GOTTES MAGD und TEUFELS BRAUT

 

September 2021

Wilmar Thiemann: Ein Denkmal für Missbrauchsopfer

 

Spannung, Tiefgründigkeit und Drama vermischen sich im Roman „Gottes Magd und Teufels Braut“ von Christa Schyboll mit der intensiven Auseinandersetzung der Protagonistin über das Wesentliche im Leben. Freiheit und Gott, Sex und Moral, Würde und Tod spielen eine tragende Rolle.


Die Autorin hat mit ihrem Buch all jenen Frauen ein Denkmal gesetzt, die in ihrer Jugend sexuell missbraucht braucht wurden. Sie lässt den Leser teilhaben am Lebensweg und den Gedanken einer Frau, deren Leben durch diese frühe Erniedrigung geprägt worden ist.
Gleich zu Beginn wird der Leser in das Geschehen so hineingezogen, dass er unbedingt weiterlesen will. Es ist ein spannendes Buch, zum einen wegen seiner Handlungsabläufe, zum anderen wegen der zum Nachdenken anregenden Reflexionen der Protagonistin, der Nonne Benedicta, deren bürgerlicher Name Linda ist. Wer nun ein frommes Buch erwartet, wird eines anderen belehrt.

 

Erzählt wird ein Leben, das voller Brüche ist, geprägt von der Vergewaltigung durch einen Freund der Familie, der auf diabolische Weise Linda zwingt zu schweigen, und endend auf einer Krebsstation.


Im Roman erzählt Benedicta ihre Lebensgeschichte einer jungen Frau, Hannah, die sie eines Nachts mit dem Auto angefahren hat. Hannah ist zunächst eine unwillige Zuhörerin, wird jedoch bald von den Ereignissen, die ihr anvertraut werden, in den Bann gezogen. Bewegt nimmt sie Anteil am Schicksal Benedictas / Lindas und ahnt noch nicht, wie sie selbst aus den Fugen ihres Lebens herausgeschleudert werden wird.


Der Leser erfährt durch die Erzählungen den gesamten traurigen Lebensweg Lindas / Benedictas und lernt ihre Wegbegleiter kennen, die ihr helfen, sie aber auch ausbeuten und zu vernichten drohen. Er nimmt an Gesprächen über Lüge und Moral teil, erlebt die Hoffnungen und Ängsten Lindas / Benedictas mit, ihr Hochgefühl und ihre Niedergeschlagenheit und schließlich ihr Lebensfeuer, das wärmen und verbrennen kann. Er folgt den Gedanken über Liebe und Hass, Schuld und Vergebung, in denen die Protagonistin ihr Leben und Tun reflektiert und begleitet den Heilungsprozess der Wunden, die ihr das Leben zugefügt hat.


Er versteht ihren Entschluss, ein Leben im Kloster zu führen, der nicht von einem tiefen Glauben, sondern von eigennützigen Motiven geleitet ist, schließlich aber für sie ein Rückzug aus einem Leben voller Widersprüche und Verletzungen wird. Doch dabei bleibt die Autorin nicht stehen. Sie zeigt auf, wie aus diesen Verletzungen aufgrund erweiterter Sichtweise über das Menschliche, die Schöpfung und die Erfahrung einer neuen Geisteshaltung eine ganz neue Kraft der Liebe zum Leben erwachsen kann, welche die Protagonistin dankbar und erfüllt an die Mitmenschen zurückgibt.


Im Medium ihres Romans gelingt es der Autorin besonders in den letzten Kapiteln den Leser für bedenkenswerte philosophische und theologische Gedanken zu öffnen, die ihn über die Lektüre des Buches hinaus begleiten können.

 

 

 

Herausfordernd und radikal im Ansatz

 

Bea Marie Unger Sinzig

 

 

Der Roman handelt vom Leben und Sterben einer Frau, die als Kind sexuell und auch auf andere Weise missbraucht wurde.


Der Rote Faden ihres Lebens zieht sich von Anfang an leuchtend durch ihre Geschichte, die durch Begegnungen in ihrem Leben geprägt ist.
Eng verwoben ist das Schicksal der Nonne mit der zweiten Hauptfigur, einer jungen Frau, die rein zufällig durch einen Unfall mit ihr in Kontakt kommt und die sich auf die sterbende Frau einlässt, erst unfreiwillig, doch mit zunehmender Vertrautheit immer mehr aus eigener Zuneigung, die sich herleitet aus der wachsenden Verantwortung für ihr eigenes Tun.


Je mehr sich die Frauen aufeinander einlassen, umso mehr wird beiden ein Sog bewusst, der ein Zurück nicht zulässt.
Die Lebensbeichte der Nonne und deren durch den Sterbeprozess eingeleiteter letzter Wille zur eigenen Reflektion ihres Lebens bindet die junge Frau an ihre Rolle der fremden Zuhörerin, ob sie das möchte oder nicht.


Ihre eigene Geschichte, die sie der sterbenden Nonne nach deren ausführlichen Lebensinhalt erzählt, zeigt, wie die „Ordnung des Lebens“ jedem Menschen immer wieder neu eine Chance gibt, Dinge zu erfassen, die ohne das Wissen um die in jedem Menschen angelegte Weisheit als Zufall erscheinen lässt.
Es geht um Macht und Missbrauch, um Zerstörung der Menschenwürde und deren langwierigen Folgen für die Betroffenen.


Es geht um Selbsterkennung, um das Zulassen von Gefühlen aus allen Bereichen von hell bis dunkel oder nur schwarz und weiß.
Es geht um einem langen Weg der Suche nach Lebendigkeit hin zu sich selbst. Auf einem Weg durch tiefe Schmerzen, denen sich jeder Suchende mutig stellen muss, der jedoch Schritt für Schritt in die Weite führt.
In eine Weite, die dem Leben neuen Raum und neue Chancen gibt, die man nur selbstverantwortlich leben kann.


Es ist der Raum, der sich öffnet, weil der Mensch daraufhin angelegt ist, ob er das weiß oder nicht.  An all dem zieht der Rote Faden des Romans die Leser/Innen von der ersten bis zur letzten Seite durch eine spannende Konstruktion voller vermeintlicher Zufälle, die sich erst im letzten Satz voll erschließen.
Es zeigt sich ein Kreis, der mit Verstand und Herz durchbrochen werden kann und neues Leben zulässt.


Fazit:


Es ist ein lesenswerter, fesselnder Roman, der die Wirklichkeit, so wie sie ist, in den Blick nimmt, der aber auch Herzensbildung und Herzenswärme nicht verschweigt und der wachrüttelt für die Verantwortung des eigenen Tuns, das letztendlich jedes einzelne Leben ausmacht.
Der Roman ist zum einen gut geeignet als spannende Lektüre, die die Freizeit „wissbegieriger Leseratten“ bereichert, die gerne ein fesselndes Buch von vorne bis hinten ohne Punkt und Komma lesen, weil sie einfach nicht mehr aufhören können.
Darüber hinaus spricht der Roman allerdings auch durch Lebenserfahrung gereifte Leser/Innen an, die die Tiefe des Inhaltes aufgrund eigenen Wissens nachvollziehen und einordnen können in das unaufhörliche Werden und Entwickeln eines jedes Menschen.

 

 

Spannendes und berührendes Drama mit Tiefgang
 

Der Roman "Mea maxima culpa - Gottes Magd und Teufels Braut" besticht durch eine dramatische Inszenierung mit geistigem Anspruch, den die Autorin über viele Seiten und zu verschiedenen Themen nicht zu kurz kommen lässt. Vor allem ihre philosophischen und religiösen Denkanstöße zeigen ein ernsthaftes Ringen der Romanprotagonisten um die letzten Fragen nach Lebenssinn, Tod und Gott.
Der Roman ist nichts für Liebhaber der leichten, gar seichten Kost, sondern offenbar für jene Menschen geschrieben, die Verstrickungen, Irrungen und Wirrungen kennen, die Fallgruben nicht meiden, wenn es darum geht, unverzichtbar wichtige Erfahrungen zu machen - und das alles sowohl innerhalb als auch außerhalb religiöser Zusammenhänge.
Dass sich Belletristik und Nachdenklichkeit, Spannung und Sinn-Gebung nicht ausschließen müssen, zeigt Schybolls wirklich gelungenes Werk nachdrücklich.

R.Riebisch

 

 

 

 

 

aus: Blick aktuell  vom 8.11.2016Autorenlesung und Musik - "Konzentrierte Stille und ... keine leichte Kost"

 

Westum. Auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung St. Peter Westum war das Westumer Backes war wieder einmal gut gefüllt, als Christa Schyboll, die quasi um die Ecke wohnende Schriftstellerin, aus ihren Werken las.

Es war keine „leichte Kost“, die dem Publikum serviert wurde, aber die konzentrierte Stille und der herzliche Beifall am Ende sprachen für sich. Die Autorin las aus ihrem Buch „Mea maxima culpa – Gottes Magd und Teufels Braut“, einem Roman, in dem es um zwei Frauenschicksale und deren Lebensturbulenzen geht. Verschiedene Facetten und Hintergründe wurden aufgezeigt, erzeugten eine Spannung und warfen Fragen auf, die untereinander und mit der Verfasserin diskutiert werden konnten.

Im zweiten Teil des Abends stellte Christa Schyboll ihr neues Werk „Spontane Lust auf Meuchelmord?“ vor. Schon der Untertitel „Humorvoller Krisen-Rat-Schläger für glückliche und unglückliche Paare“ lässt erahnen, dass bei dieser Lesung gelacht werden konnte. Auch zustimmendes Kopfnicken war zu sehen, als Raffinessen, Listen und Tücken des gemeinsamen Lebens aufgezeichnet wurden, die erkannt und vorteilhaft anzuwenden sind und somit Meuchelmordgedanken verschwinden lassen.

In den Lesepausen spielte das „Duo Divisions“, Irmgard und Johannes Morschhausen, mit Blockflöte und Gitarre die passende Musik. Waren es im ersten Teil leise barocke Töne, so ging es später temperamentvoller und feuriger zu.

Im Westumer Backes zeigte sich einmal mehr, dass anspruchsvolle Unterhaltung ihre Liebhaber hat, die sich freuen und dankbar sind, dass eine solche Veranstaltung „vor der Haustür“ angeboten wird.

 

 

 

 

 

 

 

Schmerz als Weg

Von Astrid Fries

 

Format: Taschenbuch

Wir als Gesellschaft sind Täter !Wir handeln vorschnell,kalkulierend,moralisch,selektiv oder gar nicht.Wir überfordern Menschen,lassen sie im Stich,ignorieren,verletzen,dominieren, nehmen wenig Rücksicht,fordern ohne zu fördern, zerstören Seelen, hinterlassen verbrannte Erde.

 

Der Roman greift die Frage auf,wie können sich die Opfer aus dem Spinnennetz befreien? Die ständig auflauernde Spinne namens Angst, Trauer, Ohnmacht, Haß, wartet immer genüsslich auf ihre Beute.S ich fressen lassen oder Strategien entwickeln, dem Täter nicht auf den Leim zu gehen. Sich zu beobachten, Stärken und Schwächen zu sehen, Bewußtsein zu entwickeln, Energien zu bündeln, sich zu focusieren auf die Entwicklung des Selbstwertes.

 

Christa Schyboll ruft auf zum leidvollen Kampf um Erlangung der inneren Freiheit. Frei von Dominanz der eigenen Fallstricke ,hin zu Freiheit der eigenen Entscheidung !Dieser Roman zeigt dem Suchenden, der das Tal der Tränen kennt, die eigene Irrwege. Christa Schyboll lässt den Leser aber nicht umherirrend zurück, sondern lockt mit dem Wunsch: Mensch,lass dich aufs Leben ein, finde DEINEN WEG und werde zu deiner eigenen Hebamme ! BRINGE DICH ZUR WELT !!!!!!!

 

 

Dr. Annette Pitzer

 

in XING zu MEA MAXIMA CULPA - GOTTES MAGD und TEUFELS BRAUT

 

Das Thema wurde wunderbar aus allen erdenklichen Winkeln ausgeleuchtet. Danke für dieses wichtige, erstaunlich bittersüße, schmerzhaft fesselnde Buch!

 

Ein späterer Eintrag von Frau Dr. Pitzner in Facebook:

Meine Buchempfehlung: „Mea Maxima Culpa - Gottes Magd & Teufels Braut“ von Christa Schyboll
Seit langem habe ich kein so fesselndes Buch mehr gelesen. Der Sprachstiel exzellent. Die Recherche hervorragend. Die Geschichte spannend, amüsant, traurig, schaurig, echt, ehrlich… Ein vollkommen gelungenes Werk. Ich werde erst mal alles von Christa Schyboll kaufen, was ich bekommen kann.

Eva Maria Alba Santiago Danke für den Tipp. Hört sich spannend an!

 

Annette Pitzer Spannend trifft es nicht annähernd: fesselnd, klug, anrührend, philosophisch, religiös, atheistisch und vieles mehr.

 

Erschienen bei:  THALIA und weiteren Bewertungsforen

 

 

 

Aus BLICK AKTUELL vom 15.02.2016

Sinzig. Christa Schyboll zeigt sich weiterhin ungemein produktiv und hat ein neues Taschenbuch veröffentlicht. Das Roman-Psychodrama „Mea Maxima Culpa – Gottes Magd und Teufels Braut“ der Sinziger Autorin leuchtet die Themen von Eros und Moral ebenso intensiv aus wie die Fragen nach Lebenstiefe und Lebenssinn, der Liebe, dem Hass, der Schuld, dem Glauben und der Sterblichkeit. Ein Autounfall verändert das Leben zweier Frauen über Nacht. Plötzlich ist alles anders, die Vergangenheit holt sie ein. Die Verstrickungen der Seele und die Irrfahrten des Lebens fordern von beiden Frauen ihren..... weiter hier:

 

BUCHMESSE LEIPZIG 2016

Zu meiner Lesung auf der Leipziger Buchmesse am 18. März 2016 hier noch eine Nachlese:

 

 

Natürlich war es imposant. Wie auch anders sollte es zugehen bei einer der größten Buchmessen weltweit. - Diskussionen, Lesungen ohne Ende an über tausend Orten in Leipzig … und ich mittendrin. Als aktiv beteiligte Autorin mit eigener Lesung war es für mich intensiv und lebendig. Stellenweise war es laut. Stille Ecken, kleine Fluchtburgen vor dem geistigen Gewimmel, waren jedoch zu finden, wenn man denn wachsam für sie war. Doch über nur zwei physische Augen zu verfügen und dann alles dort aufnehmen zu wollen: Ein physischer Scherz der Evolution! Liebe Schöpfung, was hast du dir dabei gedacht? Zum Glück aber hat man viele Sinne, die vieles auf vielerlei Art erfassen.

Nach meiner eigenen Roman-Lesung mit Vortrag zur Buchrecherche zum Thema der dissoziativen Identitätsstörung stürmten noch eine ganze Reihe Fragen auf mich ein. Es führte zu einem sehr lebhaften Austausch mit den Interessierten. Offenbar war in ihnen etwas angestoßen worden, das sich Ausdruck suchte, näher erforscht und tiefer ergriffen werden wollte. Neues, Unbekanntes türmte sich in manch einem persönlichen Fragekatalog. Das menschliche Hirn ist eben auch eine spannende Dunkelkammer mit vielen Geheimnissen - sowohl für Gesunde, wie auch für Erkrankte. Da galt es für mich, fein zu differenzieren und behutsam ein komplexes Thema zu transportieren.

Doch wer, so fragte ich mich auf der Buchmesse, kann auch nur einen winzigen Bruchteil all der unglaublich vielen interessanten Bücher jemals lesen, die sich da den Abertausenden von Besuchern präsentierten? Verlagsverabredungen standen für mich an. Und so viele unbekannte Aussteller lockten mit Bildern und Titeln. Wie gern hätte ich bei so manchem verweilt – für Stunden. Viele meiner Gesprächswünsche blieben unerledigt. Die Zeit schrumpfte. Ich auch. Zu viele Präsentationen blieben von mir unbeachtet. Ein Augenaufschlag hier, ein Hinhorchen dort, wenn der Lärm der Massen es zuließ. In Halle 5, wo ich mit meinen Terminen begann, kam ich nicht nur nicht heraus, sondern kam nicht einmal durch. So konnte ich aus rein zeitlichen Gründen die anderen vier Messehallen nicht einmal betreten… Ab irgendeinem Punkt wurde alles zu viel. Schließlich ist man nur Mensch - und kein Buch…

Und dann war auch noch das Auto weg! Langes Suchen war angesagt. Kalt war es und windig. Brrrr. 3 Reihen, 4 Reihen, 5 Reihen. Weg... es ist einfach weg! Verflixt, das gibt’s doch nicht. Kann ein Auto einfach verschwinden? Dematerialisation? Aber warum standen die anderen Autos denn alle da und waren ganz offensichtlich nicht geklaut!? Wer stiehlt denn hier einen durchschnittlicher Mittelklassewagen mit einer heftigen Delle in der Seite? Weitersuchen! Weitersuchen! Augen auf! Müde sein gilt nicht! Es nützt auch nichts. …. Aha! Da!…. Doch noch eine viel frühere Reihe als erinnert. Nun ja, die Merkfähigkeit nach vielen Stunden konzentrierten Gesprächen in überaus vollen Messehallen fordert Tribut. Doch manchmal zahlt man ihn gern.

Ein lieber Dank ans soziokulturelle Zentrum der Frauenkultur Leipzig dafür, dass ich zu den ausgewählten Autoren gehörte, die zur Buchmesse lesen durften. --- Und wer weiß, vielleicht hat mein inneres Feuer auch erste leise Spurenzum Thema in dem einen oder anderen Zuhörer hinterlassen…? Spuren, die den Rahmen der bloßen Unterhaltung im Segment Belletristik sprengen und einen weiteren Schritt zu etwas Wesentlichem im Zwischenmenschlichen motivieren…?

Wer den Roman „Besessen – Die anderen Bewohner“ mit einer persönlichen Widmung erwerben möchte, schreibe mir gern über meine HP www.christa-schyboll.de

 

Diverse Rezensionen

zu

"Besessen - Die anderen Bewohner"

 

V F. aus WELTBILD

Das Werk „Besessen - die anderen Bewohner“ führt den Leser auf geistvolle und faszinierende Weise durch das Leben einer multiplen Persönlichkeit und ihren inneren Kampf gegen die abgespaltenen Identitäten. Besonders der Mix aus mitreißenden und dramatischen Geschehnissen, die der Protagonist Silvio durchlebt, gepaart mit psychologischem Input zum Thema multiple Persönlichkeiten fesseln den Leser und lassen ihn nicht mehr los. So fiebert man nicht nur bei einer bewegenden Leidensgeschichte mit, sondern erhält auch einen sehr aufschlussreichen und erstaunlichen Einblick ins Krankheitsbild Silvios. Die Autorin schafft es vor allem durch explosive und unerwartete Handlungsereignisse Überraschung, Verblüffung, Entsetzung und Gänsehaut hervorzurufen. Absolut empfehlenswert!

 

von "Der bunte Ring"  - Interessengemeinschaft dissoziative Störungen im Mai 2015:

 

Christa Schyboll: Besessen - Die anderen Bewohner

Roman - Erschienen 2015 im Südwestbuch Verlag
Taschenbuch, 300 Seiten
ISBN: 9783944264547
Preis: 12,80 Euro

 

Der Roman zeigt das Leben von Silvio auf, der als kleines Kind die Ermordung seiner Eltern miterlebt hat. Er erleidet dadurch eine schwerwiegende Amnesie und bleibt ohne Kenntnis der eigenen Identität. In der Pubertät bricht bei ihm das Krankheitsbild der multiplen Persönlichkeitsstörung (DIS) aus. Die Tumulte in der Innenwelt des Jugendlichen nehmen dramatische Ausmaße an.

 

Ziel der Autorin ist es, über Spätfolgen einer Traumatisierung von Kindern zu informieren und so das Schweigen im sozialen Umfeld zu brechen. Sie weist im Vorwort darauf hin, dass die Geschichte des Romans von der Realität abweicht. Gerade im Bereich der Behandlung der Störung hat sie einen Weg gewählt, der so in der Trauma-Therapie nicht vorkommt. Das Vorwort und auch die Beschreibung des Verlaufes beweisen jedoch, dass die Autorin sehr sorgfältig recherchiert hat, bevor sie diesen Roman geschrieben hat.

 

Der Roman geht sowohl auf die Ängste von Angehörigen ein, für die die Diagnose am Anfang einfach nur "entsetzlich, schrecklich und gespenstisch" erscheint, als auch darauf, wie der Protagonist sich fühlt. Seine Unsicherheit beim Kennenlernen des eigenen Inneren wird sehr gut dargelegt.

 

Auch wenn die Art, wie es im Buch zu einer Heilung Silvios kommt, mit der Realität faktisch nichts gemeinsam hat, so ist die getroffene Aussage absolut wahr: "Man muss Heilung in dem Fall auch definieren, ...Sie hängt vom Einzelfall ab und bedeutet zumeist, dass diese Subpersönlichkeiten nicht verschwinden, aber man mit ihnen leben lernt und sie nicht mehr die Kontrolle über den Betroffenen haben. Teamwork ist das Zauberwort und das versuchen wir zu erreichen"

 

Trotz der Beschreibung von Eigenschwingungen und Spontanheilungen, wird der 'gespenstische Hokuspokus' nicht als Allheilmittel angesehen, sondern vieles 'basiert auf realen Fakten, die aber der Betroffene und der Therapeut zunächst noch nicht kennen.' Trotz des Titels 'Besessen - Die anderen Bewohner', zeigt der Roman klar auf, dass es sich bei der DIS nicht um eine 'dämonische Besessenheit' handelt.

 

Was auch für viele Außenstehende nicht nachzuvollziehen ist, ist die Tatsache, dass ein Betroffener anders funktioniert als ein Mensch mit nicht aufgespaltenen Persönlichkeiten. Dass das Flüstern, Schreien oder Sprechen zwar im Kopf stattfindet, aber genauso real ist, wie wenn neben uns ein Mensch steht und uns etwas zuflüstert oder und anschreit. Auch dies wird in dem Roman korrekt dargelegt.

 

Insgesamt handelt es sich bei Besessen - Die anderen Bewohner um einen gelungenen Roman über ein Thema, das in unserer doch so aufgeklärten Welt immer noch tabuisiert wird. Außerdem hat die Autorin es geschafft weder reißerisch noch lächerlich über die Diagnose DIS zu schreiben. 

 

Der Roman ist für Angehörige und Freunde von Betroffenen eine gute Lektüre, sofern man das Vorwort während des gesamten Lesens im Sinn behält und zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann.

 

Inwieweit auch Betroffene diesen Roman lesen können, ist eine Entscheidung, die jeder für sich treffen sollte. Eventuell könnte die Nennung und der innige Kontakt zu religiösen Orden sowie religiöse Metapher innerhalb des Romans, dem Einzelnen Probleme bereiten. 



Kommentare von Lesern:

"Dieses Thema interessiert mich besonders, da ich als Angehörige eines Traumatisierten mit der Spätfolge DIS jeden Tag mit den Auswirkungen dieser Störung konfrontiert bin. Ich bekam das Buch heute Vormittag - und hatte es innerhalb von 5 Stunden durch gelesen. Ich konnte es nicht aus der Hand legen, so gefesselt war ich von der Handlung und dem Verlauf des Romans."

 

"Heute Nachmittag begann ich den Roman zu lesen. Als Betroffener der Dissoziativen Identitätsstörung war ich sehr angetan von dem Schreibstil und konnte mich in einigen Punkten wiederfinden. Die Handlung rund um den Heiler musste ich jedoch überspringen, da dies in mir zu viel Unruhe auslöste. Alles in Allem ein gut geschriebener Roman, den ich in wenigen Stunden komplett gelesen habe."

 

 

 

 

Intensives und mitreißendes Leseerlebnis

 

Von FV am 4. Juni 2015

 

 

Das Werk „Besessen - die anderen Bewohner“ führt den Leser auf geistvolle und faszinierende Weise durch das Leben einer multiplen Persönlichkeit und ihren inneren Kampf gegen die abgespaltenen Identitäten.
Besonders der Mix aus mitreißenden und dramatischen Geschehnissen, die der Protagonist Silvio durchlebt, gepaart mit psychologischem Input zum Thema multiple Persönlichkeiten fesseln den Leser und lassen ihn nicht mehr los.
So fiebert man nicht nur bei einer bewegenden Leidensgeschichte mit, sondern erhält auch einen sehr aufschlussreichen und erstaunlichen Einblick ins Krankheitsbild Silvios.
Die Autorin schafft es vor allem durch explosive und unerwartete Handlungsereignisse Überraschung, Verblüffung, Entsetzung und Gänsehaut hervorzurufen.
Absolut empfehlenswert!

 

Informativ & unterhaltsam - lesenswert!

8. Juni 2015

 

Von 

Luai1991

Rezension bezieht sich auf: Besessen: Die anderen Bewohner (Broschiert)

 

Die Geschichte von Silvio und seiner Störung aufgrund eines traumatischen Erlebnissen in der frühen Kindheit ist sehr unterhaltsam und kurzweilig geschrieben, dabei werden die Störung und deren Behandlung sehr gut und verständlich erklärt.
Die Geschichte über Silvio hat mich sehr berührt und der Roman lässt sich ohne Stolpersteine flüssig lesen.
Ich kann den Kauf für jeden empfehlen, der/die neben einer tollen Geschichte sein Wissen über Persönlichkeitsstörungen erweitern möchte.
Viel Spaß beim Lesen!

 

Gelungene Abrundung des Kunstevents ArtAhrInteressante Lesung von Christa Schyboll

Sinzig. In Wort und Musik erfuhr das gelungene Kunstevent ArtAhr in der alten Druckerei des Krupp-Verlags am Samstag mit der Lesung von Christa Schyboll eine gelungene Abrundung. Rund 60 Zuhörer waren zu einer recht ungewöhnlichen Veranstaltung gekommen. Dabei griff die Sinziger Autorin den Untertitel der Kunstausstellung „Parallelwelten“ auf. „Parallelwelt“ ist für Christa Schyboll ein Sammelbegriff, der nicht nur allein auf die Theorie der Multiversen anzuwenden, sondern der auch im Hier und Jetzt vielfältig von jedem Menschen erfahrbar ist, wenn er nur wachsam darauf achtet. Diese Welten können subjektiv und objektiv erfahren werden, können sich in politischen Zusammenhängen ebenso zeigen, wie in der Kunst oder im Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur.

 

Christa Schyboll beleuchtete sowohl sachlich wie auch lyrisch kritisch die politische Dimension unserer globalen Ohnmacht gegenüber dem Kriegswüten in der Welt, das auch den über den ethischen Zustand der Spezies Mensch auf bittere Weise Auskunft gibt. Die Autorin nahm kein Blatt vor den Mund und legte mit ihrem offenen und klaren Wort die Finger in die Wunden der Zeit.

Im zweiten Teil des Abends wiederum lag der Schwerpunkt auf den Themen: Geist und menschliches Bewusstsein, seine Grenze und dem schmalen Grad zwischen Wahn und Wirklichkeit. Dies alles wird in ihrem nächsten Roman - einem Psychothriller - einen spannenden, gut recherchierten und breiten Raum einnehmen - der im nächsten Jahr aber noch eine eigene Lesung bekommt. Die lyrischen Gedanken zum Thema des Abends sind dem Werk „Zeitwände bersten“ entnommen, das ab Dezember als E-Book im Handel erhältlich ist.

 

Das Publikum schätzte in besonderer Weise auch die vielfältigen musikalischen Darbietungen von Ute und Ines Fischer aus Löhndorf, die beide gemeinsam ein feinfühliges Programm erarbeitet hatten, das die Zuhörer sehr berührte. Dabei kamen Gitarre, Klapper, Klangschalen, Trompete, Querflöte und weitere Klangwerkzeuge zum Einsatz, was mit großem Beifall vom Publikum belohnt wurde. Dieser gelungene Mix aus lauten und leisen Tönen und Klängen gab den intensiven Texten von Christa Schyboll eine starke Note.

Sinzig. In Wort und Musik erfuhr das gelungene Kunstevent ArtAhr in der alten Druckerei des Krupp-Verlags am Samstag mit der Lesung von Christa Schyboll eine gelungene Abrundung. Rund 60 Zuhörer waren zu einer recht ungewöhnlichen Veranstaltung gekommen. Dabei griff die Sinziger Autorin den Untertitel der Kunstausstellung „Parallelwelten“ auf. „Parallelwelt“ ist für Christa Schyboll ein Sammelbegriff, der nicht nur allein auf die Theorie der Multiversen anzuwenden, sondern der auch im Hier und Jetzt vielfältig von jedem Menschen erfahrbar ist, wenn er nur wachsam darauf achtet. Diese Welten können subjektiv und objektiv erfahren werden, können sich in politischen Zusammenhängen ebenso zeigen, wie in der Kunst oder im Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur.

Christa Schyboll beleuchtete sowohl sachlich wie auch lyrisch kritisch die politische Dimension unserer globalen Ohnmacht gegenüber dem Kriegswüten in der Welt, das auch den über den ethischen Zustand der Spezies Mensch auf bittere Weise Auskunft gibt. Die Autorin nahm kein Blatt vor den Mund und legte mit ihrem offenen und klaren Wort die Finger in die Wunden der Zeit.

Im zweiten Teil des Abends wiederum lag der Schwerpunkt auf den Themen: Geist und menschliches Bewusstsein, seine Grenze und dem schmalen Grad zwischen Wahn und Wirklichkeit. Dies alles wird in ihrem nächsten Roman - einem Psychothriller - einen spannenden, gut recherchierten und breiten Raum einnehmen - der im nächsten Jahr aber noch eine eigene Lesung bekommt. Die lyrischen Gedanken zum Thema des Abends sind dem Werk „Zeitwände bersten“ entnommen, das ab Dezember als E-Book im Handel erhältlich ist.

 

Das Publikum schätzte in besonderer Weise auch die vielfältigen musikalischen Darbietungen von Ute und Ines Fischer aus Löhndorf, die beide gemeinsam ein feinfühliges Programm erarbeitet hatten, das die Zuhörer sehr berührte. Dabei kamen Gitarre, Klapper, Klangschalen, Trompete, Querflöte und weitere Klangwerkzeuge zum Einsatz, was mit großem Beifall vom Publikum belohnt wurde. Dieser gelungene Mix aus lauten und leisen Tönen und Klängen gab den intensiven Texten von Christa Schyboll eine starke Note.

 

Ausführliche Reaktion zu

JENSEITS DER DUNKELWELT

weitere Reaktionen siehe diverse  Internet-Rezensionen

 

Der Held Karl macht radikal Schluß mit seinem Dasein als funktionalisierter Arbeitnehmer und Familienvater um endlich seiner wahren Berufung folgen zu können: schreiben!
Der aberwitzige Aufwand dies zu erreichen führt ihn schnurstracks in die Psychiatrie... von dort geht es rasant weiter - und das alles um schlußendlich zur Erkenntnis zu kommen doch nicht mehr schreiben zu wollen - oder vielmehr zu müßen, da er auf dem Weg zur "Selbstverwirklichung" das Ziel bereits erreicht hat.
Mit trockenem Humor und vielen philosophischen Denkanstößen appetitlich verpackt eine liebenswerte Geschichte, die womöglich hilfreicher (und amüsanter) sein kann als jeder midlife-crisis-Ratgeber.

Gundula Glueck

Der Held Karl macht radikal Schluß mit seinem Dasein als funktionalisierter Arbeitnehmer und Familienvater um endlich seiner wahren Berufung folgen zu können: schreiben!
Der aberwitzige Aufwand dies zu erreichen führt ihn schnurstracks in die Psychiatrie... von dort geht es rasant weiter - und das alles um schlußendlich zur Erkenntnis zu kommen doch nicht mehr schreiben zu wollen - oder vielmehr zu müßen, da er auf dem Weg zur "Selbstverwirklichung" das Ziel bereits erreicht hat.
Mit trockenem Humor und vielen philosophischen Denkanstößen appetitlich verpackt eine liebenswerte Geschichte, die womöglich hilfreicher (und amüsanter) sein kann als jeder midlife-crisis-Ratgeber.

Gundula Glueck

Wenn man erkennt, dass das eigene Leben nicht das ist, das man führen will, geht der Kampf mit der eigenen Person los.Man klebt dann schneller am selbst aufgehängten Fliegenfänger, als man denkt.Jeder Versuch der eigenen Falle zu entrinnen, wird nur damit bestraft, dass man sich weiter darin verheddert.
Der Roman von Christine Schyboll hat mir deutlich gezeigt, dass unser Leben absurdes, tragisches und komisches Theater ist und wir uns unsere Bühne und unser Publikum immer wieder neu kreieren.Der Autorin ist es gelungen, mich mit Ihrer Geschichte zu fesseln, zum Lachen zu bringen, aber vor allem "offensinnig" und neugierig zu machen, was meine eigenen Unzulänglichkeiten an Überraschungen einfordern werden. Jenseits der Dunkelwelt wird auf jeden Fall noch lange nachwirken, weil ich mich in vielen Charakterbeschreibungen der Protagonisten in meiner Welt als Fliegenfängeraufhängerin ertappt fühlte.

Fazit:
Absolut für alle zu empfehlen, die eine spannende und sinnhafte Reise ins absurde Theater des Lebens wagenwollen.

Astrid Fries

Das Buch erzählt die Geschichte eines Mannes, der es leid ist, sich den Zwängen unserer materiellen Welt unterzuordnen. Er würde gern ausbrechen und seine ideellen Träume leben, doch sein Pflichtbewusstsein kettet ihn an seine Familie. Er begreift, dass er sich dem Druck der Gesellschaft fügen muss. Dabei unterliegt er allerdings dem Irrtum, dass ein befristeter Ausbruch den für ihn unerträglichen Konflikt lösen könnte.
Um das Auskommen für sich und seine Familie während seiner Auszeit abzusichern, begeht er sorgfältig geplante Verbrechen, die ihn aber letztendlich nicht zum Ziel bringen.
Der Autorin ist es meisterhaft gelungen, die angesprochenen komplexen Fragen, die auch unser Sein bestimmen, in eine spannende mit subtilem Humor gewürzte Erzählung zu verpacken.
Nur den Schluss hätte ich mir klarer gewünscht, aber das ist meine persönliche Meinung und es tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch.
Fazit: ein Buch, welches sich locker und flüssig liest und bis zum Ende fesselt.

Andreas Sturm, Leipzig (Krimi-Autor)

Der Roman "Jenseits der Dunkelwelt" der Autorin A.C. Schyboll, aus dem Verlagshaus fhl, hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Ein Roman der aus der Menge der neuen deutschen Debüts herausragt, nicht nur durch den humorvollen Inhalt, dem tollen Schreibstil, sondern auch mit der listigen Art, der deutschen Gesellschaft mit einem Augenzwinkern den Spiegel vorzuhalten!
Karl Sandhauser ist Anfang 40, gutaussehend und charismatisch, Vater von drei Kindern, Ehemann einer sehr aktiven und attraktiven Frau, erfolgreich im Beruf und ohne grössere Sorgen.
Ohne grössere Sorgen? Weit gefehlt!
Denn Karl lebt in Deutschland und hatte mal einen Lebenstraum: Schriftsteller wollte er werden, berühmte Stücke wollte er schreiben und damit die Welt ein wenig verbessern.


Während des Literaturstudiums lernte er allerdings seine Ehefrau kennen, wurde Vater und musste sich -wie man es von Mann und Vater erwartet- um den Lebensunterhalt kümmern.
Auf ein Kind folgen zwei weitere und während seine Frau mit der Aufgabe ihres Studiums und der Rolle der Mutter und Ehefrau sehr gut klar kommt, ist für Karl der Lebenstraum, der in ihm schlummert, unendlich weit in die Ferne gerückt.
Aber eben nicht vergessen!


Und je älter er wird, desto mehr drückt ihn die Erkenntnis, dass er nicht das tut, was seine Bestimmung ist, sondern das, was die deutsche Gesellschaft, seine Frau, die Kinder und Arbeitskollegen von ihm erwarten.
Und er sucht nach Auswegen, denn es gibt Werke, die geschrieben werden müssen! Und sei es im Gefängnis!

Ich muss sagen, ich habe mich wunderbar amüsiert! Der Schreibstil erinnert an Tom Sharp, speziell im "Puppenmord", ist aber doch so eigen, dass ich fast sagen möchte, dieses Buch gefällt mir um Längen besser.
Kaum habe ich angefangen zu lesen, zauberte sich ein Lächeln auf mein Gesicht, ein Grinsen, ein Lachen, ich hatte von Minute an wunderbare Laune und grübel nach Beenden des Buches immer noch, wie die Autorin dies geschafft hat!
Sie schildert die Figuren so liebevoll, so intensiv, dass man als Leser der festen Meinung ist, Karl hat in seinen verqueren Gedanken absolut recht!
Er ist Opfer der Gesellschaft!


Und jetzt mal ganz ehrlich! Steckt nicht in jedem von uns ein bisschen Karl? Haben wir nicht alle schon Träume aufgegeben, weil es eben grade nicht passt, was sollen denn die anderen denken?
Wer sich auf die sympathische Familie Sandhauser einlässt, der wird verstehen, dass Karl nicht viel Wahl hat. Aber so ein Plätzchen im Gefängnis zu ergattern ist für einen ehrenwerten Mann gar nicht so einfach. Der erste Versuch ging "natürlich" schief, macht nichts, er versucht es nochmal!


Und da kommt dann die fantastische Genialität der Autorin!
Was kann ein Mann denn verbrechen, damit er für mindestens fünf Jahre ins Gefängnis kommt, wo er endlich Ruhe vor Ehefrau und Kindern hat, ohne dass er morden muss?
Richtig, er entführt!


Aber was passiert, wenn Entführte ins Grübeln kommt und feststellt, dass auch sie unfrei ist, ebenfalls verdonnert, ein Leben nach Erwartung von Gesellschaft zu führen und plötzlich gar nicht mehr gefunden werden möchte?
Also, ich wünsche mir für dieses Buch zahlreiche Leser, die ebenfalls einmal, wenigstens einmal, über ihre Freiheit innerlich und äusserlich nachdenken wollen, diesen subtilen Humor in wirklich jedem Satz wahrnehmen wollen und sich entführen lassen in die Gedankenwelt eines Karl, ich liebe ihn!, der doch so alles hat und wesentliches vermisst. Ich glaube, ich fange das Buch gleich nochmal von vorne an!
Vielen Dank auch für das wunderschöne Cover, ich entscheide mich für die sonnige Seite!

Regine Bacherle

 

         Das Buch war für mich eine positive Überraschung! Ich erhoffte einen unterhaltsamen, intelligenten, spannenden Roman! Ich wurde nicht enttäuscht und landete in einer heilen Welt die jedoch, je weiter ich las, immer verrückter wurde.

Am Anfang tat ich mich etwas schwer mit Karls Extrem-Superfrau Frau Viktoria. Lag es daran, dass ich sie nicht mochte, weil auch in mir etwas von einer unangenehmen Viktoria steckt? Kaum hatte ich zu lesen begonnen, hatte ich schon widerstreitende Gefühleund war dabei dem Protagonisten noch gar nicht wirklich nahe gekommen.

 

Es ist selten, dass mich ein Buch schon von Anfang an in heftige Emotionen verstrickt. Karl ist bereitwillig  und furchtbar gerne Teil von Viktorias „(Sieger-)Beute“ und damit der ideale Mann und Vater. Lange Zeit bemerkt es er es nicht einmal. Und als sich in ihm etwas regt und er spürt, dass sein Leben aus dem Gleichgewicht gerät, glaubt er, er könne es wieder geraderücken, in dem er sich eine Auszeit zum Schreiben nimmt. Einen Bestseller will er schaffen. Eine solide Versorgungsbasis für die Familie, die zudem  auch Viktorias hohem Anspruch genügt. Aber Karl findet keinen Ausweg aus dem scheinbar absolut ausbruchsicheren goldenen Hamsterrad, dessen Stäbe gehärtet sind aus Liebe, wohldosiertem Sex, Wohlstand, einer Superfrau und drei Superkindern, die er nicht verletzen will.

Karl liest sich zaghaft und langsam ins Bewusstsein des Lesers, wird einem immer vertrauter und man verzweifelt fast mit ihm. Seine Schwermut steigert sich und er beraubt am Ende seine eigene Bank. Diese Szene wird aber leider nur mit einem oder zwei Sätzen abgehandelt.

Was nun folgt ist nicht ohne Humor und mit ganz viel neuer spannender Handlung. Immer mehr verweben sich nun zwei Ebenen in dem Roman. Die sichtbare Handlung als eine Art Bühne für die noch unstrukturierten inneren Wandlungen. Die Entführung Lisannas beginnt furios und hat mich öfter herzhaft lachen lassen. Langsam, fast unmerklich wird die äußere Handlung jedoch immer mehr zur Nebensache. Immer mehr Blitzlichter geben einem einen kurzen Einblick in die Welt der Philosophie, der Physik und Metaphysik. Von vielen Dingen möchte man mehr wissen. Schöne, wichtige und inspirierende Metaphern und Erkenntnisse lassen einen beim Lesen  innehalten. Sie klingen nach, rühren an. Das ist wahrlich ein großes Kunststück und gelingt noch lange nicht jedem Buch. Es ist zu meiner Freude in einem feinen, äußerst eloquenten Stil geschrieben .

Ein kleiner Bruch für mich ist jedoch dann das plötzliche Auftauchen von Miguel Angel (Nomen est omen). Gern hätte ich als Leser erfahren, was da alles besprochen wurde. Schade, dass uns das die Autorin vorenthielt. Über ihre Gründe kann man nur spekulieren.

Das Lesen des Buches war flüssig und leicht, da es verständlich geschrieben ist.. Es hat sich voll gelohnt. Ich kann es nur empfehlen: Ein Buch zum Mehrfachlesen!

Helene Schäfer

 

 

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Sich einmal im Leben Zeit nehmen und einen Roman wachsen lassen, davon träumt jeder Hobbyautor. Nicht selten ist er davon überzeugt, dass die ganze Welt geradezu auf seine Geschichte wartet. Der Roman wird die Menschheit retten, die Leser unterhalten und uns alle veranlassen, zu uns selbst zu finden. Jeder geht natürlich gleich von einem Bestseller aus, der alle finanziellen Probleme löst. Nur wann sollen wir die Zeit dazu finden? Schließlich sind wir zu sehr in unseren Alltag eingespannt und kommen deswegen nicht zum Schreiben. Sonst stände der eigene Name ja längst auf den Bestsellerlisten, würden Leser säckeweise Briefe schreiben.

Karl Sandhauser ist Systemadministrator bei einer Bank also nicht das, was wir landläufig unter einem Künstler verstehen, und doch entwirft er einen genialen Plan, wie er sich Zeit in seinem Leben frei schaufeln will, um Raum für ein literarisches Werk zu schaffen. Zuhause ist das nämlich nicht möglich. Da hütet Viktoria die Familie und fühlt sich umgeben von einer Horde Hochbegabter. Karls Schreiben, das nimmt sie nicht so ganz ernst. Es gibt Wichtigeres im Leben. Karl kann das Schreiben doch auch als Hobby betreiben. Für einen Berufenen wie Karl, ist das natürlich kein Ausweg.

Die 1952 in Sinzig geborene A.C. Schyboll verfällt nicht der Versuchung, einen leichthin gängigen Unterhaltungsroman zu schreiben, indem sie einen lustigen Einfall zu einem Roman aufbläht. Eher dürfen wir am Leben eines mittelmäßigen Bankers teilhaben, der sich vornimmt, endlich sein Leben in den Hand zu nehmen. Was liegt schließlich näher, als die eigene Bank zu berauben, die Familie abzusichern und selber im Gefängnis zu landen, um hinter verschlossenen Türen, abgeschottet von der Welt, nichts als schreiben zu können. Der Plan ist bis ins Kleinste durchdacht. Da kennt Karl sich immerhin aus und als Systemadministrator bringt er das notwendige Rüstzeug mit.

Nur geht das natürlich in bester Parker Tradition eines Gerry Dishers schief. Auch weil Karl nicht die kriminelle Energie mitbringt, der es nun mal für einen Bankraub bedarf. Karl Sandhauser landet nach einer satirischen Meisterleitung als Geständiger, dem keiner glauben will, in der Psychiatrie. Umgeben von Überspanntheit und Wahnsinn findet er die Muße, seine Seiten mit Sätzen zu füllen. Endlich ist er am Ziel. Doch seine Frau überzeugt alle davon, dass ihr Mann sich von seinem Burn Out am besten bei ihr Zuhause regeneriert und sicher auch wieder zur Bank gehen wird. Das Abenteuer ist noch nicht zu Ende.

Obwohl dieser Karl Sandhauser uns gleich sympathisch ist, weil er einen so törichten Versager gibt, dass er einem ans Herz wächst, spüren wir schon bald die manische Fixierung, das Ausblenden jeglicher Vernunft und erahnen, dass hier ein Mann dabei ist, sich selbst ins Abseits zu stellen. Ist es wirklich das Schreiben, das Karl durchdrehen lässt? Ist es nicht die Flucht vor sich selbst? Womöglich eine leicht übersteigerte Midlife Crisis?

Schyboll gibt ein atemberaubendes Tempo bei ihren Einfällen vor, wenn es geht den Slapstick zu steigern. Das ist mitunter kurzweilig, doch es steht im krassen Gegensatz zu den tieferen Einsichten über das Leben, die die Autorin ihren Lesern vermitteln will. Der Ausbruch aus der Enge geht nicht ohne tieferen Sinn vonstatten. Es bedarf wie bei Castaneda der Esoterik, um den Irrsinn zu untermauern, statt ihn für sich sprechen zu lassen. Da weht ein Hauch von Paolo Coelho durch den Roman.

Als Karl, aller Sinne beraubt, die Sängerin Lisanna entführt, unterwirft Schyboll »Jenseits der Dunkelheit« mit dem Auftreten von Miguel Angel einer Metaebene. Dem seelischen Zustand unserer Zeit will sie hilfreich begegnen und gerät in schweres Gewässer. Das überzeugt nicht wirklich.

Die deutsche Literatur leidet mitunter darunter, dass sie dem Absurden, dem Slapstick, dem überdrehten Humor nicht vertraut. Was, wenn das zwischen den Zeilen falsch verstanden oder gar nicht verstanden wird? Also lieber gleich noch eine Prise Philosophie untergemischt. Da gestattet sich die angelsächsische Literatur größere Freiheiten und ist bei weitem nicht so streng mit sich.

So melden sich bei Karl, wenn er gegen Ende des Romans mit den Fäusten in die Erde schlägt, innere Stimmen und sprechen zu ihm:

»Alles ist getan, weil alles erlebt wurde, was Wort werden wollte. Worte, die von lebendiger Erkenntnis in Weisheit münden. Erfahrung, die  zurückkehrt zum Licht. Du selbst bist nun ein lebendiges Wort …und es ist durch dich Mensch geworden.«

Nun ja. Vielleicht besser doch nur schreiben.  Oder gleich wie in »Jenseits der Dunkelheit« verrückt bleiben. Ein über weite Strecken vergnüglicher Roman strandet so im Kaffeesatz.

 

Januar 2013

Chefredaktion Beletristik-Couch

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A.C.Schybolls Roman Jenseits der Dunkelheit" ist ein Entwicklungsroman, der am Ende geheimnisvoll endet. Mir diesem Ende könnte so manch ein Leser Schwierigkeiten bekommen, weil es ja Fragen offenlässt. Dennoch ist es nicht so, als ob der Eindruck entsteht, die Autorin hätte selbst auf diese Fragen keine Antwort, sondern im Gegenteil, ich glaube, dass der Leser aufgerufen ist, sich gern da in eigene Tiefen zu begeben, falls er das möchte. Ob er das kann, ist vermutlich jedoch auch ein wenig eine Altersfrage. Ich denke, dass eher junge Menschen da nicht so die Zielgruppe sein kann. Vermutlich ist es günstig, wenn man doch schon so einige Lebenskrisen und Herausforderungen hinter sich hat, damit man sich in den Protagonisten und seine Gedankenwelt besser einfinden kann. Kann man das, wird das Buch zu einem Gewinn. Kann man das nicht, ist man in die falsche Zielgruppe geraten. Beachtlich ist auch das Sprachniveau, das von Können zeugt aber für Normalkostleser ebenfalls zum Problem werden könnte. Liebt man Sprache und ihre reichen Spielvarianten, ist man hier besonders gut bedient, weil im Belletristikbereich doch eher selten heute Romane mit dieser Sprachkraft aufwarten. Allerdings kann es für manch einen auch zur Hürde werden. Letztlich der subtile Humor, der mir sehr gut gefallen hat und immer wieder fein eingestreut ist. Das Buch gehört trotz der Einschränkungen für gewisse Leserzielgruppen in meinem Bücherregal zu den eher wenigen, das ich in anderen Altersstufen gern noch einmal neu lesen werde. Gespannt darauf, wie mein Blick sich verändert hat, weil ich mich selbst veränderte.

 

McFeegle

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Ein wahrer Genuss. Ein neuer Geschmack, der sich harmonisch zusammenfügt zu einer bisher unbekannten Delikatesse. Wie in Süsskinds "Parfum" Worte die Phantasie und die Erinnerung stimulierten und Gerüche lebendig werden ließen, so schafft es Christa Schyboll auf dieser neuen Ebene ein Muster vorzugeben, das den Leser anregt, verschiedene Färbungen seiner eigenen Phantasie und Erfahrung mit hineinzuweben.
Einfach darauf einlassen...!

Gaby Assmann

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A. C. Schybolls Roman gehört zu jener Art von Büchern, die man nicht nur gefühlsmäßig, sondern auch intellektuell genießt. Es ist ein Kriminalroman mit den Mitteln echter esoterischen Vertiefungen oder aber ein intellektueller Roman im Krimi-Genre. Originell und packend ist das Muster der Handlung, hinter dem sich das eigentliche Thema des Romans verbirgt: die Suche nach dem Ich. Denn die Sinnkrise, unter der der Held leidet, kann unmöglich eine andere sein als die des mangelnden Ich. So allein lassen sich die ergreifenden Ereignisse der Darstellung lesen und begreifen: als ein moderner Mythos, der sich äußerlich ganz zeit- und realitätsgemäß darstellt, innerlich aber ein Mysterium ist, dessen Sinn und Zweck ein inmitten der Lebensturbulenzen wiedergefundenes Ich sein kann. Erfreulich, mit welcher Phantasiekraft und Sprachkunst sich die Autorin dieser großartigen Aufgabe bemächtigt.

 

Karen Swassjan

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Der Titel, lässt mich aufhorchen. Ich lese auf dem virtuellen Buchrücken: „…ein humorvoll philosophischer Roman im Gewand einer kriminalistischen Handlung…“

Philosophie? Genau diese ist es, die mich neugierig macht und so beginne ich mit dem Lesen der ersten Seiten.

Dabei fällt mir zunächst auf - da ist etwas anders als es der Leser gewöhnlich kennt. Nein, ich habe nicht das Gefühl, dass da etwas fehlt, es ist nur – anders. Es gibt keine wörtliche Rede. Vielleicht kommt sie später noch?

Nach den ersten 20 Seiten stelle ich fest: Nein, sie ist nicht wichtig die wörtliche Rede, denn ich fange an Sätze wie die folgenden zu mögen.

„Man hielte zwar ihre Besuche für sehr wichtig und würde sie und die Kinder, eventuell nach Diagnosestellung auch gerne in die Therapie mit einbeziehen. Da käme man aber noch auf sie zu.“

Das Ehepaar Victoria und Karl Sandhauser führen eine Bilderbuchehe in ihrer Bilderbuchfamilie mit drei hochbegabten Kindern. Jedenfalls ist  Victoria von deren Hochbegabung überzeugt. In der Ehe  scheint alles perfekt zu sein. Eine Vorzeige-Familie eben. Viktoria kümmert sich um Haushalt und Kinder und scheint in dieser Beziehung die Dominantere zu sein. Karl gibt den lieben Papa und Ehemann ab.

Äußerlich lässt er sich nicht anmerken, dass er so gerne einfach mal fünf Jahre aussteigen würde aus diesen Zwängen um sich herum. Er liebt seine Frau und seine Kinder, doch er ist überzeugt, dass er der Welt ein Buch hinterlassen muss und dafür braucht er die fünf Jahre einfach mal Ruhe. In dieser Zeit soll seine Familie natürlich finanziell abgesichert sein. Um dies gewährleisten zu können plant er einen Banküberfall bei der Bank, in der er als Systemadministrator arbeitet. Sein Plan: von dem erbeuteten Geld kann seine Familie die nächsten fünf Jahre sehr gut über die Runden kommen während er im Gefängnis in Ruhe sein Buch schreiben kann.

Er setzt seinn Plan um und überfällt die Bank.

 

An dieser Stelle geht es mir zu schnell, so schnell, dass ich gar nicht mitbekomme, dass der Banküberfall bereits stattgefunden hat. Hier wäre ich gerne in die Szene des Überfalls herein geholt worden. Statt dessen bemerkte ich erst ein paar Seiten später, durch indirekte, logische Folgerung, dass ich etwas verpasst hatte.

In der Realität vielleicht unwahrscheinlich hier jedoch logisch und glaubhaft, folgt die erste unerwartete Wendung, als Karl sich der Polizei stellt und den Bankraub als sein Verbrechen meldet.

Da denke ich als Leser bereits alles läuft wie geplant, was soll jetzt noch passieren? Karl`s Plan muss aufgehen. Ich sehe ihn schon in seiner Zelle sitzen wie er den Bleistift spitzt.

So bin ich nicht wenig überrascht als es ganz anders kommt.

Der Polizist glaubt ihm nicht. Ein Anderer hat eine ganze Bankraub-Serie gestanden, und gleich Karls Überfall mit.

Für den Leser und den Polizisten passt so am Ende alles besser zusammen. Schließlich ist Karl ein verantwortungsbewusster Familien-Vater. So weist man ihn nicht ins Gefängnis, sondern in eine Klinik für Psychisch Kranke ein. Die Ärzte finden nichts und sagen es sei nur eine vorübergehende Überanstrengung.

 

Ähnlich unerwartete, überraschende Handlungsverläufe folgen und sorgen dafür, dass die Spannung bis zum Ende nicht nachgibt.

Das Ende steht da…ganz offen. Doch bin ich gespalten in der Frage ob dies dem Buch gut tut oder ihm etwas fehlt.

Einerseits mag ich Geschichten mit offenem Ende, da ich gerne selbst kreativ werde und mir ausmale wie es weiter gehen könnte.

 Meine Reaktion am Ende des Buches von Christa Schyboll war eine Art zögernder Zufriedenheit. Gleichzeitig war ich überrascht wegen der Plötzlichkeit, erstaunt über die Art des Endes und auf jeden Fall zum Nachdenken angeregt.

Erst später lese ich den Epilog und stelle fest, er macht das Ende plausibel.

Also „Ende gut alles gut“

Trotz einzelner Kritikpunkte hat mich das Buch bis zum Ende gefesselt und neugierig gemacht auf mehr Lesestoff von dieser Autorin.

So kann ich mit bestem Gewissen „Jenseits der Dunkelwelt“ von Christa Schyboll weiter empfehlen.

Rezension von Ulrike Paulick

 

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Volle fünf Punkte! Gründe: Das Buch weiß von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Es könnte sich für so manchen Leser zum Suchtbuch" entwickeln, weil man einfach wissen will, wie dieses sich anbahnende Drama weiter geht.
Die noch völlig unbekannte Debütautorin hat da mit ihrem ersten Werk einen doppelten Salto aufs Bücherparkett gelegt.

Alles ist veränderbar" ist eine Kernaussage dieses Buches. Aber jede Veränderung braucht Mut und Risikobereitschaft. Jeder muss lernen, sein Lebens-Drehbuch" nicht nur im Außen umzuschreiben, sondern eine neue innere Haltung zu den Dingen und vor allem zu sich selbst zu entwickeln. Die Autorin hat sich den persönlichen Durchbruch" ihres Protagonisten bis auf die allerletzte Seite vorbehalten. So schafft sie einen Spannungsbogen, der bis zum Ende des Buches reicht.

Der Schluss gibt Rätsel auf. Es bleiben Fragen offen. Für mich ist der so gewählte Ausgang der Story ein stimmiger, wenn auch gewagter Höhepunkt in der Persönlichkeitsentwicklung jenes Karl Sandhausers, auf welchen das gesamte Buch hinarbeitet.

Das Buch ist übrigens sehr leicht zu lesen, trotz der Tiefe und den Geheimnissen, die es birgt. Nur die kurzen philosophischen Texte bedürfen ein wenig mehr Konzentration, wenn man sie durchdringen und nicht darüber hinweg lesen möchte.

Eine gelungene und interessante Mischung zwischen Unterhaltungsroman und anspruchsvollem Wegweiser, den man auch auf das eigene Leben übertragen kann.

Roswitha Riebisch

 

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Die erste Hälfte des Buches ist eine präzise Zustandsbeschreibung einer scheinbar normalen Durchschnittsfamilie, die von außen betrachtet zu keinem Blick durch's Wohnzimmerfenster verlockt hätte. Sicher wären viele glücklich, so günstige Lebensumstände anzufinden und sich wohlig darin einrichten zu können. Etwas schier Unverständliches scheint die beiden Hauptprotagonisten aber nach dem etwas Anderen" hin zu treiben: Die Gattin projiziert diesen Wunsch - durch ihre eigenen abgebrochenen Karriere kompensierend - in ihre Kinder, die alle etwas Besonderes" sein müssen, wobei sie dabei ganz auf der äußeren Ebene des Alltäglichen bleibt, denn welche Mütter (Väter) träumen nicht davon und erleben es, dass sie mit hochbegabten Kindern Aufmerksamkeit und Anerkennung ernten. Auch wenn bei Viktoria dieser Wunsch sozusagen im psychosozialen Kontext bleibt und vorrangig der Selbstbefriedung wie Nestsicherung dient, und sie Ihrem Mann neben der klassischen Erfüllung ehelicher Pflichten (gespickt mit lebendiger Verspieltheit und Phantasie) vor allem die Rolle des Bewahrers dieses Nestglücks zuweist, entwickelt sie dennoch eine innereigenständige Unabhängigkeit, die es ihr erlaubt, in allen schwierigen Situationen flexibel nach Antworten und Lösungen zu suchen, also Krisen als kreative Chancen zu be- und ergreifen. Aber bei aller Vitalität und positiven Grundgestimmtheit ihres Wesens vermag sie es nicht, in die inneren Bewegtheiten ihre Gatten einzutauchen. Ihre Fixierung ist vorrangig auf Funktionalität gerichtet und blendet damit notwendigerweise feinere Strömungen im Anderen aus. Wer eigene Wünsche und Vorstellungen auf das Außen projiziert, kann die Wirklichkeit nicht sehen, sondern hält den Film des Lebens am laufen. Daher ist es dem Leser - bei aller Gutheit dieser Frau - nachvollziehbar, Karls Flucht als not-wendigen Ausweg aus dieser Begrenztheit zu sehen. Schaut man als relativ normaler Leser auf diesen Karl, wundert es aber dennoch, dass er seiner frühkindlichen Berufung als Schriftsteller so kompromisslos, ja fast zwanghaft Raum geben will und keinen anderen Weg als den in eine Zelle sieht, in der er diese verwirklichen zu können glaubt.
Liest man all diese feinen Beschreibungen auf einer höheren Oktave, könnte man leicht Schlüsse aus dem ziehen, was unsere sogenannte Schein-Realität ist: Ein schön eingerichtetes Irrenhaus, das man allenfalls mit einer Gefängniszelle austauschen kann, und das auf Staatskosten (im Knast).

Der etwas weniger normale Leser, der diese Sehn-sucht vielleicht selbst spürt, ahnt im Laufe der Geschichte, dass das Folgen dieser Sehnsucht eine eigene, mitunter befremdliche Dynamik entwickelt und Kräfte freisetzt, die zu mutigen Schritten befähigt. Die Konsequenzen versucht der geübte Verstand durch Überlegungen und Planung noch zu kontrollieren, aber die hinter allem treibende Kraft folgt anderen Gesetzen, die dem Kollektiv noch fremd sind. Karl erfährt diesen Einbruch des Unbekannten und ergibt sich standhaft in diesen neuen Fluss der Ent-wicklung, die ihm sein wahres Wesen auf ganz andere, ja wunder-volle Art nahe bringt, als er es sich (aus seiner kindlichen Weltsicht heraus) vorgestellt hatte.

Die sich wandelnden Protagonisten Karl und Lisianna ziehen durch diese stille Transformation die unbekannten Kräfte in stärkerem Maße an, weil suchende Menschen magnetisch sind und Gleiches Gleiches anzieht.
So wundert es nicht, dass Dinge passieren, die dem Durchschnittsmenschen als Wunder erscheinen und der Buchgeschichte möglicherweise seine Stringenz absprechen möchten. Das war schon zu Zeiten Jesu so und führte zur Kreuzigung.
Das Schöne und Verheißungsvolle an diesem Buch aber ist, dass der so menschlichen Viktoria eine wünschenswerte Liebesromanze geschenkt wird (was so ganz in das horizontale Welt-bild passt), wie dem Numinosen, das den beiden Ausbrechenden widerfährt, das als geheimnisvolle Einweihung" angedeutet wird, die nicht - wie zuvor die Alltagsprozesse - sauber analysiert dargereicht werden kann. Solcher Art vertikale Erfahrungen sind stets nur innereigene Offenbarungen, auf die nur hingedeutet werden kann. Diese Botschaft ist so alt wie der Mensch - Christa Schyboll hat sie als moderne, fein- und tiefsinnige Geschichte aufbereitet. Wer suchet, der findet.

Clarissa

PS: Alle Spiegelstriche in Wörtern sind absichtlich gesetzt.

 

 

 

 

 

 

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(c) Christa Schyboll, 2017