneres Bild gemacht. Hat ihn sich vorgestellt. Hat ihn in Gedanken neu erschaffen, weil man glaubte, so und so ist er. Ein Generalfehler. Man hat sich also nicht in den Menschen verliebt, so wie er ist, sondern so, wie man ihn sich vorstellt, wie er ist oder sein könnte. Denn man kannte ihn vorher ja nicht. Oder nur zu oberflächlich. Hat Warnzeichen übersehen. Absichtlich, um bloß nicht aus dem eigenen Traum  erwachen zu müssen.

 

Das Erwachen tut weh. Es tut weh, weil die Liebe noch fehlt. Die Verliebtheit war da. Aber von all diesen speziellen Marotten, Fehlern, charakterlichen Unzulänglichkeiten wusste man ja noch gar nichts. Hätte man doch feiner auf die leisen Töne des Herzens gehorcht, statt auf das wild pochende Blut der Leidenschaft und des Begehrens. Hat man aber nicht. Das eigene innere Vorstellungsbild wurde zur Wirklichkeit erhoben. Und das lässt sich die Wirklichkeit nicht lange gefallen.

 

Fortsetzung folgt ...

24.8.2028

 

Gedanken

 

über das letzte

 

Geheimnis – IV.

 

 

Es gibt nichts außer dem Individuellen. Nicht nur im Menschlichen, sondern selbst bis ins Subatomare jeder Materie. Es ist wichtig, das im Gedächtnis zu behalten, wenn man meint, Aussagen über was auch immer machen zu können/zu wollen.  

 

Auch das Leiden ist einzigartig. Mag es sich im Außen noch so gleichen mit dem Leiden der anderen. Wie auch das Irren ist eine Sache der Einzigartigkeit einer Persönlichkeit ist, obschon die gleichen zwischenmenschlichen Fehler doch immer wieder neu gemacht werden. Details, Schmerzdauer, Schmerztiefe können unvergleichlich sein.

 

Ebenso auch das falsche Erwarten an den anderen, an den, den man so gut zu kennen glaubt, mit dem man sein Leben teilen will. Und dann, oft nach wenigen Jahren: Erstorben, die große Liebe. Vorbei. Adieu! Erwartungen, die nicht nur nicht bedient wurden, sondern wozu man kein Recht hatte. Doch macht man sich das im Vorfeld klar? Geht man nicht immer wieder von sich selbst aus - und erwartet... Einer der Kardinalfehler in der Liebe (die erst wachsen muss).

 

Hatten wir nicht einmal große Gefühle füreinander? Wohin sind sie gegangen? Wo verstecken sie sich? Verstecken wir sie am Ende vor uns selbst? Was macht uns plötzlich sprachlos - so sprachlos, wo wir doch alle Geheimnisse miteinander teilen wollten?  Gerade uns, die wir doch immer offen über alles reden konnten. Verschwindet so etwas von ganz allein? Was ist da am Werk? Ein böser Zauber? Der fast alle Paare früher oder später erwischt? Oder sind wir nicht klug genug, uns das Schönste gemeinsam zu bewahren?

 

Es versteht sich von selbst, dass jeder Einzelfall einer Trennung oder Scheidung auch individuell betrachtet werden muss, weil die Gründe tatsächlich nicht nur vielfältig, sondern vor allem schwerwiegend sein können.

 

Man denke beispielsweise an schwere Formen von Alkoholismus oder Drogenprobleme eines der Partner, psychische oder körperliche Krankheiten, die für manche Partner ein Unerträglichkeitsstadium erreichen können, Verschwendungssucht, Brutalität in der Ehe, Verrat, Betrug, Lügerei… Die Palette ist zu lang, um sie vollständig aufzuführen. Und die Durchhaltekräfte, auch die Liebeskräfte, sind äußerst unterschiedlich stark oder schwach.

 

Dazu kommen noch die fatalen Irrtümer bei der Auswahl des Ehepartners. Nicht jedem Menschen ist auch Menschenkenntnis gegeben. Auch das ist ein besonderes Talent. Wer sich zu schnell und einseitig auf Attribute wie Aussehen, Attraktivität, Geld-Vermögen, Habitus, gesellschaftliche Stellung usw. einlässt, gar verlässt, wird oft schneller als gedacht von seinen eigenen Wunscherfüllungen verlassen, weil es hinten und vorn nicht stimmt – und nie stimmen konnte. Doch blind ist alle Verliebtheit. Der rosarote Blick ist legendär.

 

All diese (unvollständigen) Aufzählungen haben jedoch nichts oder wenig mit Liebe zu tun, auch wenn sie alle unter dieser Überschrift vorkommen, behauptet oder erlebt und erlitten werden.

 

Sie haben wohl eher mit Kalkül zu tun, das zunächst aufzugehen schien, weil eine gewisse Sympathie oder Verliebtheit für beide das Sprungbrett in die Gemeinsamkeit bot. Berechnung oder Kalkül auf ein besseres, schöneres Leben, einen attraktiven Partner, um den man beneidet wird, vielleicht eine bessere Stellung in einer Gesellschaft, die einem wichtig erscheint? Vielleicht auch die Einflüsterung eines Elternteils: Greif zu! Eine tolle Partie! Die kommt so schnell nicht wieder! - All dieses Zeugs.

 

Diese "Berechnung"  muss nicht unbedingt eine kalte, kleinkarierte, eine buchhalterische gewesen sein. Sie kann sich im Hintergrund der Ereignisse versteckt haben, ohne klare Gedanken oder Hintergedanken. Sie muss nicht als teuflisches Machwerk daherkommen, sondern kann sich auch naiv aus Wunsch und Hoffnung gespeist haben, was allzu menschlich ist. Ich denke  (hoffe!) schon, dass es bei den meisten Paarbeziehungen schon um eine starke Verliebtheit ging, die für viele als ultimative Lebensliebe eine zeitlang erlebt wird. Mit und ohne Hintergedanken, welche "Vorteile" auch zusätzlich zum  erlebten Verschmelzungsglück  einhergehen (können). Also keine schnellen Verurteilungen, nur weil man eine schöne Gelegenheit des Schicksals auch dankbar ergriff, weil sie sich bot.

 

Wie schnell jedoch ist das kleine Glück, das wie das große daherkam, wieder vorbei, wenn keine gesunde Basis da ist!

 

Doch blicken wir nicht nur auf das offizielle und inoffizielle Scheitern durch Scheidungen und Trennungen, sondern blicken wir die Gesamtheit der Normalität an. Wie steht es denn da um die Liebe? Wie bei den Menschen, die es Jahrzehnte, bis zum Tod miteinander aushalten, durchtragen und nicht zwangsverheiratet (z.B. aus Ängsten oder finanzieller Not, gar kultureller Tradition usw.) bleiben, sondern freiwillig. Können sie denn etwa schon alle die Liebe? Dann stünde es doch gar nicht so schlecht darum.

 

Liest man aufmerksam die Todesanzeigen, so ist oft vom geliebten Menschen die Rede, der gegangen ist. Fühlte er sich zu Lebzeiten tatsächlich so geliebt, wie es jetzt der Welt in der Anzeige offeriert wird? Hat er tatsächlich denn all diese Liebe selbst geschenkt und auch zurück bekommen, die man ihm nun nach dem Tod andichtet? Wäre es so, dann hätte die Chance auf Liebe tatsächlich bessere Karten. -  Zweifel sind angebracht. Nicht selten aber auch ist es erst der Verlust, der für das Gute, Wahre, Schöne im Nachhinein die Augen erst richtig öffnet. Auch daran wäre zu lernen.

 

Fortsetzung folgt ...

23.8.2023

 

Gedanken

 

über das letzte

 

Geheimnis – III.

 

 

Wie kann es soweit kommen…!? Lassen wir die Zahlen sprechen. Rühren wir ein wenig im Faktenbrei des Internets. Es gibt keine Antworten auf die entscheidende Fragestellung, aber es zeigt das Scheitern der Menschen untereinander auf.

 

Warum so viele Scheidungen weltweit? Scheidungen sind immer auch Scheiterungen. Die Antwort ist einfach: Das große Missverständnis über die Liebe! Siehe meine Worte in Teil II. Hier also ein paar Zahlen aus dem Internet aus den letzten drei, vier Jahren im bunten Mix zum Thema und ohne Unterschiede zwischen Stadt und Land und ohne die vielen Ehen, die getrennt leben und aus dieser Statistik aus juristischen Gründen herausfallen, obschon sie doch in die Bilanz des Scheiterns mit hineingehören. Auch müssten die Zahlen all jener kaputten Beziehugnen hinein, die sich die Scheidung schlicht und einfach nicht leisten können und an das gemeinsame Leiden lebenslang aus rein  ökonomischen Gründen gebunden sind. Auch fehlen hier noch die Zahlen jener tragischen Fälle, die sich aus Angst (oft eines Partners) nicht scheiden lassen können, weil sie in fatalen Abhängigkeitsformen ihr trauriges Leben fristen. Man sieht schon jetzt: Die folgenden Zahlen sind geschönt, weil all das fehlt, was ich hier anführe. Die Wirklichkeit der Zahlen ist also dramatischer. Doch um Zahlen geht es nicht so sehr, sondern um ein Stimmungsbild, damit sich ein Gefühl für die Wirklichkeit entwickeln kann.

 

Nach diesen  Zahlen dauern 69 von 100 Ehen ein Leben lang und enden erst durch den Tod des Partners. Hier gibt es noch ein Stadt-Land-Gefälle. Wenn es vorher auseinandergeht, reicht meist die Frau die Scheidung ein. - Im Jahr 2019 wurden insgesamt 149 010 Ehen geschieden. Die durchschnittliche Ehedauer bis zur Scheidung betrug 14,8 Jahre. Das sind etwa drei Jahre und 4 Monate mehr als noch 1990. Über die Zeit gesehen nahm die Scheidungsneigung in Deutschland zunächst zu und erreichte 2004 ihren Höchststand. – 

 

In welchem Alter lassen sich die Menschen scheiden? Diese Statistik gibt Auskunft über das durchschnittliche Alter Geschiedener zum Zeitpunkt der Ehescheidung in Deutschland in den Jahren von 2000 bis 2022. Im Jahr 2022 waren Männer zum Zeitpunkt ihrer Scheidung durchschnittlich 47,8 Jahre alt, Frauen waren im Schnitt 44,7 Jahre alt -

 

Wie viele Paare sind wirklich glücklich? -  In deutschen Beziehungen scheint das Glück zu regieren: 42 Prozent der vergebenen Bundesbürger sind in ihrer aktuellen Beziehung rundum zufrieden und glücklich. Insbesondere die 18- bis 29-Jährigen würden an ihrer Partnerschaft nichts ändern wollen (50 Prozent; 50 bis 65 Jahre: 40 Prozent) - Welche Ehen scheitern am meisten?: Nach sechs Jahren Ehe werden die meisten Paare geschieden 

 

Warum lassen sich getrennt lebende nicht scheiden? Die Gründe, warum sich Paare nach einer Trennung nicht sofort scheiden lassen wollen, können vielfältig sein: Gemeinsame Kinder, Angst vor den hohen Scheidungskosten oder die Vermeidung des Versorgungsausgleichs.-

 

Wie viele Paare bleiben ein Leben lang zusammen? Immer noch leben 54 Prozent mit demselben Partner zusammen, mit dem sie ursprünglich zusammengezogen waren. Die andern finden oft wieder einen Partner – oder auch nicht. Die Chance dazu sinkt nämlich mit dem Alter, und zwar bei den Frauen stärker als bei den Männern.

 

Diese Zahlen aus verschiedenen Statistiken scheinen sich teils zudem auch noch etwas  zu widersprechen, abgesehen davon, dass viele andere "Scheiterungen" (siehe oben), ja nicht mit erfasst sind oder sein können, wenn man aus Zwangsgründen zusammenbleiben muss.

 

Wer mehr Fakten und Zahlen braucht, schaue gern im Internet nach. Es gibt sie in Hülle und Fülle.

 

Liegt es am Missverständnis über die Liebe, warum so viele Ehen in Trennung oder Scheidung enden? Warum so viele Familien auseinandergerissen werden, obschon die Kinder noch klein sind oder als Heranwachsende noch so dringend das Erleben von zuverlässigen menschlichen Bindungen brauchen, damit auch sie eine Stabilität in instabilen Phasen der Entwicklung erfahren?

 

Ja, die Missverständnisse sind groß. Die Irrwege gewaltig. Die Ansprüche unberechtigt und zu hoch. Sie sind für die meisten nicht zu erfüllen.

 

Doch all das weiß man in der Regel nicht, wenn man verliebt ist.

Und man lernt es leider auch in keiner Schule.
 

22.8.2023

 

Gedanken

 

über das letzte

 

Geheimnis – II.

 

 

Sie tötet. Sie ätzt wie Salzsäure. Sie sprengt wie Dynamit. Lässt leiden, hoffen, bitten und betteln. Keine Scham ist zu groß oder zu klein. Kein Fettnäpfchen wird ausgelassen. Pistolen wurden schon immer für sie geladen. Abgefeuert. Mausetot, der Gegner. Im Namen der Liebe.

 

Oder sollten wir besser sagen: Im Namen der Macht, der Eitelkeit des Besitzanspruchs? Sollten wir nicht ehrlicher sein und gleich zugeben, dass es sich bei all diesen Auswüchsen, die im Namen der Liebe passieren, um die Irrungen krankgewordener menschlicher Geister handelt. Oder ihrer Seelen? Sind Gespenster am Werk, die sich als Menschen wähnen und vor keinem Wahn im Namen der Liebe zurückschrecken? Ehrlichkeit wäre ein guter erster Schritt, sich dem Thema des Scheiterns zu nähern.

 

Doch was von allem ist das Unehrlichste? Das Tun? Es ist doch voll von ehrlicher Leidenschaft, Begehren, Schmerz. Er ist authentisch. Unehrlich ist der Begriff. Das Wort, das für sehr unterschiedliche Dinge steht: LIEBE.

 

Das gleiche Wort steht für Glück, Leben und Tod. Für Schmerz, Begehren, Nacheinander Verzehren und Ekstase. Es steht für Fürsorge, Stille, Sein. Es steht für Opfer und Bedürftigkeit. Es steht für Sympathie und Verliebtheit… Es steht für allerlei Zustände, die eines gemeinsam haben: Wandlungen. Immer wieder neue Wandlungen, je nach den Bedürfnissen des Menschen, der mal begehrt und mal nicht, reift, erkennt, verlässt und sich wieder neu verändert - mit immer wieder wechselnden innigen Wünschen, die er gern befriedigt hätte.

 

Ist die ständige Verwirrung angesichts dessen nicht schon eine zwanghafte Selbstverständlichkeit. Wie sollen sich Menschen damit noch auskennen, wenn nichts davon Bestand hat? Wut, Enttäuschung, Hoffnung und Freude im Wechselbad der Gefühle des Tages und des Nachts durchlebt und durchlitten werden.

 

Und wer scheitert an all dem? Etwa die Liebe? Nein. Niemals. Aber der Mensch. Vor allem der, der behauptet, die Liebe zu können.

 

Die Liebe. Nicht den raffinierten Sex, die wilde  Leidenschaft, die subtile Verführung… Nebenschauplätze der Liebe, die sich früher oder später als banal entpuppen können, wenn das Einmachglas des Wesentlichen erst einmal geöffnet wird. Oder ist es nicht vielmehr die Büchse der Pandora?

 

Denn das Geheimnis will sehr genau ergründet werden. Sonst erschließt es sich nicht und baut weiter Irrtum über Irrtum auf. Schlägt Schaumkronen in Träumen und Wünschen, macht unzufrieden, unglücklich und sehnt den Tod herbei. Ob für sie oder den anderen: Es macht manchmal keinen Unterschied. Jedenfalls dann nicht, wenn man sich mitten im Leben so tot fühlt.

 

Wie kann es nur soweit kommen!

 

Fortsetzung folgt...

 

21.8.2023

 

 

 

 

 

Gedanken

 

über das letzte

 

Geheimnis – I.

 

 

 

Was ist das Schwierigste, das uns so leicht erscheint? Darüber wollte ich schreiben. Ich begann mit einer Problematik und rollte auf, spulte ab… und dann spürte ich: Das wird dem nicht gerecht.

 

Wenn man über das letzte Geheimnis spricht, kann man nicht irgendwelche Regeln einhalten. Kein hirngesteuertes Nacheinander. Das gehört sich nicht. Soviel Normalität hat kein Geheimnis verdient.

 

Sei wesensgerecht, sagte ich zu mir. Sprich anders darüber. Vor allem nicht so, als wüsstest du schon alles. Oder weißt du es am Ende schon? Vielleicht. Vielleicht nicht. Doch das ist gar nicht die entscheidende Frage. Entscheidend allein ist: Kannst du es auch selbst?

 

Kannst du es schon so, dass du kompetent bist? Wer will es beurteilen? Nur der, der noch kompetenter ist. Gibt es diesen Menschen? Vielleicht. Vielleicht nicht. Irgendwo ganz sicher.  Aber er dürfte einer seltenen Sorte der menschlichen Spezies angehören. Einer, die eigentlich auf dieser Erde gar nichts mehr zu suchen hat. Denn wenn man das kann, wovon ich schreibe, ist man fertig mit Menschsein. Was will man dann noch hier?

 

Es sei denn, man weilt als Lehrer, als Weiser unter den Menschen und zeigt ihnen, wie es gehen kann. Jenen armen Tröpfen, die darunter leiden, es noch nicht zu können – und es doch so sehr ersehnen. Eigentlich wir alle... Ob wir es zugeben oder nicht.

 

Welche Schritte zu unternehmen sind, wissen die, die es schon gemeistert haben. Schritte, die nicht mit den Füßen zu gehen sind, sondern mit dem Herzen. Und dem Verstand. Es braucht beides.

 

Welches Geheimnis?

 

Das Geheimnis der Liebe.

 

Jener echten Liebe, die wir alle ersehnen und noch nicht selbst auf jene Weise können, wie wir möchten, dass sie uns begegnen möge.

 

Es wird ein Mehrteiler. Der Schwierigkeit der Sache geschuldet.

 

 

 

 

 

20.8.2023

 

Die neue Realität

 

Es gab sie schon immer. Jahre, wo es halt mit dem Obst- und Gemüseanbau nicht so lief. Mal waren es die die Äpfel, mal die Beeren, mal die Kirschen. Man kennt solche Phasen, wenn man lange genug dabei ist.

 

Doch diesmal ist es anders. Nicht hier und da ein paar unvermeidlich schlechte Nachrichten, sondern flächendeckend. Das ist neu.

 

Wir stehen quasi vor einem Totalausfall. Namentlich bei: Kiwi, Brombeeren, Kirschen, Äpfel, Birnen, Aprikosen, Nektarinen, Pflaumen, Mirabellen... alles NICHTS.... Die ganz, ganz wenigen Äpfel hier und da als mutige Sonderlinge: am Baum verfault.

 

Geringe Ernten bei Stachelbeeren, Himbeeren - nur die Johannesbeerernte war halt erträglich. Dann der Flop in den Hochbeeten. Tausende von herrlich blühenden Gurken, die normal bis in den Oktober reichen. Gestern die letzten geernet. Nicht befruchtet, Pflanzen alle in Krautfäule. Tomaten: das Gleiche. Normal auch bis Oktober oder November Erntezeit. Anfang September ist Schluss. Und das mit mehr als 20 Tomatenstöcken, alte Sorten aus Osteuropa, die widerstandsfähig sind. Niente... nixo da... Auch merkwürdige Verformungen, seltsamer Wuchs, trotz dieser Vielfalt.

 

Der frühe Salat war okay und auch die rote Bete. Aber das ist wenig angesichts der Zeit, Arbeit, Mühe, des naturgerechten Gärtnerns und und und.

 

Keine Schnecken. Eigentlich eine gute Nachricht, würde nicht dahinter stecken: Das ist einfach nicht normal (auch wenn es uns zunächst freut). Schnecken sind auch Nahrung für Vögel. Sie sind aus unserem großen Garten fast verschwunden. Ein paar Meisen halten sich noch. Rotkehlchen, Lerchen und andere... weg. Einfach nicht mehr da. Die letzten Vögel finden kaum Insekten. Denn auch die fehlen bei uns. Lästige Biester. Können mir eigentlich gestohlen bleiben. Nur: Sie gehören zur intakten Natur. Deshalb brauchen wir sie. Unverzichtsbar. Auch zum Bestäuben, denn das machen nicht nur die Bienen. Doch sie bleiben mehr und mehr weg, obschon der Bach durchs Grundstück läuft und sehr viel Pflanzenvielfalt und Blütennektar reichlich zur Verfügung steht. Seit Monaten füttern wir Vögel, was früher verboten war... aber die Tiere finden kaum etwas.

 

Was uns besorgt, ist nicht der persönliche oder private Ausfall von Obst und Gemüse, sondern die Veränderung in der Natur im Ganzen. Sehr gut bei uns zu beobachten, weil Größe und Vielfalt es zulassen. Es gibt zu viele Indizien und Anzeichen, die sich von jenen früherer Jahre merklich unterscheiden, wo auch schon einmal hier und da Ausfälle waren, die zumeist jedoch mit etwas anderem, das dann besonders gut gedieh, kompensiert werden konnte.

 

Es ist etwas mächtig in Veränderung.

Wir sehen es Tag für Tag.

Hellwach und ganz ohne Übertreibung.

Da kündigt sich etwas an, das uns nicht frustiert, sondern ernsthaft besorgt.

Das ist eine ganz andere Kategorie.

Hoffentlich nicht die neue Realität, die sich langsam breit macht.

 

Dann nämlich gute Nacht!

19.8.2023

Wenn die Weisheit noch ihr Schattendasein fristen muss.

 

 

Dieses Schreiben ins Ungefähre. Ungefähre? Nicht einmal das. Es sind Monologe in mir, die voller Hoffnung sind, zu neuen, anderen Monologen in den Lesern zu werden. Zu Dialogen kommt es in diesem Format nicht. Aber das ist auch nicht wirklich wichtig. Was ist überhaupt wichtig? Meine Frage von gestern nochmal neu und anders aufgegriffen und betrachtet.

 

Wichtig ist immer nur das, was wir selbst als wichtig erklären. Wir tun das, weil wir es so empfinden, glauben oder denken. Andere mögen das völlig anders sehen und handhaben. Aber das hat dann nichts mit dem selbsterklärten, dem eigenen Wichtigen und Wesentlichen unter Umständen zu tun.

 

So behaupte ich hier und jetzt: Dialoge sind spannend, oft fruchtbar – manchmal auch völlig verzichtbar, aber nicht wesentlich, wenn es doch letztlich auf das Individuelle ankommt. Schreibmonologe ohne Rückmeldung, ohne Diskussion, Einspruch, Widerrede können jedoch wertvolle Impulse auch ohne mich, die Schreiberin auslösen. Völlig egal, ob in Form von aufgeregtem Veto, begeisterter Zustimmung oder oder… daherkommen. Entscheidend ist nur: Man kommt selbst in die Gänge beim Irrgang durch die unbekannten Höhlen des Geistigen.

 

Irrgänge? Sind es oft, müssen es aber nicht sein. Sie sind es halt immer nur dann und da, wo wir zu wenig oder das Falsche wissen. Wo sich unsere Kompetenz zeigt und einbringen kann, geht es leicht. Egal, bei welcher Problematik.

 

Und hier bekomme ich dann eben meine Problematik in der Fragestellung: Worüber schreiben, wenn doch jeder Mensch ein unvergleichlich anderes Wissen/Nichtwissen von was auch immer hat. So schreibe ich dann drauf los, ohne zu wissen, was bei wem ansteht. Voller Hoffnung, es möge sich ein Satz, ein Gedanke in der von mir behandelten Thematik wiederfinden, die geeignet ist, die eigenen Themen neu in den Fokus zu nehmen. Privates, Berufliches, Gesundheitliches, Finanzielles, Gesellschaftliches… es gibt doch kaum einen Bereich, wo nicht hinzuzulernen wäre, wenn man erst einmal seine Fragen tiefer stellt.

 

Interessant ist, dass wir Menschen fast alle da nicht etwa am Großen scheitern, sondern am Kleinen. An kleinherzigen Gefühlen, die hochdramatisch daherkommen können. Uns piesacken, quälen oder in Schnappatmung geraten lassen: Eifersucht  zum Beispiel. Oder Neid oder Missgunst. Oder denken wir an Beleidigungen, Übervorteilungen, kleine Betrügereien, die manchmal tiefer schmerzen können, als ein großer Betrug eines Unbekannten. Denn nicht immer kommt es auf die Tat(sache) als solche an, sondern um die komplizierten Verflechtungen und Verbandelungen der menschlichen Mitakteure.

 

Werden wir von einem lieben,  uns nahestehenden Menschen belogen, betrogen (selbst in relativen Kleinigkeiten), so kann das tiefere seelische Wunden schlagen als ein Einbruch während des Urlaubs, der finanziell deutlich teurer war. Alles relativiert sich, wenn Gefühle mit ins Spiel kommen. Und hier dann wieder die großen Gefühle von Liebe und Vertrauen. Werden sie missbraucht, wird's duster um uns. Manchmal so stark, dass es im Leben nicht mehr zu kitten ist. Und dabei ging es nur um "Kleinigkeiten" in den Augen der anderen, während die eigene Seele schmerzhaft aufjault.

 

Über so etwas ist zu schreiben. Weil: Das geht uns alle immer wieder neu und anders an. Die äußeren Umstände mögen sich dabei stark verändern, aber der innere Auftrag lautet doch immer: Meistere diese Gefühle. Werde (oder bleib) authentisch und zugleich souverän.

 

Leichter geschrieben als getan.

Schneller gelesen als geschrieben.

Langsamer verarbeitet als begriffen.

Schnell begriffen aber viel zu selten umgesetzt.

 

 

Deshalb braucht es noch oft die Beschäftigung damit.

Denn viele Erwachsene sind in solchen Dingen noch Erstklässler.

Schlimmere Fälle noch in der Kita. Auch wenn sie 70 plus sind. Alter hat nicht viel zu sagen, wenn die Weisheit noch ihr Schattendasein fristen muss.

 

Ändern wir es!

 

 

18.8.2023

 

Du und deine Schwangerschaften!

 

 

 

Heute nur Gedankenfäden. Oder sind es nicht einmal das? Schlieren. Andeutungen von etwas, das erst werden will, aber noch nicht ist. Lohnt es, darüber zu schreiben. Schlimmer, Lesezeit zu opfern. Nein. Oder doch. Vielleicht dann, wenn es zum Wesentlichen führt. Nämlich zu den eigenen Gedanken, die gerade im Werden sind. Das sind nicht meine Gedanken, sondern deine Gedanken. Nichts von dem, das hier steht. Das ist etwas, was gerade in dir selbst entsteht. Schau hin. Sofort. Horch in dich hinein! Gründlich. In diesem Augenblick. In jedem Augenblick. Die Frage ist nur: Verpasst du diesen Augenblick?

 

Hast du genug Geistesgegenwart, das Entstehen deiner Gedanken zu beobachten. Wenigstens hin und wieder? Oder sind sie einfach nur da! Plötzlich. Aus dem Nichts. Hast du die Schwangerschaft deiner eigenen Gedanken verpasst? Und hast du auch nur die geringste Ahnung, wie lange solche Gedanken-Schwangerschaften währen können? Das können Jahre sein. Jahrzehnte. Vielleicht noch viel länger. Bis einer reif ist. Voll, rund. So akzeptabel, dass du weißt: Es ist mein eigener Gedanke. Nicht irgendwo aufgeschnappt, sondern aus mir heraus geboren.

 

Selbst gedacht. Befruchtet von was? Oder von wem? Es kann alles sein. Ein Impuls. Ein Brief. Ein Geruch. Eine Nachricht. Eine Geste. Oder ein Tod. Warum nicht auch ein Tod. Oder eine Geburt. Muss ja kein Mensch sein. Vielleicht warst du einmal zugegen, als ein Kälbchen geboren wurde. Ist mir beispielsweise schon passiert. Auch da kamen Gedanken. Sie galten der gebärenden Kuh… Doch darum geht es jetzt nicht. Es ist nur ein Beispiel. Ein beliebiges.

 

Also wie war das anfangs oben mit den Schlieren? Mit diesen Gebilden, die erst einmal Gedankenfäden werden wollten. Vielleicht webst du diese Fäden jetzt einen ersten Ideenteppich. Machst ein kleines Kunstwerk daraus?

 

Ich nehme es ernst. Nehme es mit in die Nacht… und dann warten wir ab.

17.8.2023

 

 

Gespräche mit einer alten Dame

 

93 ist sie. Hellwach. Hin und wieder jammernd, weil dieses und jenes nicht so gut funktioniert. Da kann ich gleich mitjammern. Ich, die 20 und mehr Jahre jünger bin. Das Problem haben doch viele, gar die meisten älteren Menschen. Aber was ist das denn schon!

 

Entscheidend ist: Der Geist funktioniert. Auch wenn der Körper hier und da lahmt, müde ist, keine Lust mehr hat. Das sollte man nicht so ganz ernst nehmen. Der Körper machte ja schon immer Faxen, die dem Geist nicht passen.  Oder auch umgekehrt. Nicht erst im Alter.

 

Der Geist, der sich zumeist ja als Oberbefehlshaber seiner menschlichen Ganzheit aufführt, scheitert an seinem Anspruch. Der Körper macht halt manchmal, was er will. So isser. Ob es gut ist oder schlecht, sinnvoll oder gefährlich. Er will sich ausprobieren. Auch im Faulsein, im Meutern, im Verweigern, im Risiko.

 

Und dann noch die Seele. Oder das, was wir Wesen oder Gemüt nennen. Die Begriffe sind schwierig voneinander abzugrenzen. Die Seele hat jedenfalls  viel mit unseren Gefühlen zu tun. Auch die widersprechen ihrem selbsternannten Oberbefehlshaber oft, gern und laut. Das Gefühl lauert mit seiner Unberechenbarkeit in jedem Winkel des Körpers. Und manchmal schießt es plötzlich hervor. Wie eine Giftschlange, die ihr Opfer im Visier hat. Oder wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Manchmal aber traut es sich auch nicht aus seiner Ecke. Mümmelt schüchtern im Bauchraum, kriecht Richtung Herz und scheut sich davor, den Verstand im Gehirn zu erreichen. Denn dort wird es schnell ungemütlich, wenn man sich nicht einig ist.

 

Über solches spreche ich mit der alten Dame. Und über den Tod und über Gott. Und die Welt, wie wir sie beide unterschiedlich erleben. Wir sind uns in vielem erstaunlich einig. Nun ja, ihre Religiosität ist eine andere als meine. Eine, die noch durch die Zeitfalten der letzten 100 Jahre geprägt und geglättet ist. Meine hat sich emanzipiert; vielleicht auch erweitert. Aber wer will über solche letzten Dinge schon kompetent Urteile fällen. Doch im Grunde sind wir uns einig. Das zählt. Das verstehen wir beide. Und finden es gut.

 

Es ist ermutigend, einen alten Menschen jenseits der 90 zu treffen, der solche Gespräche noch zu führen vermag. Der eigene Gedanken dazu entwickelt und nicht schon fest mit seinen Erinnerungen so in der letzten Endlichkeit des Irdischen verklebt ist, dass das Neue keinen Zugang hat.

 

Es macht Hoffnung, dass man selbst, so man dieses Methusalem-Alter erreichen sollte, auch diese Offenheit besitzen könnte. Und dass man nicht zwangsläufig zu jenen Bedauernswerten gezählt wird, die nur noch hilflos in der eigenen Leiblichkeit dümpeln. Doch weiß ich auch, dass diese Wahrheit nur eine Teilwahrheit von der Wirklichkeit ist. Ein kleiner Hotspot im Alltag, der auch andere Stunden für alle Betroffenen kennt, die mit Pflege und Versorgung ihr gutes Werk tun. Da muss man sich nichts vormachen.

 

Dennoch! Es bleibt bemerkenswert, weil es nicht die Regel ist. Weil sie einmal wieder gesprengt wurde und solche Beispiele mutmachend sind. Denn vor dem eigenen Alter eine gewisse Scheu zu entwickeln, ist nur wirklichkeitsgemäß angesichts der traurigen Beispiele, die es in Massen gibt. Vielleicht nutzt eine solche geistige Alters-Ressource später einmal einer der Enkel? Nicht, um von der Weisheit der Alten zu lernen, sondern um die Erfahrung zu machen: Alt ist nicht gleich auch verkorkst, altbacken, geschlossen… sondern kann hochlebendig sein. Denn auch Kinder und Kindeskinder werden einmal alt.

 

Vor seinem eigenen Tod, wann immer er einen ereilt, noch erfrischend hochlebendig zu sein, ist ein Gnadenzustand, der – so vermute ich – zugleich auch ein Verdienst ist. Und damit ist er ein Zustand, den viele Menschen vor ihrem Ableben auf Erden freudig erleben können.

 

Und das ist doch eine Aussicht, die als Meldung wert ist, gelesen zu werden.

16.8.2023

 

Augmented Reality (AR) – 5 - Ende

FAZIT

 

 

 

Was also will ich mit diesem kleinen Themen-Ausflug in die Zukunft, die dabei ist, sich in die Normalität unseres Alltags einzuschleichen?

 

Ich möchte Wachsamkeit erzeugen!

 

 

Ich möchte sowohl auf die guten Seiten aufmerksam machen, wie auf die Gefahren. Doch die guten Seiten stehen ehe im Licht der Öffentlichkeit, nicht selten gleißend... Das Faszinierende spricht sich leicht aus. Die Gefahren jedoch nicht. Sie werden verdrängt. Sind lästig, unangenehm. Fordern Rückgrat, Haltung, Wissen um etwas, das  uns nicht gefallen wird.

 

Die Technik mit ihren Segnungen schaffte uns vieles Schmutzige, Gefährliche vom Hals. Schaffte Feinheiten  und neue Möglichkeiten, von den wir nicht einmal zu träumen wagten. All das gehört mit zur Wahrheit.

 

Sie vernichtete zugleich auch mehr Arbeitsplätze als sie schuf, machte viele Menschen hektisch, nervös, wirkt oft überfordernd und beginnt uns mehr und mehr zu bevormunden... (dank menschengemachter Programmierung!) -  doch diese Transformation kann noch eine gute werden, wenn wir sie endlich geschickter lenken lernen als bisher.

 

Ein großes Problem mit dem tatsächlichen FORTSCHRITT sind die scheinbar/manchmal unvermeidlichen RÜCKSCHRITTE auf einer anderen Ebene, die zu wenig Beachtung findet. Nämlich die Rückschritte des Menschen selbst in seiner Entwicklung ... mit Körper, Seele, Geist. Doch auch hier haben wir die Alternative, wenn wir die Problematik erkennen und richtig handeln.

 

 

Es besteht nun mehr und mehr die Gefahr, dass wir durch den unhemmten und teils (!) sinnlosen Gebrauch der KI (von der AR ein Teilgebiet ist) viele unsere  Fertigkeiten und Fähigkeiten verlernen, die wir in Millionen von Jahren als werdendes Wesen erlernten und verfeinerten. Es geht zum Beispiel um die Sensomotorik unserer Hände, die immer weniger Feinstarbeit machen müssen, weil die Maschinen es besser, genauer, schneller können. Siehe Beitrag von gestern, wo Stiftehalten in der Schule schon zum Problem wird. Es gesellen sich noch eine Reihe anderer anstehender Verluste dazu, die uns als Sozialwesen umkrempeln und eine Reihe von neuartigen Krankheiten bescheren, die keinesfalls sein müssten, wenn wir die Segnungen der KI tatsächlich dort klug einsetzten, wo sie sinnvoll und gesund sind - und dort unmissverständlich und kompromisslos verbieten oder unterbinden, wo sie schädigen.

 

Solche Unterscheidungen werden nicht gemacht! Man lässt laufen... soll doch jeder selbst entscheiden!

 

Aber was, wenn die Menschen nicht entscheidungskompetent sind? Was, wenn sie manipuliert, belogen oder dumm/unwissend gehalten werden? - Es kann sich doch jeder jederzeit über alles informieren, würden nun die Kritiker einwerfen! Ja, aber es passiert nicht, weil es anstrengend ist. Und zudem freiwillig. Solche Mühsal unterbleibt, wenn zudem noch ein Ergebnis droht, dass man doch lieber gar nicht so genau kennenlernen will, weils eventuell unbequemer wird. Was die menschliche Vernunft angeht, da zählen nicht die Möglichkeiten, nicht einmal die Gesetze, sondern es zählt die reale menschliche Wirklichkeit, die allzu oft die Vernunft nicht mehr mit im Gepäck hat. (Bequemlichkeit, Egoismus, Faulheit und co. lassen grüßen).

 

Je mehr der Mensch sich in der Spaltung zwischen natürlicher und künstlicher Realität aufhalten wird (oder muss), je mehr werden ihm zudem auch gesunde Sinne für ein selbstbestimmtes Leben abhanden kommen. Seine ehemals hellwache Aufmerksamkeit für die realen Chancen und Gefahren, Risiken und Möglichkeiten in seinem natürlichen Umfeld werden ärmlich werden und nach und nach verschwinden. Die Sucht nach der künstlichen Realität, in dem ein natürlicher Organismus aber zurecht kommen muss, wird das Dilemma vergrößern.

 

Vor allem Kinder und Jugendliche werden die Opfer sein, die aber später dann als Erwachsene eine lebenslange Schädigung (von was auch immer) zu befürchten haben, wenn man ihnen eine gesunde Kindheit raubt, indem man ein unbekümmertes natürliches Aufwachsen verwehrt: mittels KI und seinen Spielchen, die auch schon für die Kleinsten entwickelt werden... und ja, auch diese schon faszinieren. Hoch lebe der Verführungswahn!

 

Kinder brauchen eine natürliche Umgebung, um ein gesunde und widerstandsfähige Entwicklung machen zu können. Gelingt dies, dann lernen sie auch frühzeitig mit all diesen Gefahren gut umzugehen und nicht das Opfer unwissender Eltern und gleichgültiger (und durchaus wissender) Politiker zu werden.

 

Wer als gesunder Erwachsener sich beruflich mit diesen Dingen auseinandersetzen will oder muss, muss keine Schädigungen davontragen, wenn er für einen gesunden Ausgleich sorgt. Das ist alles bereits Allgemeinwissen, wenngleich noch nicht Allgemeinleben… Doch da muss man nicht pessimistisch sein, sondern kann noch auf (späte) Einsicht hoffen.

 

 

Obschon man über all diese Gefahren des übermäßigen (Zeit-)Gebrauchs aller KI-Medien für Kinder und Jugendliche weiß, wird letztlich viel zu wenig gewarnt... und erst recht nichts verboten. Hier und da erscheint mal eine kleine Randnotiz. Ja, auch von Wissenschaftlern, Professoren, Psychologen usw., aber es dringt bei den meisten Eltern nicht oder zu wenig durch.

 

Eltern wollen in aller Regel nicht, dass sich jemand in ihre Erziehung einmischt. Privatsache! Verständlich… Aber was, wenn sie die Gefahren mangels Wissen oder mangels Interesse am Thema nicht kennen? Soll oder muss man auch dann den Mund halten, nur weil es etwas "unangenehm" werden könnte?

 

Die Kinder selbst können es nicht beurteilen. Sie wissen nichts von Gefahren, die sich ja erst viel später durch Entwicklungsstörungen, gar Schädigungen zeigen. Die Gefahr liegt in ihrer Zukunft, die sie nicht kennen. Und das ist ein Dilemma, weil sie niemanden haben, der sie dann schützt und ihnen eine gesunde Kindheit bereitet, in der sie kraftvoll und persönlichkeitsreif gedeihen können.

 

Wer also hier mitliest und Eltern mit Kindern kennt, möge sich ein Herz fassen. Und möge das Gespräch darüber suchen.

 

… Es muss jeder für sich entscheiden. Wer Kinder liebt und ihre gesunde Entwicklung will, wird den Schritt in die richtige Richtung tun.

 

 

 

15.8.2023

 

Augmented Reality (AR)  – 4

Generation Metaverse

 

 

Von der Atrophie nicht nur der Hände und ein Rückblick, um die Gefahr der Zukunft zu verstehen.

 

Der Mensch als Naturwesen entwickelte sich langsam in die Technik hinein. Die ersten primitiven Werkzeuge zeugen von einem unaufhaltsamen Aufstieg bis zur heutigen Supertechnik. Er schuf Zivilisationen auch dank all dieser Dinge, die er erfand und verfeinerte. Er löste sich mehr und mehr von den Launen der Natur, schuf sich feste Behausungen, wurde unabhängig von Wind und Wetter und setzte einen Teil seines kreativen Verstandes dafür ein, immer raffiniertere, komplizierte technische Dinge zu erfinden, die ihm das Leben schön und leichter machten. Und irgendwann befand sich zwischen der Natur und dem Menschen: die Maschine.

 

Auch daran gewöhnte er sich und die meisten Menschen hinterfragten dieses neue Verhältnis nicht einmal, weil der Mensch nun einmal ein Gewohnheitstier ist.

 

Wer ein ganzheitliches Bild des Menschen kennt, weiß, dass die menschlichen Sinne nicht isoliert nebeneinanderstehen, sondern miteinander kommunizieren. Unsere Urteile über die Umwelt, die Gefahren, die Chancen und Möglichkeiten erhalten wir deshalb umso genauer, je feiner unsere Tast- und Bewegungssinne beispielsweise mit dem Seh- und Gehörsinn und dem Riechsinn verbunden sind. Wir kennen es gut am Beispiel von Gefahrenlage, wenn man sich in einem Haus mit Schwelbrand befindet, wo das Feuer noch nicht sichtbar ist. Geruchssinn kann dann vielleicht den Bewegungssinn auf Trab bringen. Der Tastsinn hilft uns, die richtigen Dinge in der Dunkelheit zu ergreifen, vielleicht ist der Hörsinn auf ein erstes Prasseln des Feuers schon eingestellt, das das Auge irgendwann auch noch frühzeitig entdeckt, um mit dem Leben davonzukommen. Sprich: eine gesunde Entwicklung der Leiblichkeit und der Sinne ist elementar wichtig für unser Leben.

 

All das wird bei Benutzung der AR anders. Der Mensch taucht mit Augen und Ohren in eine ganz andere Welt ein und nun findet eine Spaltung statt, die er zwar realisiert, aber auch als unvermeidlich und vermutlich sogar als ungefährlich hinnimmt, weil ja zunächst keine schlimmen Auswirkungen zu befürchten sind. Statt der natürlichen Sinneswahrnehmungen erhalten wir nun künstlich erzeugte Täuschungen, die so echt sind, dass wir sie "wie echt" erleben. Erlebnisse aller Art machen etwas mit uns, formen uns, prägen uns, hinterlassen Spuren.  Während Auge und Ohr also in der künstlichen Welt eingetaucht sind, lebt der restliche Körper in der natürlichen Welt. Der Mensch wird in zwei Realitäten gespalten, ob er es merkt oder nicht.

 

Viele Menschen reagieren darauf mit Unwohlsein. Ähnlich einer Reisekrankheit. Nun wird man, so vermute ich, diese lästige Begleiterscheinung mittels Chemie sicher auch früher oder später in den  Griff bekommen, ohne sich über diese neuen Nebenwirkungen all zu viele Gedanken zu machen.

Entscheidend ist dabei unter anderem die Frage: Was passiert zum Beispiel mit der menschlichen Sensomotorik. Wenn ich Werkzeuge in der Hand halte, geschieht etwas mit meiner Hand, mit meiner Fertigkeit, mit meinem Körper. Ich erarbeite etwas mit Stoffen, Holz, Plastik, Metallen, das ich später auch anfassen kann, fühle, sehe, sinnlich erfahre. Im virtuellen Raum "steuere" ich nur noch – sofern auch die Steuerung sicher bald überflüssig wird, weil auch die sich selbst steuernden Systeme (siehe auch selbstfahrende Autos) auf dem Vormarsch sind und uns auch da "ent-eignen".  Man spricht von einer Atrophie der Hände, die der Menschheit nach und nach bevorsteht. Wir hand-eln nicht mehr, wir wischen über Displays. Wischen ist das neue Tun. Der Verlust allein schon dieser Eigenschaft macht uns abhängiger denn je...

 

Beispiel: Immer mehr Kinder haben bereits schon jetzt große Schwierigkeiten, einen Stift richtig zu halten, richtig zu führen, um schreiben zu lernen. Viele von ihnen bekamen schon im zarten Alter von 2-3 Jahre angeblich kindgerechte Medien-Apparätchen in die Patschhände gedrückt, die erstaunliches konnten. Es blitzte oder blinkte, hupte oder machte Musik, vielleicht sprang noch ein kleines Männchen irgendwo heraus. Immer passierte etwas. Das machte Spaß. Man musste nur auf die Knöpfe drücken. Wenn ich drastisch sein darf: Kriminell! Weil durch einen häufigen Gebrauch (!) damit die kindliche Frühentwicklung der Hände durch BE-GREIFEN und ER-FASSEN so nachhaltig gestört werden kann, dass das Kind später enorme Schwierigkeiten erleiden muss – aufgrund unzureichender Förderung.

 

Doch das ist noch lange nicht alles. Denn diese für Kinder extra  und ausdrücklich entwickelten Medien schädigen ja noch viel mehr als nur die Sensomotorik der Hände. Sie schädigen je nach Gebrauch auch in zu vielen Fällen die seelische Entwicklung, indem schon früh ein Suchtpotenzial angelegt wird, dass Mütter und Väter mit ihren später heranwachsenden oder jugendlichen Kindern massenhaft in psychologische Behandlung zwingt. Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen, freiwillige ungesund Isolation, Depression, Lernunlust bis Lernversagen, Haltungsschäden, innere Leere, usw. usw… die Liste der möglichen Schädigungen ist lang… auch schon VOR der flächendeckenden Einführung von VR und ARBrille, die aber auch bald ein Massenprodukt für Milliarden von Menschen sein wird.

 

Der Reiz, all diese "schönen" Neuerungen zu besitzen und zu nutzen, ist enorm groß. Und ist er erst einmal auch für die meisten erschwinglich, bezahlbar, werden Massen von Menschen zwischen allen Realitäten hin und her tanzen. Die Sinnestäuschungen machen ja Spaß. Und Spaß kann doch nicht verkehrt sein, oder?

Doch. Sehr sogar! -  Nämlich dann, wenn wir im Begriff sind, unsere eigenen menschlichen Talente zu verlieren und uns in eine immer tiefer Abhängigkeit der Künstlichen Intelligenz (KI) freiwillig und ohne Not – aber mit viel Spaß durch Verführung - begeben.

 

Was braucht ein Kind, um seinen Leib und seine Fähigkeiten gesund ausbilden zu können? Es braucht die unmittelbare Auseinandersetzung mit der realen Welt, die immer weniger gegeben ist. Die Teil-Abkoppelung dank der KI bereits im Kindesalter ist desaströs für diesen kleinen Organismus, der doch noch nicht einmal die Materie/Materialien der Welt ausreichend hat kennenlernen können. Geschweige denn ihren Gebrauch. Statt auf die natürliche Vielfalt der Erscheinungen wird das Auge schon früh auf einen Bildschirm (oder sonstigen Apparat) gezwungen, wo "Welt" und "Leben" anscheinend stattfindet und man mit Wischen oder Drücken Phänomene erzeugen kann. Die Schädigungen können je nach intensivem Gebrauch Körper, Seele, Geist (Intellekt) betreffen und später evtl.lebenslang Probleme machen, wenn eine gesunde Entwicklung verhindert wird.

 

Kinder und ungebremster Medienkonsum: Eine nicht wiedergutzumachende Sünde an hilflosen Wesen… oft aufgrund von Egoismen, weil man seine Ruhe haben will oder auch aus fataler Unkenntnis der Gefahren, weil es bequem ist, den Schönredereien der Industrie zu glauben (die daran verdient).

 

Jugendliche. Generation Metaverse. Hier wird die Grundfrage sein: Haben sie als Kinder im realen Leben genügend Herausforderungen gehabt und Anregungen gefunden, um ihre Leiblichkeit und ihre Talente früh genug gesund auszubilden, um dann all diesen Einflüssen gut gewachsen zu sein, sie gesund zu nutzen und sich nicht davon kaputtmachen zu lassen? 

 

Wenn diese Frage verneint werden muss, weil auch sie schon früh in den Sog der Faszination eintauchten, können sich weitere Probleme ergeben. Natürlich entscheidet es sich immer am Einzelfall. Die Jugendlichen müssen lernen, eine stabile Identität zu entwickeln. Das ist für viele eine schwere Aufgabe. Je mehr sie sich im gespaltenen Zustand zwischen den Realitäten bewegen und aufhalten, um so schwieriger dürfte die Sicherheit in der natürlichen Realität gewonnen werden. Empathiekräfte können oftmals nicht mehr ausreichend entwickelt werden, weil er sich aufgrund des Faszinosums immer weniger für die natürliche Realität interessiert, weil die künstliche viel zu verlockend ist und mehr Spaß macht, als das Leben ans sich. Auch das birgt Gefahren einer schwerwiegenden Störung.

 

Die Mediennutzungszeiten sind bereits heute schon enorm hoch und können durch die nächste Steigerung von VR und AR wesentlich erweitert werden. Wie sehr die meisten Jugendlichen bereits jetzt schon vom ständigen Gebrauch des Smartphons abhängig sind, ist überall  zu beobachten. Und qualifiziert man dann diese Quantität, kann einem oftmals "übel" werden angesichts der Banalität, die sie konsumieren und produzieren – statt sich auf gesunde Weise körperlich, sportlich zu betätigen oder Hobbys nachzugehen, wo ihre natürlichen Talente sich so gern entfalten würden.

 

Vergleicht man die Shell-Studie von 2002 mit der Wirklichkeit von 2022 – also ca. 1 Generation später – wird man ganz enorme Verhaltensunterschiede finden, die einem Sorge bereiten müssten – im Hinblick auf Können, psychische Stabilität, Sozialverhalten, Motivation, Freundschaften uvam. 20 Jahre haben gereicht, um eine neue Generation zu schaffen, die trotz und wegen des Medienkonsums sich mehr und mehr von der natürlichen Welt entfernt… und die Krankenkassen schlagen Alarm über Alarm über die Krankheitsdaten der Jugendlichen, die immer drastischer ansteigt.

 

Ist es das, was wir wollen?

 

Ist die Faszination das alles wert? – Ist es denn nicht möglich, die KI nur dort zu verwenden, wo sie wirklich zum Segen der Menschheit eingesetzt werden kannn (bei Gesundheit, Gefahren, Logistik usw.) und sie da und dort zu zügeln, wo es um entscheidende menschliche Entwicklungspotenziale bei Kindern und Jugendlichen geht?

 

 

Wieviel Leid muss noch vielen einzelnen Menschen passieren, bevor man zur Einsicht kommt, dass der ungebremste Zugang für Kinder und Jugendliche ein Verbrechen an ihrer Entwicklung ist.

 

Es geht nicht um das Verdammnis der Technik, nicht um die Abbremsung des Erfindungsreichtum des menschlichen Geistes! Es geht allein um ein vorausschauendes Handeln, ein gesundes Maß an Nutzung und Einsatz, das durchaus möglich ist, wenn man die Gefahren sieht, ernstnimmt und dann das Allerbeste für alle draus macht.

 

 

Einsicht, die allerdings nur nützt, wenn man sie auch zulässt und dann auch konsequent umsetzt.

 

14.8.2023

Augmented Reality (AR)  – 3

Sachlich.

Kritisch.

Drastisch.

 

 

 

 

 

Was ist das überhaupt?

Letztlich – oder müsste man erstlich schreiben?- die Nachfolgegeneration von Handy, Tablet und co. Es kann also das, was die Vorgänger können, nur halt viel, viel mehr. Und das genauer, gezielter, zuverlässiger. Es versetzt uns in ein neues Sein. Raum und Zeit werden scheinbar aufgehoben. Der Körper befindet sich in einer Desorientierung… die Sinne werden so perfekt getäuscht, dass die Täuschung schon nicht mehr auszumachen ist.

 

Als Mensch sind wir eingeklemmt zwischen mindestens zwei verschiedenen Realitäten. Der natürlichen und der künstlich erweiterten.  An Verfeinerungen wird erfolgreich weiter gearbeitet. Eine mittlerweile smarte Brille hat das ursprüngliche Monster bereits abgelöst.  Ein Zauberding. Unscheinbar. Es gibt so viel darüber zu schreiben und sagen, dass ich hier auf die Fachseiten im Internet verweisen muss, die jeden Informationsbedarf mehr als befriedigen(eher überlasten).

 

Was ist nun mit dieser "erweiterten Realität"?

 

Bleiben wir sachlich. Bleiben wir positiv. Die Anwendungen sind, wie bei vielen Neuerungen in der Menschheit, enorm breit gefächert. Auch zu unserem Guten. Und weil sie es sind, wird es auch nicht mehr aus der Welt zu schaffen sein. Denn man kann nicht nur Gutes, Bequemes, Helfendes, Neuartiges auf fast allen Gebieten damit bewirken, generieren, erfahren usw., sondern auch viel Geld machen. Genauer: Natürlich werden es nur wenige sein, die wieder viel Geld damit machen. Aber das kennen wir ja und das ist nicht wirklich neu.

 

Werden wir etwas kritischer!  Man kann Menschen mehr denn je zuvor damit manipulieren und kontrollieren. Die Daten, die über die "Brillen" (es können auch Augenlinsen, Hautchips oder  was auch immer sein) gesammelt werden, werden noch umfassender Auskunft über das Leben des Individuums und seiner Lebensweise geben. Nun ist das vielen Menschen ziemlich egal, weil sie sowieso gern und ausführlich alles Private  in den sozialen Medien exhibistionistisch ausplaudern, ständig ihren Fußabdruck auf Petitionen, in Chats, Foren, Kommentaren hinterlassen. Nun aber werden noch ganz andere, intimere Daten zusätzlich gesammelt werden können, die man selbst nicht mal so genau kennt. Blutwerte, Blutdruck, Augeninnendruck, Herzfrequenz, vielleicht auch den persönlichen Diätplan, die Medikamentenliste, die Sporteinheiten, um nur "harmlose" Beispiele zu nennen. Doch auch das ist nicht das Schlimme, dass ich befürchte, obschon es schon massiv für Manipulationen aller Art gebraucht werden kann. Denn Datenanalyse ist das Gold der Zukunft, wenn Menschen andere Menschengruppen beherrschen wollen. Dann muss man sie kennen. Und daran wird erfolgreich gearbeitet. AR und VR sind zum weiteren Siegeszug angetreten und verführen durch Faszination.

 

Werden wir drastischer!  Das Schlimme, das ich befürchte,  ist die brutale Verharmlosung, was es mit uns ganzheitlich in Bezug auf körperliche, seelische und geistige Gesundheit machen wird! Vor allem bei Kindern und Jugendlichen, die in diese Zeit hineingeboren werden und die "alte" Form des unbeschwerten Kindseins vielleicht gar nicht mehr kennenlernen. Vor allem dann nicht, wenn all diese Digitalisierungen in die Kitas mehr und mehr einziehen, weil ziemlich hirnlose Politiker-innen Null Ahnung von der gesunden Entwicklung zum Menschsein haben und immer wieder auch Fürsprecher  (suchen und) finden, die all das verharmlosen.

 

Was da passiert, beschreibe ich im nächsten Beitrag (in den nächsten Tagen)...

 

Fortsetzung folgt....

 

P.S. Beim Einlesen ins Thema sind mir so  überbordend viele technische Informationen, auch neue Begriffe, Verständniszusammenhänge, Anwendugnsmöglichkeiten begegnet, dass es  unmöglich ist, diese in kurzen Tageskommentaren alle aufzugreifen. Aber jeder kann sie mit wenigen Klicks nachrecherchieren. Worum es mir geht, ist der Blick auf Nutzung und Gefahr. Letzteres, so ist zu befürchten, wird wegen der Nutzung ähnlich zu kurz kommen, wie es auch mit Naturzerstörung, Artensterben und anderem in der Vergangenheit schon war, was die Gegenwart und die Zukunft ratlos mit allzu vielen Problemen nun zurücklässt. So wird es vermutlich auch mit der KI und ihren Folgen passieren... Es ist einfach zu verlockend!

 

13.8.2023

 

Ich fühle mich gerade etwas geärgert.

Von der normalen Realität, die da heisst: Alltag, der mich fordert!

Der ständig was von mir will. Terminsachen und so.

 

Und was macht er?

Er hindert mich  am Schreiben.
Er will offenbar nicht, dass ich mich mit der erweiterten Realität kritisch auseinandersetze.

Ich will's aber. Weil ich es für wichtig erachte.

 

Ich vermute einen Komplott zwischen den beiden Realitäten. Ein Stöckchen, dass man mir zwischen die mentalen Beine schmeisst. Ich soll wohl drüber fallen. Und mir eine blutige Nase holen, damit ich Thema sein lassen.

 

Mach ich aber nicht!

Lieber stolpere ich noch etwas rum, fliege eben auf die Nase  und steh dann wieder auf.

Wie so oft im Leben.

 

Insofern: Ich brauch noch Zeit...

 

 

 

12./13.8.2023

Mir fehlt im Moment die Zeit zum Nachdenken, Recherchieren und Schreiben.

Eingedenk des Tagesspruchs bleibt das Licht meiner Gedanken kurz aus.

 

Dann aber, bald, wird es hoffentlich wieder hell,

weil die Zeit mir wieder Zeit dafür schenkt...

2.6.2023

 

Ein neues Logo! .... Warum denn nur?

 

nun ja, weil ich Lust auf etwas Neues hatte, das zugleich auch meine derzeitigen Gedanken ein wenig repräsentiert. Hierzu ein paar Assoziationen, die mir passend erscheinen:

 

Alles ist Schwingung.

Alles durchdringt sich, trennt sich, bildet Symbiosen oder verschmilzt miteinander.

Es gibt keine geschlossenen Systeme.

Was wir als geschlossen wahrnehmen, ist Trug.

Alles hängt voneinander ab und verändert beständig alles Sein.

Die Zusammenhänge all dieser Vorgänge verstehen wir erst in kleinsten Ansätzen.

 

Teil unseres fatalen Irrtums unserer Wirklichkeitsinterpretation ist zum Beispiel falsche Schlüsse zu ziehen:

  • Beim Realisieren der von uns beobachteten Vorgänge in der Natur
  • Bei der Einschätzung uns noch unzureichend bekannter Phänomene
  • Beim Begreifen physischer, psychischer, mentaler Gesetze und ihre Interpretation mit unserem begrenzten Verstand
  • Bei unserer Vorstellung, wie die Welten beschaffen sind und worauf alles gründet
  • Bei der Grundannahme, dass wir alles allein immer nur aus anthropozentrischem Blickwinkel verstehen (wollen)

 

Alles durchdringt sich und schafft mit jedem Prozess definitiv neue Wirklichkeiten. Auch solche, die noch unseren Sinnen verborgen sein müssen, weil diese auf vieles noch nicht ausgerichtet sind und sein können. Auch hier entwickeln wir uns noch weiter.

 

Und weil sich alles durchdringt, alles voneinander abhängt, beeinflusst und permanent verändert, ist jeder Gedanke, jedes Gefühl, das wir erzeugen, wichtig: Weil es wirkt! Auch dann, wenn wir seine Wirkung nicht direkt erleben.

 

Jede Wirkung, die von uns ausgeht, muss auch verantwortet werden. Denn wir sind ihre Schöpfer.

 

Schwingungen, die wir in Raum und Zeit nur zum Teil und meist auch nur  grob beobachten können, durchdringen mehr Dimensionen, als wir sie als Menschen (derzeit) erfahren können.

 

Jedes Atom schwingt. Jedes Quant in jeder Materie. Nichts ist unnütz, alles hat seinen Sinn, auch wenn wir ihn nicht immer gleich benennen können. Und alles ist werterfüllt! - Ob wir es schon erkennen oder nicht.

 

Die Wirklichkeit ist anders als wir sie in unserem scheinbar geschlossenen System annehmen. Auch sie wird durchdrungen von anderen Wirklichkeiten und durchdringt selbst umgekehrt auch diese.

 

Ein komplizierter Vorgang. Zugleich: Ein natürlicher Vorgang.

Ganz ohne jeden Mystizismus. Was uns noch fehlt, ist erweitertes Wissen, gesprengte Grenzen und feinere Wahrnehmungsorgane.

 

Was die Zusammenhänge, Interaktionen und die daraus entstehenden Folgen angeht, sind wir noch immer in einem embryonalen Wissenszustand - trotz der Fortschritte unserer Technik, die uns Gutes und Gefährliches beschert.

 

Irgendwann werden wir alles Sein besser verstehen.

 

Bis dahin müssen wir weiter Verantwortung übernehmen.

Für jedes Gefühl, jeden Gedanken, jede Tat.

 

Auch für die unterlassene Tat, die vielleicht durch unsere Entscheidung leben wollte.

 

Das alles und so viel mehr schwingt in mir. In meinen Gedanken, Gefühlen, meinem Bemühen ums richtige Tun.

 

Deshalb ein neues Logo, das dies bildlich ein wenig repräsentiert.

 

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